Königsplatz:Weniger ist mehr

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Bald wird sie für zwei Jahre hinter einem Bauzaun verschwinden: Die Glyptothek wird technisch-energetisch ertüchtigt und barrierefrei gemacht. Auch Fassadendetails werden ergänzt. (Foto: Robert Haas)

Die Sanierung der Glyptothek soll 17,5 Millionen Euro kosten und bis 2020 dauern. Die Veränderungen werden kaum sichtbar sein

Von Evelyn Vogel

Sorgen, dass man eines der beliebtesten Museen Münchens nach der Restaurierung nicht mehr wiedererkenne, müsse man sich nicht machen, verspricht Museumsdirektor Florian Knauß. "Das Gesamtkunstwerk Glyptothek bleibt erhalten." Die Sanierung betreffe vor allem die Einbruch- und Brandmeldeanlagen, Heizung, Lüftung und Sanitärbereiche, die Beleuchtung, die Fenster sowie die fehlende Barrierefreiheit. Aber im Zuge dieser Sanierung will man auch einige Fassadendetails wiederherstellen, so dass die Glyptothek in zwei Jahren "schöner erstrahlt".

Dabei folge man aber dem Grundsatz: "Außen Leo von Klenze - innen Josef Wiedemann." Und das dürfte den wenigsten Besuchern sehr viel sagen. Denn für die meisten Gäste, die sich an lauen Sommertagen so gerne im Museumscafé im Innenhof niederlassen, ist die Glyptothek ein uralter Bau, der so aussieht, wie er immer schon aussieht. Doch das im Äußern einen griechischen Tempel zitierende Museum, das Ludwig I. durch Leo von Klenze zwischen 1816 und 1830 errichten ließ, nahm im Zweiten Weltkrieg gewaltigen Schaden. Beim Wiederaufbau in den Sechzigerjahren unter Federführung Wiedemanns gestaltete man nicht nur das Innenraumkonzept neu, das mit farbigen Marmorböden, farbig stuckierten Wänden und gewölbten Decken einst an römische Thermen erinnerte. Man verzichtete aus Kostengründen auch auf allerlei "Zierrat" im Außenbereich. Deshalb fehlen dem Gebäude bis heute die Antefixe (verzierte Stirnziegel) auf den Dächern und der Attika, etliche der Löwenkopfwasserspeier an der Traufe, Skulpturen im Giebeldreieck sowie die farblich gestaltete Quaderung an den Seitenfassaden. All das soll möglichst originalgetreu wiederhergestellt werden, ebenso wie die "griechische" Treppe an der Südfront, die einst durch eine "römische Freitreppe" ersetzt worden war. Die Bäume im Innenhof sind vom Eschensterben betroffen und sollen durch japanische Schnurbäume ersetzt werden. Wilder Wein und Efeu, die dem Wandverputz zugesetzt hatten, sollen Kletterrosen an Rankgerüsten weichen, wodurch auch die Struktur der Innenhoffassade wieder zur Geltung kommen kann.

Die meisten großen Objekte bleiben im Haus und werden durch Holzverschalungen geschützt. Damit hat man vor wenigen Tagen begonnen, obwohl die Baumaßnahmen selbst erst Anfang 2019 in Angriff genommen werden. Bis zu 17,5 Millionen Euro sind dafür veranschlagt. Am 13. Oktober 2020, zum 190. Jubiläum, soll die Glyptothek wiedereröffnet werden. Ein Teil der Sammlung werde derweil auf Reisen geschickt, verriet Knauß. So werden die Antikensammlung in Berlin, das Thorvaldsen-Museum in Kopenhagen und das Kunsthistorische Museum in Wien Stücke aus der Münchner Glyptothek präsentieren.

Wegen der Sanierung haben die Antikensammlungen in Windeseile ein neues Café erhalten, das seit einer Woche geöffnet ist und schon jetzt Liebhaber gefunden hat. Im Frühjahr werden die angrenzenden Innenhöfe dafür "aufgehübscht". Nach 2020 soll es dann Cafés diesseits wie jenseits des Königsplatzes geben. Jedenfalls so lange, bis die Sanierung der Antikensammlungen fällig ist. Dass die auch bald ansteht, davon ist Knauß überzeugt.

© SZ vom 31.10.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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