FC Bayern:Angespannt wie im Abstiegskampf

Bayern München - SC Freiburg

Bayerns Sportdirektor Hasan Salihamidzic (l.) reagiert gereizt auf Fragen zu Trainer Niko Kovac.

(Foto: Matthias Balk/dpa)

Aus dem Stadion von Matthias Schmid

Serge Gnabry stand im Souterrain der Fröttmaninger Arena vor dem Aufzug und wischte interessiert auf seinem Mobiltelefon herum. Den Fußballer des FC Bayern hatten am Samstagabend nach dem Bundesligaspiel gegen den SC Freiburg bestimmt viele Glückwünsche erreicht. Er war ja derjenige, der in der 80. Minute das 1:0 für die Münchner erzielt hatte, ein schönes Tor nach einem schönen Dribbling. Doch in die Glückwünsche hatten sich mit Sicherheit auch Fragen geschlichen, wie die Münchner die Partie am Ende doch nicht gewinnen konnten in der ihnen sonst so typischen Art, mit etwas Glück und Geschick.

Gnabry selbst war einer der wenigen, die diese Fragen nach dem 1:1 zuließen und auch beantworteten. Kapitän Manuel Neuer und auch Nationalspieler Joshua Kimmich waren zuvor wortlos durch die Katakomben gehetzt. "Nach meinem Tor darf nichts mehr anbrennen", sagte also Gnabry und klang so verwundert wie ein Meteorologe, der einen angenehm sonnigen Tag vorausgesagt hatte, aber jetzt Schneefall erklären muss. "Wir müssen das 1:0 über die Zeit bringen."

Diese beliebte Floskel aus dem Fußball-Wörterbuch hatte zuvor auch schon Thomas Müller fast verzweifelt bemüht. Normalerweise kommt sie nicht aus dem Mund von Bayern-Profis, eher gehören diese ritualisierten Formulierungen zum Standardrepertoire von Kollegen, die im Abstiegskampf stehen. Doch für die Bayern müssen sich diese Tage wie Abstiegskampf anfühlen. "Es ist emotional schon schwierig", gab Müller zu, "der Stachel nach einem 1:1 gegen Freiburg sitzt tief. Aber es hilft nichts, wenn wir jetzt auseinanderfallen. Wir müssen Farbe bekennen und uns zusammenreißen."

Wie ernst die Lage beim deutschen Rekordmeister wirklich ist, verkörperte Müller selbst am besten. Der Oberbayer gibt sich gerne als Karl Valentin der Bundesliga, er hellt auch nach Niederlagen mit einem flotten Spruch die Stimmung wieder auf. Doch diesmal wirkte er fast staatsmännisch, wie ein Minister in der Regierungskrise wägte er jedes Wort sorgfältig ab. Er sprach nicht nur ernster als sonst, sondern auch langsamer. "Wir quälen uns gerade sehr, aber müssen unbedingt in der Champions League verändert auftreten, was das Mitreißende betrifft", sagte er. Er weiß genau, dass seine Mannschaft weit entfernt ist vom sonst so selbstbewussten Fußball. Die Münchner spielen in diesen Tagen ziemlich schwerfällig, seltsam ermattet treten sie auf. Ohne Selbstvertrauen, Raffinesse und Wucht nach vorne - und fehleranfällig nach hinten. "Wir müssen deshalb gegen Athen wieder begeisterungsfähiger agieren und so den Schwung mitnehmen nach Dortmund", gab Müller vor.

Salihamidzic gesteht ein: "Freude fehlte irgendwie"

Die anhaltende bayerische Trägheit kann Müller aber ebenso wenig überzeugend erklären wie Sportdirektor Hasan Salihamidzic, der freimütig nach dem Spiel eingestand, dass die "Freude fehlte, irgendwie". Und was ihm noch viel mehr Sorgenfalten auf die Stirn zeichnet, ist die Tatsache, dass Gegner wie Freiburg gleich gefährlich werden, "wenn sie in unsere Hälfte kommen". Sie wollen jetzt alles in Ruhe analysieren, schickte Salihamidzic noch hinterher.

Geht es nach Müller, darf die Aufarbeitung des 1:1 gegen den SC Freiburg nicht zu lange dauern: "Wir dürfen nicht hadern und zaudern." Aber wie sehr ihn der vergebene Sieg beschäftigt, zeigte sein Wissen über die Bilanz der Badener gegen den FC Bayern. "Das war ein historischer Punkteverlust für uns und hat es seit 1997 nicht mehr gegeben", sagte Müller.

Zumindest Gnabry machte nach der Partie die Tür zur Bayern-Kabine einen Spalt weit auf. "Die Stimmung war jetzt nicht top", gab er zu. Mehr wollte er aber nicht verraten. Auch Bayern-Präsident Uli Hoeneß weigerte sich, das 1:1, das sich für alle Beteiligten wie eine Niederlage anfühlte, zu kommentieren. Nur ein Satz blieb nach dem Spiel von ihm hängen und der bezog sich ausdrücklich nicht auf das Spiel, sondern auf das Gerücht, dass die europäischen Großklubs eine Super-Liga planen würden: "Das ist eine Falschmeldung", sagte Hoeneß.

Wie angespannt die Stimmung sein muss, konnte man dann in den Antworten von Salihamidzic heraushören. Auf die Frage eines Reporters, ob Kovac' Job nach einer Niederlage in Dortmund gefährdet sei, entgegnete er barsch: "Fragen Sie mich nicht eine solch blödsinnige Frage." Danach ließ er keine weiteren Fragen zu und eilte davon.

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