Walchensee:Es reicht

Mehr als eine Million Personen hat die Herzogstandbahn seit 1994 ins Tal oder zum Gipfel befördert.

Die Situation am Walchensee hat sich verschärft. Nicht nur an ein paar schönen Wochenenden strömen die Touristen in die Region, sondern sie kommen von Ostern bis November bei gutem Wetter beinahe durchgängig. Blick von der Bergstation Herzogstandbahn hinunter zum Walchensee.

(Foto: Harry Wolfsbauer)

Seit Jahren leiden die Gemeinden Kochel am See und Jachenau unter dem Ansturm von Touristen am Walchensee. Im Dezember wird nun ein Workshop stattfinden, der zu konkreten Lösungen kommen soll.

Von Petra Schneider

Bürgermeister Thomas Holz (CSU) und seinem Jachenauer Amtskollegen Georg Riesch (FWG) reißt allmählich der Geduldsfaden. Seit Jahren versuchen die beiden kleinen Gemeinden, dem zunehmenden Ansturm von Tagestouristen am Walchensee Herr zu werden. Bislang ohne Erfolg. Denn sobald die Radiostationen schönes Wetter melden, machen sich Erholungssuchende vor allem aus dem Raum München in Richtung Kochel- und Walchensee auf.

Segler, Surfer, Taucher, Wanderer, Spaziergänger - es sei verständlich, dass man aus der Stadt ins Grüne wolle, sagte Holz am Dienstag im Gemeinderat. Dennoch müsse endlich eine Lösung gefunden werden, die Region stehe unter enormen Druck. Holz und Riesch haben im vergangenen Jahr ihrerseits Druck auf das Landratsamt, die Regierung von Oberbayern und die verschiedenen Ministerien gemacht und die Situation laut Holz "mit drastischen Worten" geschildert. Die beiden kleinen Gemeinden Kochel und Jachenau könnten das Problem nicht alleine lösen.

Im Dezember wird es deshalb einen "Zielfindungsworkshop" geben, der in drei Schritten zu konkreten Lösungen kommen soll. Etwa 40 Teilnehmer sind vorgesehen, neben Vertretern des Landratsamts und der Ministerien auch jeweils 12 bis 15 Vertreter aus Kochel und der Jachenau; Gemeinderäte, Vertreter der Touristabteilungen, Wasserwacht, Bergwacht und Feuerwehr, Fischereigenossenschaft, Dorfschule Walchensee, der Energiekonzern Uniper, sowie Vertreter von Wassersportvereinen, Gastronomie und Campingplatz. Die Situation am Walchensee habe sich in den vergangenen fünf bis zehn Jahren verschärft, sagte Holz. Denn inzwischen seien nicht nur ein paar schöne Wochenenden im Jahr betroffen, vielmehr halte der Druck zwischen Ostern und November bei gutem Wetter beinah durchgängig an.

Walchensee: Zugeparkt: Vor allem an den Wochenenden im Sommer ist das Verkehrsaufkommen an den Badeseen hoch, wie hier am Walchensee.

Zugeparkt: Vor allem an den Wochenenden im Sommer ist das Verkehrsaufkommen an den Badeseen hoch, wie hier am Walchensee.

(Foto: Harry Wolfsbauer)

Die Analyse eines externen Moderators stellt eine weiträumige und regelmäßige Überlastung durch den Freizeitverkehr im Bereich Walchensee fest: Demnach ergeben sich Probleme an der Autobahn A 95 Richtung Süden, die am Autobahnende vor Garmisch überlastet sei. Viele Autofahrer wichen auf die parallel verlaufende B 11 oder die Staatsstraße 2062 aus. Dies führe zu Rückstaus bei der Einmündung der Bundes- in die Staatsstraße nördlich von Kochel. In der Folge komme der gesamte Verkehr auf dem Kesselberg zum Erliegen. Zudem herrsche ein enormer Andrang von Tagestouristen am Südufer des Walchensees. Entlang der Mautstraße stünden rund 800 ausgewiesene Parkplätze zu Verfügung - viel zu wenig, bei einer Frequenz von bis zu 4000 Fahrzeugen. Die Folge: Parkverbotszonen würden missachtet, Durchfahrtsmöglichkeiten für Einsatzfahrzeuge blockiert und Wege, Infrastruktur und Natur stark belastet. Lösungen seien in den vergangenen Jahren immer wieder an Zielkonflikten zwischen Wirtschaft, Naturschutz, Wasserkraftwerk und Staatsforsten gescheitert, sagte Holz.

Beim Workshop sollen deshalb Vertreter aller Interessensgruppen zusammenkommen und Lösungen für eine "künftige Tourismusentwicklung in der Region Walchensee, unter besonderer Berücksichtigung oder besseren Steuerung des Verkehrsaufkommens" erarbeitet werden. Eine mögliche Ausweitung des bestehenden Landschaftsschutzgebiets in ein Naturschutzgebiet steht nicht zur Diskussion. Auch die Themen "Motorradverkehr" und "Wasserkraft" seien aus dem Projekt ausgeschlossen und müssten nach Ansicht des externen Moderators gesondert behandelt werden.

In einem ersten Schritt sollen die direkt oder indirekt betroffenen Interessensgruppen ihre Perspektive darstellen. Die aufgezeichneten Interviews könnten im Prozessverlauf ergänzend als "unverfälschtes und emotionales Stimmungsbild" dienen. Die Kosten von knapp 9900 Euro brutto für den zweitägigen Workshop teilen sich Landkreis und die beiden Gemeinden. Gemeinderat Reinhard Dollrieß (FW) kritisierte, dass in einer Zeitung kürzlich ein Foto von Ausflüglern bei einem Lagerfeuer am Walchensee veröffentlicht worden sei. Das sei in einem Landschaftsschutzgebiet verboten. Dollrieß nannte es einen "Affront", wenn durch diese Form der Berichterstattung die Bemühungen ehrenamtlicher Kräfte durchkreuzt würden, bei Besuchern ein Bewusstsein für eine umweltverträgliche Freizeitnutzung zu schaffen.

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