Fürstenfeldbruck:Flüchtlingskinder erhalten Frühstück

Fürstenfeldbruck: Zum wiederholten Mal haben Flüchtlinge in Fürstenfeldbruck für bessere Lebensbedingungen demonstriert.

Zum wiederholten Mal haben Flüchtlinge in Fürstenfeldbruck für bessere Lebensbedingungen demonstriert.

(Foto: Stefan Salger)

Regierung von Oberbayern widerspricht der Darstellung, Buben und Mädchen der Unterkunft am früheren Fliegerhorst müssten ohne Essen in die Schule gehen. Stadtrat Willi Dräxler spricht von großem Frust

Von Ingrid Hügenell, Fürstenfeldbruck

Asylhelfer, Politiker und der Sozialverband Caritas fordern bessere Bedingungen für Flüchtlinge, die in großen Lagern wie der Unterkunftsdependance des Ankerzentrums Manching in Fürstenfeldbruck leben. Sie kritisieren unter anderem, dass die Schulkinder mangelhaft mit Essen versorgt würden. Dem widerspricht die Regierung von Oberbayern (ROB), die die Einrichtung am ehemaligen Fliegerhorst betreibt. Dort leben fast tausend Menschen.

Wie die ROB mitteilt, sind unter den Bewohnern 120 Säuglinge, knapp 40 Schwangere und 15 Wöchnerinnen mit Babys bis zu einem Alter von sechs Wochen. "Das Wohl aller Untergebrachter und insbesondere von Frauen und Kindern ist der Regierung von Oberbayern ein wichtiges Anliegen", heißt es. Es gebe Kinderbetreuung und ärztliche Versorgung. Man bemühe sich um die Versorgung von Schwangeren und Wöchnerinnen durch Hebammen. Dem Zweiten Bürgermeister Christian Götz (BBV) zufolge klappt Letzteres jedoch kaum.

Acht Kinder sind der Mitteilung zufolge voll schulpflichtig, drei weitere besuchen dreimal pro Woche einen Deutschvorkurs. Zur Verpflegung teilt die Regierung mit: "Schulpflichtige erhalten in der Früh ein Essenspaket, das Frühstück und Pausenbrot abdeckt. Kein Kind muss ohne ausreichende Versorgung in die Schule gehen." Allerdings würden die Essenspakete zum Teil nicht in Anspruch genommen. Es werde geprüft, ob deren Zusammensetzung angepasst werden müsse. Es sei sichergestellt, dass die Lunchpakete rechtzeitig für die Schülerinnen und Schüler bereit seien. Der Sicherheitsdienst gebe die Pakete aus, sie würden schon in den Abendstunden angeliefert. Unklar ist, ob das schon die in einem Gespräch mit Vertretern der Stadt versprochene Verbesserung ist oder ob das Essen schon immer zu diesen Zeiten gebracht wurde. Denn viele Menschen, die mit den Flüchtlingen zu tun haben, berichten, das Essen komme zu spät.

Die Germeringer Bundestagsabgeordnete Beate Walter-Rosenheimer (Grüne) sorgt sich um die Kinder. Sie habe die Beschwerde bestätigt bekommen, die Catering-Firma bringe das Essen morgens zu spät und das Mittagessen zu früh für die Schulkinder. Das sei bei einem Treffen mit der Bereichsleiterin der Regierung gewesen, die für die Fürstenfeldbrucker Unterkunft zuständig ist. Walter-Rosenheimer ist als Bundestagsabgeordnete zuständig für Geflüchtete und ihre Kinder. Die Flüchtlinge dürften weder Essen mit aufs Zimmer nehmen noch selber welches zubereiten, könnten also für ihre Kinder nichts aufbewahren, erklärt sie.

Auch der Integrationsreferent des Fürstenfeldbrucker Stadtrats, Willi Dräxler (BBV), bestätigt, das Catering komme zu spät, erst um 7.30 oder 8 Uhr. Die Kinder brechen aber schon um 7.15 Uhr zur Schule auf. Für Dräxler besteht das Grundproblem darin, dass die Flüchtlinge viel länger in der Unterkunft bleiben als drei Monate, wie ursprünglich vorgesehen. Dräxler sagt: "Wenn sie abgelehnt sind, werden sie nicht mehr weiter verlegt, dann sitzen sie fest." Das gilt vor allem für die Nigerianer. Von den 970 Flüchtlingen im Fürstenfeldbrucker Lager stammen 920 aus Nigeria, das in Deutschland nicht zu den sicheren Herkunftsländern zählt. Die Anerkennungsquote ist niedrig, aber immerhin knapp 20 Prozent dürfen bleiben.

Für einen langen Zeitraum funktioniere das System der Ankerzentren nicht, sagt Dräxler weiter. "Die Leute wollen arbeiten und selber kochen können." Dass beides nicht gehe, führe zu großem Frust. Dräxler ist überzeugt, dass sich die Situation noch verschärfen wird: "Das wird uns noch öfter vor die Füße fallen." Nach dem Gespräch von Regierung mit Stadt und Polizei sollen die Flüchtlinge nun mehr Arbeitsgelegenheiten erhalten. Sie würden laut Regierung bereits für Reinigungsarbeiten und Müllsammeln eingesetzt, sie helfen, den Einlass zum medizinischen Bereich und in die Unterkunft zu koordinieren, beim Kopieren von Dokumenten, beim Wäschewaschen und der Kinderbetreuung. Bei der Stadt gibt es Götz zufolge Überlegungen, wo Flüchtlinge arbeiten könnten.

Der Caritas-Verband der Erzdiözese München und Freising hat am Montag von den Koalitionären von CSU und Freien Wählern "mehr Ehrgeiz beim besseren Zugang zum Arbeitsmarkt für Flüchtlinge" gefordert. "Wir brauchen einen schnelleren und liberaleren Zugang zum Arbeitsmarkt für Migranten", sagte Caritasdirektor Georg Falterbaum. Das gelte gerade auch für Nigerianer.

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