Medienkompetenz:Fortbildung tut Not

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Alle Schülerinnen und Schüler sind heute Digital Natives - aber jede zweite Lehrkraft fühlt sich überfordert, sie im Umgang mit Online-Medien zu unterstützen oder zu beraten. (Foto: Tobias Hase/dpa)

Eine Studie der Freiwilligen Selbstkontrolle ergibt: Lehrer wissen nicht genug, um Schüler vor schädlichen Inhalten im Web zu schützen. Dabei glauben sie, dass die Jugendlichen im Netz beängstigende Erfahrungen machen.

Von Mareen Linnartz

Fast 90 Prozent aller 13-Jährigen besitzen heute in Deutschland ein Smartphone, mit dem sie jederzeit ins Internet kommen. 2,5 Stunden verbringen Erwachsene täglich im Durchschnitt mit ihren, wie es so schön heißt, mobilen Endgeräten. Es gibt inzwischen unzählige Erhebungen und Datensammlungen darüber, wie die digitale Revolution den Alltag verändert hat. Nun hat eine von der Freiwilligen Selbstkontrolle Multimedia-Diensteanbieter (FSM) in Auftrag gegebene Studie erstmals erfasst, wie Lehrerinnen und Lehrer mit der Herausforderung umgehen, Digital Natives als Schülerinnen und Schüler zu haben und diese über die Widrigkeiten der weiten Welten des Internets ausreichend aufzuklären.

Das Ergebnis, finden die Macher der Studie, sei tatsächlich "besorgniserregend": Jede zweite Lehrkraft fühle sich überfordert, Kinder und Jugendliche im Umgang mit Online-Medien zu unterstützen oder zu beraten. Gleichzeitig sähen die Befragten aber große Probleme auf sie zukommen: 86 Prozent können von Fällen von Online-Mobbing berichten, 84 Prozent sind überzeugt, dass Kinder und Jugendliche zu viele Daten im Internet preisgeben, 80 Prozent nehmen an, dass ihre Schülerinnen und Schüler im Netz mit beängstigenden Inhalten wie Gewalt, Sex oder Horror konfrontiert werden. Diese Gemengelage - fehlende Lehrerkompetenz plus grundsätzliche Gefahrenlage - lässt für die Macher der Studie nur einen Schluss zu: Es gebe einen "erheblichen Bedarf an individueller Fortbildung" seitens der Lehrkräfte.

Lehrerinnen und Lehrer haben nicht nur einen Bildungsauftrag, sondern auch einen Erziehungsauftrag. Aber ist die Schule auch der wichtigste Ort, um grundsätzliche Fähigkeiten im Umgang mit Online-Medien zu erlernen? Die Lehrerinnen und Lehrer wurden auch gefragt: Wer trägt für den Erwerb dieser Fähigkeiten hauptsächlich die Verantwortung? Ihre sehr klare Antwort: die Eltern. Wobei nur jeder fünfte Befragte fand, Väter und Mütter würden dieser Aufgabe auch wirklich gerecht werden. Wie fundiert diese Aussagen am Ende sind? Die Studie ist nicht repräsentativ, befragt wurden lediglich 296 Lehrkräfte in Bayern, Hamburg und Schleswig-Holstein. Der Auftraggeber der Studie, die Freiwillige Selbstkontrolle Multimedia-Diensteanbieter ist ein gemeinnütziger Verein, dem auch Internetkonzerne wie Facebook und Google angehören und der sich unter anderem der Medienkompetenzförderung von Kindern und Jugendlichen verschrieben hat.

© SZ vom 07.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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