DWS:Mit der Geduld am Ende

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Die Deutsche Bank tauscht den Chef der Fondsgesellschaft DWS frühzeitig aus. Schon länger war man in der Zentrale unzufrieden, weil Anleger Monat für Monat Geld abziehen.

Von Jan Willmroth, Frankfurt

Am Ende war es nur noch eine Frage der Zeit. Vor Monaten schon war aus den Reihen der DWS zu hören, wie eng es für Nicolas Moreau werden wird, den bisherigen Chef der größten deutschen Fondsgesellschaft. Im März hatte der 53-jährige Franzose das Unternehmen an die Börse gebracht, es sollte ein Befreiungsschlag sein, um unabhängiger zu werden von der kriselnden Mutter Deutschen Bank, die das Fondshaus weiterhin kontrolliert. Seither ist der Aktienkurs der DWS um ein Fünftel eingebrochen. Monat für Monat ziehen Fondsanleger ihr Geld ab, zuletzt 2,7 Milliarden Euro im dritten Quartal.

Das waren ein paar Milliarden zu viel. Der Aufsichtsrat der Bank beschäftigte sich auf seiner Sitzung am Donnerstag mit der Vertragsverlängerung von Moreau, der eigentlich noch bis Oktober 2019 im Vorstand der Deutschen Bank gesessen hätte. Bekannt war, dass Bankchef Christian Sewing nicht gut mit Moreau auskam. Nach den erneuten Mittelabflüssen gab es ausreichend Argumente, um ihn loszuwerden. Nun geht Moreau offiziell zum Jahresende, den Chefposten gibt er augenblicklich ab.

Und zwar an Asoka Wöhrmann, 53, der seit 1998 im Fondsgeschäft der Deutschen Bank Karriere gemacht und sich im Haus einen exzellenten Ruf erarbeitet hat. Die DWS kennt er auswendig, nicht zuletzt als aktuelles Aufsichtsratsmitglied. Bevor er Ende 2015 Chef des Privatkundengeschäfts der Deutschen Bank wurde, arbeitete er lange als Chefanlagestratege der Fondstochter. Wöhrmann hatte schon seit gut einem Jahr mit der Konzernführung gesprochen und deutlich gemacht, dass er in seiner derzeitigen Position nicht zufrieden sei. Die Bank stand vor der Wahl: Entweder steigt er auf oder sie lässt einen ihrer beliebtesten Manager ziehen. Als Chef der DWS werde Wöhrmann "dauerhaft zum Generalbevollmächtigten berufen", teilte die Bank am Donnerstag mit, er berichtet direkt an Konzernchef Sewing. Anders als Moreau wird er aber nicht auch noch im Vorstand der Bank sitzen. Die Finanzaufsicht mag es nicht, wenn Manager gleichzeitig Vorstand bei mehr als einem Finanzinstitut sind, Moreau war eine Ausnahme.

Wie schlecht die Stimmung zwischen diesem und der übrigen Führungsmannschaft der Bank war, wurde Ende Juli offensichtlich. Da musste sich die DWS zum zweiten Mal in Folge für Mittelabflüsse rechtfertigen und erklärte, das Jahresziel bei den Zuflüssen zu verfehlen. Moreau machte damals die schlechten Nachrichten der Konzernmutter dafür mitverantwortlich, was intern nicht abgesprochen war. Kurz darauf gab es die ersten Gerüchte über seine bevorstehende Ablösung. Dabei fiel sogleich der Name Wöhrmann: in Sri Lanka geboren, in Ostwestfalen aufgewachsen, fing er vor 20 Jahren als promovierter Volkswirt im Anleihemanagement an. Jetzt hat er die schwierige Aufgabe, die 676 Milliarden Euro, welche die DWS verwaltet, wieder zu mehren. Moreaus Vertrag wird derweil voll ausbezahlt. Zum neuen Jahr wird außerdem der Sewing-Vertraute Frank Kuhnke neuer IT-Vorstand der Deutschen Bank.

© SZ vom 26.10.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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