Ude & Friends:Humor als Ventil

Christian Ude durchsucht bei sich zu Hause sein Archiv für die 68-er Serie

Gut zwei Jahrzehnte hat Christian Ude das Gesicht Münchens geprägt. Den Ruhestand gestaltet er sich nun ziemlich aktiv: beispielsweise als Kabarettist. Auf genügend Material kann er ja zurückgreifen.

(Foto: Florian Peljak)

Christian Ude pflegt auch nach seiner Zeit als Münchner Oberbürgermeister seine Zweitkarriere als Kabarettist

Interview von Oliver Hochkeppel

Als "Deutschlands einziger Kabarettist, der nebenbei eine Großstadt regiert" hat Dieter Hildebrandt Christian Ude einmal bezeichnet. Nach 21 Amtsjahren war für Ude 2014 als OB Schluss - umso mehr pflegt der 71-Jährige seither auch seine humoristische Seite: mit aus seinen Büchern gespeisten Soloauftritten, als "doppelter Ude" im Duo mit seinem ehemaligen Nockherberg-Double Uli Bauer und bei "Ude & Friends", der großen Mixed-Show im Prinzregententheater. Drei Mal im Jahr geht die über die Bühne, am kommenden Sonntag, 11. November - also passenderweise zum Faschingsbeginn -, wird das Dutzend voll.

SZ: Wie viele Altpolitiker sind auch Sie ein gefragter Vortragsredner. Das wird lukrativer sein als die Abende im Prinzregententheater. Dafür machen die wohl mehr Spaß?

Christian Ude: Natürlich. Und es ist für mich eine Chance, den Künstlern, die mir 20 Jahre lang geholfen haben, jetzt mal angemessen vergütete Auftritte zu verschaffen.

Es gibt einige Konstanten bei den bisherigen Abenden. Auf manche "Freunde" können Sie wohl schwer verzichten?

Ja, es gibt einen engeren Kreis und Gäste. Am häufigsten dabei war bisher Christian Springer, der für mich wichtig ist, weil er eben nicht nur einen großen Namen als Kabarettist hat, sondern auch für eine politische Einstellung steht. Die hat überhaupt nichts mit Parteipolitik zu tun bei ihm, sondern mit einer Haltung, für die er einsteht. Das ist das Gegenteil von Comedians, die ich nicht ausstehen kann. An zweiter Stelle kommt dann schon Wolfgang Krebs, der das Theater jedes Mal rockt. Vor allem mit Edmund Stoiber. Die anderen Ministerpräsidenten kann er gut, Stoiber ist er selber. Ich komme mit Stoiber ja immer noch zusammen, etwa im Kuratorium der Universität, aber ich muss sagen: Der Krebs ist besser.

Uli Bauer ist auch fast immer dabei?

Ja, er wird jetzt diesmal aussetzen, genau wie die eigentlich als musikalischer Rahmen unverzichtbaren NouWell Cousines, der jüngste Teil der Well-Familie, die schon immer zu Beginn für eine fantastische Stimmung sorgen. Für die spielen - aus Termingründen, aber auch passend zum Thema der Diskriminierung von Minderheiten - jetzt die Schwuhplattler. Auch André Hartmann ist oft dabei, vor allem als Musikparodist, als den ich ihn wirklich unheimlich schätze. Sagen wir mal so: Es gibt niemand außer mir, der immer dabei ist.

Aber den Titel muss man ernst nehmen: Es sind tatsächlich alles Freunde von Ihnen?

So ist es ja entstanden, und ich muss zu meiner Schande gestehen, dass die Idee gar nicht von mir stammt. Bei den Feiern zu soundsovielen Jahren im Amt hatte ich immer eine Musikgruppe und Kabarettisten dabei, um den Unterstützern einen schönen Abend im Schlachthof zu schenken. Die Leute von München Musik meinten dann, so eine Tradition dürfe man doch nicht aufgeben, nur weil die Amtszeit endet. Man musste es nur anders nennen. Und das Witzige ist, dass jetzt die Matineen noch besser laufen als die Abendveranstaltungen.

Ihr Publikum müsste ja froh sein, dass Sie nicht Ministerpräsident geworden sind?

(lacht) Ein Gefühl, das bei meiner Frau anfängt.

Sie verfügen ja bereits über ein ordentliches Œuvre, mit dem sich arbeiten lässt. Mischen Sie das immer mit neuem Material?

Genau. Ich mache immer ein Einführungssolo und dann etwas Aktuelles, das zum Programm passt. Das werden wir auch so durchhalten, genau wie bei der Mischung der Künstler. Dieses Mal haben wir zum Beispiel eine Künstlerin, die ich erst als "Traumstadt-Bürgermeister" in der Schauburg kennengelernt habe. Die Mona Vojacek Koper hat mich so begeistert, dass ich gesagt habe, sie muss ihre unglaublich komische und für den Wiesn-Betrieb peinliche Nummer als Alkoholtesterin auf der Wiesn bei uns bringen. Die Wiesn ist ja noch nicht lange her, und es passt perfekt zu meiner Geschichte über das Anzapfen.

Eine ihrer Paradenummern.

Ja, aber im Prinzregententheater hab' ich sie noch nie gebracht, und einmal muss sein.

Was für neue Geschichten werden Sie zum Besten geben?

Zum Beispiel eine Geschichte über meine Erlebnisse als Anwalt des 1993 gestorbenen ViecherlPfarrers Fritz Betzwieser.

Ihre früheren Geschichten haben sich direkt aus dem Beruf ergeben, woraus schöpfen Sie jetzt ihre Inspiration?

Sehr oft hatten diese Geschichten ja eine Ventilfunktion, etwa die über SPD-Ortsvereinsversammlungen oder Bürgerversammlungen, wo sich jahrzehntelang aufgestautes Leid Bahn brach. Die neuen Sachen haben schon oft mit den Leiden und Wehwehchen des Alters zu tun.

Ude & Friends, Sonntag, 11. November, 11 Uhr, Prinzregententheater, Prinzregentenplatz 12 .

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