Stresstest:Deutsche Banken schneiden eher schlecht ab

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Das Bankenviertel in Frankfurt: Die deutschen Insitute wurden eingehend auf ihre Widerstandsfähigkeit geprüft. (Foto: Boris Roessler/dpa)
  • Die Europäische Bankenaufsicht hat die Widerstandskraft der Branche geprüft. Die Kapitalpuffer der acht deutschen Geldhäuser schrumpften stärker als bei vielen europäischen Konkurrenten.
  • In Deutschland schnitt die Nord-LB am schlechtesten ab. Das Land Niedersachsen sucht seit Wochen nach einer Lösung für die von der Schiffskrise stark getroffene Landesbank.
  • Insgesamt seien Europas Banken aber größtenteils stabil, heißt es in dem Bericht.

Von Meike Schreiber und Markus Zydra, Frankfurt

Europas Aufseher haben den Großbanken in der EU ein insgesamt solides Zeugnis in Sachen Stabilität ausgestellt. Der Stresstest, den die europäische Bankenbehörde (Eba) am Freitagabend veröffentlichte, ergab aber teilweise noch Kapitallücken. In Deutschland schnitt die Landesbank Nord-LB wie erwartet am schlechtesten ab. Die hannoversche Landesbank musste bei der Prüfung einen Rückgang ihrer harten Kernkapitalquote auf 7,07 Prozent hinnehmen - auf einen so niedrigen Wert ging es für keines der acht getesteten deutschen Institute nach unten.

Die Deutsche Bank kam immerhin auf eine harte Kernkapitalquote von 8,14 Prozent. 2016 hatte das größte deutsche Geldhaus einen Wert von 7,8 Prozent erreicht. Die Commerzbank schaffte hingegen sogar eine harte Kernkapitalquote von 9,93 Prozent. Vor zwei Jahren hatte das Institut nur 7,4 Prozent erreicht. Die EU-Bankenaufsicht Eba hat in Zusammenarbeit mit den Kollegen der für die Eurozone zuständigen EZB insgesamt 48 Institute aus 15 EU-Ländern und Norwegen auf deren Krisenresistenz hin untersucht.

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Aus Deutschland sind unter anderem die beiden Großbanken Deutsche Bank und Commerzbank dabei, die DZ Bank, vier Landesbanken sowie die Förderbank NRW-Bank. Das Land Niedersachsen als Mehrheitseigentümer der Nord-LB sucht bereits seit Wochen nach einer Lösung für die von der Schiffskrise stark getroffene Landesbank. Geprüft wird eine Teilprivatisierung oder aber die Fusion mit einer anderen Landesbank, etwa der Helaba. Ein Sprecher des niedersächsischen Finanzministeriums sagte am Freitagabend, der Stresstest basiere auf Daten von Ende 2017. "Innerhalb des letzten Jahres ist ja schon eine ganze Menge passiert". Trotzdem nehme man das Ergebnis sehr ernst. Als größte Sorgenkinder im Stresstest entpuppten sich Barclays aus Großbritannien mit 6,37 Prozent und die Banco BPM aus Italien mit 6,67. Von den 48 geprüften Instituten aus 15 EU-Ländern und Norwegen fiel aber keines der Institute im Krisenszenario unter die Kapitalquote von 5,5 Prozent. Sinkt diese Zahl unter 4,5 Prozent, gilt ein Institut aufsichtsrechtlich sogar als Pleite und muss geschlossen werden. Europas Aufseher stellten den Großbanken damit insgesamt ein solides Zeugnis aus. Selbst Italien Banken, die unter der Haushaltspolitik der neuen Regierung leiden, schnitten vergleichsweise gut ab.

Die Aussagekraft des Stresstests ist begrenzt

Zum Stresstest selbst: Die Kreditinstitute mussten in den vergangenen Monaten durchrechnen, wie sie einen plötzlichen und starken Wirtschaftsabschwung verkraften würden. Im Kern geht es um die Frage, ob die Verlustpuffer - also das Eigenkapital - reichen, einen solchen Schock aufzufangen. Ein Konjunktureinbruch führt unweigerlich zu Kreditausfällen, was die Bankbilanzen belastet. Durchfallen konnten die Banken bei diesem Test nicht; die Bankenaufsicht wird von den schwachen Instituten aber verlangen, sich für den Ernstfall mehr Eigenkapital zu beschaffen. Die Testszenarien bestehen aus einer großen Zahl von Indikatoren wie etwa dem Preisniveau, der Arbeitslosigkeit oder der Lage auf dem Immobilienmarkt. Simuliert wird auch, wie sich die Institute bei einem Einbruch der Aktien- und Anleihekurse schlagen oder bei Turbulenzen auf den Devisenmärkten.

Die Aussagekraft des Stresstests ist begrenzt. Zum einen führen die Aufseher regelmäßig fokussierte Themenstresstests durch, zuletzt mit der Frage, wie Banken mit ansteigenden Leitzinsen umgehen könnten. Zum anderen sind die zugrunde gelegten Szenarien oft schon veraltet. Aktuelle Verwerfungen, wie etwa die Krise in der Türkei oder die Unsicherheit um Italien, sind nicht Teil der Übung. Der Stresstest braucht viel Vorlaufzeit. Banken rechnen die Szenarien durch, die Aufseher prüfen dann Punkt für Punkt, ob die Kalkulationen plausibel sind. Diese Qualitätssicherung braucht sehr viel Zeit.

Zudem handelt es sich um eine Stichprobe, nur rund ein Drittel der europäischen Banken mussten sich der Aufgabe stellen. Auch die Auswahl der Institute verwunderte. "Es sind zwei Banken weggelassen worden, die 2016 noch dabei waren, nämlich die National Bank of Greece und der italienische Monte Dei Paschi - beides angeschlagene Banken, die man durchaus einem Stresstest unterziehen sollte", beklagt Sven Giegold, EU-Parlamentarier der Grünen. In der Stichprobe gebe es keine griechische oder portugiesische Bank, dabei gelten beide Märkte als instabil. "Dafür sind mit der NRW Bank und der niederländischen Bank Nederlandse Gemeenten dabeigeblieben, die über viel Eigenkapital verfügen und damit das Gesamtergebnis verbessern", sagt Giegold.

© SZ vom 03.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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