FC Bayern in der Einzelkritik:Kimmich entwickelt sich zum Sicherheitsrisiko

Der 23-Jährige macht auf der Sechserposition zu viele Fehler, Serge Gnabry erinnert sich an sein Tempo und Thomas Müllers Frau Lisa schickt eine Nachricht an Trainer Kovac. Der FC Bayern in der Einzelkritik.

Aus dem Stadion von Matthias Schmid

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Manuel Neuer

FC Bayern Muenchen v Sport-Club Freiburg - Bundesliga

Quelle: Alexander Hassenstein/Bongarts/Getty Images

Spielte Neuer-like, zumindest hatte er nichts zu tun und langweilte sich so sehr, dass er in der ersten Hälfte einmal bis in den Anstoßkreis spazierte. Hatte ja nach dem Pokalspiel gegen Rödinghausen geklagt, dass der ziemlich biedere Auftritt nicht Bayern-like gewesen sei. Musste aber gegen Freiburg von hinten beschäftigungslos mitansehen, dass sich seine Mitspieler die Kritik nicht wirklich zu Herzen genommen haben. Musste dann kurz vor Schluss einen Ball aus dem Tor holen, weil Süle und Boateng nur zuschauten, wie Höler den überraschenden Ausgleich schoss. Das war weder Neuer- noch Bayern-like. Aber wenigstens gab er sich anschließend großzügig: Schenkte sein Trikot Freiburgs Trainer Christian Streich.

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Rafinha

FC Bayern Muenchen v Sport-Club Freiburg - Bundesliga

Quelle: Alexander Hassenstein/Bongarts/Getty Images

Die Stilfrage ist ja die zurzeit meist gestellte Frage bei den Bayern, die zwar gewinnen, aber dabei nicht sehr ansehnlich spielen. Rafinha steht nicht in Verdacht in Schönheit zu sterben, gibt meistens den guten alten Terrier als Verteidiger, gegen Freiburg hätte es aber auch ein bisschen mehr Feingeist nach vorne sein dürfen.

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Jérôme Boateng

Bayern München - SC Freiburg

Quelle: Lino Mirgeler/dpa

Hat seinen ganz eigenen (Mode-)Stil. Ist schon noch Berufsfußballer, aber auch schon mit eigener JB-Brillenkollektion am Markt unterwegs. Auf dem Rasen trägt er Kontaktlinsen, hatte nach hinten nichts zu tun, als er einmal vorne links eine Flanke in den Strafraum schlug, landete er danach auf dem Hosenboden. Nicht gerade Boateng-like, wie auch sein Auftritt beim Gegentor, wo er sich bei Süle beschwerte, dass er doch bitteschön den Höler hätte energischer verteidigen sollen.

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Niklas Süle

Bayern München - SC Freiburg

Quelle: Matthias Balk/dpa

So einen breitschultrigen Typen wie ihn holt man sich gerne als Möbelpacker für die Spezialaufgaben, zum Beispiel, um das Klavier durchs enge Treppenhaus zu wuchten. Gegen Freiburg war seine zupackende Art aber zunächst nicht gefragt, eher sein feiner Fuß im Spielaufbau. Doch als er gebraucht wurde, war er dann nicht energisch genug: beim Gegentor von Freiburgs Höler.

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David Alaba

Bayern München - SC Freiburg

Quelle: Matthias Balk/dpa

In seinem 200. Bundesligaspiel für den FC Bayern hatte er keine Szenen, die unbedingt eine 6,0 in der Haltungsnote erforderlich gemacht hätten. Vielleicht fehlt ihm auf der linken Seite einfach auch sein Buddy Franck Ribéry, um sich stilistisch schön ins Spiel einbringen zu können.

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Joshua Kimmich

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Quelle: Matthias Schrader/AP

Neuerdings mit neuer Frisur und seit Samstag auch mit neuer Position im zentralen defensiven Mittelfeld. Zog sich manchmal chefig wie weiland Bastian Schweinsteiger zwischen die beiden Innenverteidiger zurück. Kimmich fehlte aber häufig auch die Souveränität des Elder Statesman. War sogar eher ein Sicherheitsrisiko auf seiner Lieblingsposition, weil er sich in der ersten Hälfte zweimal naiv den Ball von Lucas Höler stibitzen ließ. Musste sich kurz vor der Pause sogar Pfiffe gefallen lassen, als er sich erlaubte, einen Rückpass auf Süle zu spielen. Seine Ballverlustquote wuchs danach sogar noch weiter an, verlor weiter auf fast groteske Weise Bälle an die Gegenspieler. Ist vielleicht doch wirkungsvoller als rechter Außenverteidiger.

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Renato Sanches

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Quelle: Christof Stache/AFP

Stellte sich in dieser Saison wieder als Wuchtbrumme vor, die er sein kann, wenn er wie ein oberbayerischer Landwirt durchs Mittelfeld pflügt. Gegen Freiburg fiel er aber nur mit seinen rosafarbenen Schuhen auf, was zu wenig war, um sich als stilbildende Ikone einen Namen zu machen.

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James Rodriguez

FC Bayern Muenchen v Sport-Club Freiburg - Bundesliga

Quelle: Alexander Hassenstein/Bongarts/Getty Images

Genesen von einer Erkältung, eigentlich derjenige, der von seinen stilistischen Fähigkeiten am ehesten Thiago mit Kleinkunst und Geistesblitzen ersetzen könnte. Passte sich gegen Freiburg aber dem Niveau seiner Mitspieler an. Spielte also ziemlich behäbig und einfallslos.

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Arjen Robben

Bayern München - SC Freiburg

Quelle: Lino Mirgeler/dpa

Die Sollbruchstelle im neuen ermatteten Bayern-Stil, zumindest in den ersten Minuten, weil er Tempo und Raffinesse ins Spiel brachte, und sich so abhob von seinen Mitspielern, die wirkten, als hätten sie ein paar Tropfen Baldrian verabreicht bekommen. Spielte danach aber auch so seltsam ermattet. Ausnahme: Ein formvollendeter Seitfallzieher, der ziemlich Robben-like war. Musste dann nach gute einer Stunde vom Rasen.

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Serge Gnabry

FC Bayern Muenchen v Sport-Club Freiburg - Bundesliga

Quelle: Alexander Hassenstein/Bongarts/Getty Images

Einer der auffälligsten Bayern-Profis in den vergangenen Wochen. Spielte mit seiner Geschwindigkeit und Dynamik also als einziger nicht Bayern-like. Bekam gegen Freiburg auf der linken Außenbahn zunächst aber wenig brauchbare Zuspiele, sodass er sich häufig ins Zentrum begab, wo aber so viel Verkehr herrschte wie auf dem Mittleren Ring im Feierabendverkehr. Nach der Einwechslung von Ribéry wechselte er auf die rechte Seite. War auch nicht stilprägender, bis er sich zehn Minuten vor dem Ende an seine Geschwindigkeit erinnerte und ziemlich Gnabry-like in den Strafraum rannte, um trocken ins kurze Eck zum 1:0 abzuschließen.

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Robert Lewandowski

Bundesliga - Bayern Munich v Freiburg

Quelle: Andreas Gebert/Reuters

Spielt in seinen besten Tagen ziemlich Gerd-Müller-like (der am Samstag 73 wurde). Braucht eigentlich keine Chance, um ein Tor zu machen. Aber gegen Freiburg vergab er eine große Möglichkeit, die er sonst mit verbundenen Augen macht. Allein war Lewandowski auf Freiburgs Schwolow zugelaufen, er hatte so viel Platz wie ein Wanderer auf einer Almwiese, doch statt mit links ins lange Eck abzuschließen, wählte er mit rechts das kurze Eck. Schwolow parierte mit dem Fuß. Sollte sich mal wieder ein paar Best-of-Szenen von Müller (Gerd) ansehen.

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Auswechselspieler

Bundesliga - Bayern Munich v Freiburg

Quelle: Andreas Gebert/Reuters

Franck Ribéry: Dribbelte nach seiner Einwechslung einmal Ribéry-like in den Strafraum, mit kurzen, schnellen Schritten. Stolperte dann aber über die eigenen Füße, was wiederum ziemlich Bayern-like war.

Leon Goretzka: Durfte noch ein paar Minuten für Gnabry aufs Feld, hatte aber nicht dessen Geschwindigkeit.

Thomas Müller: Durfte noch in den letzten 20 Minuten den Freigeist spielen. Entdeckte auf seinen verschlungenen Wegen allerdings keinen Raum mehr, der grotesk genug für ein Tor oder eine Vorlage gewesen wäre. Für mehr Furore sorgte seine Gattin, die anlässlich von Müllers Einwechslung auf Instagram gegen Trainer Kovac giftete: "Mehr als 70 Min bis der mal nen Geistesblitz hat." Ihr Gatte war später nur ganz kurz um Worte verlegen. Dann sagte er zum Post seiner Frau: "Ich habe es gerade mitbekommen. Das war aus der Emotion heraus, ich finde es im Nachhinein nicht unbedingt super. Sie liebt mich halt, was soll ich machen?"

© SZ.de/tbr
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