Berlin:80-Jähriger schlachtet Wildschwein auf Parkplatz

Afrikanische Schweinepest - Wildschwein

Wildschweine dürfen laut Gesetz nur von Jägern erlegt werden (Symbolbild).

(Foto: Bernd Settnik/dpa)
  • Ein 80-jähriger hat in Berlin auf einem Parkplatz ein Wildschwein geschlachtet.
  • Er tötete das laut seiner Aussage zutrauliche Tier und begann, es auszunehmen.
  • Er habe mal wieder ein gutes Stück Fleisch essen wollen, lautete die Begründung des Rentners.

Sie warte auf ihren Mann, der gleich von der "Arbeit" komme. Das sagte eine 75-jährige Frau den Polizisten, als sie am späten Sonntagabend von diesen auf einem Parkplatz nahe des Tegeler Forsts in Berlin-Reinickendorf angesprochen wurde.

Gerufen worden waren die Beamten von einem Zeugen, der eine blutige Beobachtung gemacht hatte. Was die ältere Dame mit "Arbeit" meinte, fanden die Polizisten dann wenig später heraus: Sie entdeckten eine tote Bache: enthauptet, gehäutet und teilweise ausgenommen. Verwertbare Eingeweide und einige Fleischstücke waren bereits in eine Kiste gepackt, daneben lagen ein Beil und weitere Schlachtutensilien.

In einem nahen Gebüsch griffen die Polizisten schließlich auch den 80-jährigen Wilderer auf. Er gab zu, das zutrauliche Wildschwein-Weibchen erschlagen zu haben, um es anschließend schlachten und essen zu können. Er habe mal wieder Lust auf ein gutes Stück Fleisch gehabt, das er sich sonst nicht leisten könne, sagte der Rentner.

Die Beamten übergaben das tote Tier dem Förster und beschlagnahmten die Schlachtwerkzeuge. Der 80-Jährige wurden wegen Jagdwilderei angezeigt. In Falle einer Verurteilung drohen ihm bis zu fünf Jahre Haft oder eine Geldstrafe.

Nur noch 50 Cent für ein Kilo Wildschweinfleisch

Die Bache anzulocken, dürfte für den Rentner nicht allzu schwierig gewesen sein. Aufgrund der derzeit stark überhöhten Wildschwein-Population in Deutschland kämen die Tiere sehr oft auch in Wohngebiete, auf öffentliche Parkplätze oder Spielplätze und zeigten dabei kaum Scheu, sagt Heidi Vogt, Pressesprecherin der Berliner Polizei, zur SZ. Ein vergleichbarer Fall von Wilderei sei ihr allerdings bislang noch nicht untergekommen. Die Tatsache, dass es derzeit zu viele Wildschweine gebe, setze nicht die Wilderei-Gesetze außer Kraft, erklärt Vogt.

Das Überangebot von Wildschweinfleisch hat die Preise nach unten getrieben. Erst vor einigen Wochen war bekannt geworden, dass zwischen April 2017 und März 2018 mehr als 820 000 Wildschweine in Deutschland erlegt wurden, so viele wie noch nie. Dennoch vermehren sich die Tiere aufgrund milder Winter und einem Überangebot an Futter weiterhin stark. Teilweise werden von den Händlern nur noch etwa 50 Cent pro Kilo gezahlt. Das bereitet vielen Waidleuten Sorge.

Es bedeutet aber auch, dass der Rentner sich womöglich ein gutes Stück Wildschweinfleisch hätte leisten können - ganz ohne nächtliche Jagd mit dem Beil.

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