Sanierungsstau:Gymnasium abzugeben

Tutzings Bürgermeisterin soll mit Landkreis Übernahme aushandeln

Von Manuela Warkocz, Tutzing

Die Gemeinde Tutzing will sich so rasch wie möglich von ihrem Gymnasium trennen und die Trägerschaft dem Landkreis Starnberg überantworten. Bürgermeisterin Marlene Greinwald (Freie Wähler) soll dafür umgehend mit dem Landratsamt verhandeln. Das beschloss der Gemeinderat am Dienstag in seiner Sitzung, zu der neben Schuldirektor Bruno Habersetzer und seinem Stellvertreter Andreas Thalmaier auch zahlreiche Schülereltern und Lehrer gekommen waren. Sie haben genug vom jahrelangen Sanierungsstau am Gymnasium, das 750 Schüler besuchen: Turnhallen, Kalle-Villa und Südbau sind marode, letzterer hat derzeit sogar keinen zulässigen Brandschutz. Die Ausstattung der Schule, besonders im IT-Bereich, lasse schon lang zu wünschen übrig.

Bislang wendete Tutzing von 1984 bis 2017 mehr als acht Millionen Euro für sein Gymnasium auf. Nun aber stünden geschätzt weitere zwölf Millionen Euro an - Geld, das die klamme 10 000-Einwohner-Gemeinde nicht hat. Zudem ist das Rathaus mit der Trägerschaft überlastet. Es klang fast verzweifelt, wie Greinwald, die als langjährige Schulreferentin des Gemeinderats das Gymnasium jahrelang begleitet hat, den Wunsch nach Abgabe begründete: "Aus personellen und finanziellen Gründen sehen wir uns nicht der Lage, das zu stemmen." Die Trägerschaft gehöre zudem gesetzlich zu den Pflichtaufgaben des Landkreises. Aus historischen Gründen - und über 20 Jahre auch aus ideellen - bestand Tutzing bislang auf Eigenregie. Doch auch die CSU-Räte sind nun überwiegend umgeschwenkt: Thomas von Mitschke-Collande, dessen Familie insgesamt 62 Schuljahre am Gymnasium verbracht hat, sprach von einem "bürokratischen Monster". Bernd Pfitzner (Grüne) sieht keinen Grund für Ängste, dass mit der Landkreis-Trägerschaft das Gymnasium verschwinden könnte. Greinwald bekräftigte, in den Verhandlungen "kein Türchen offen zu lassen, dass das Grundstück am See verkauft und das Gymnasium ins Hinterland versetzt wird". Die einzige Gegenstimme kam von Stefanie von Winning (CSU). Für die ausgebildete Lehrerin und Kreisrätin überwiegen mit der "direkten Verbindung zur Schule" die Vorteile.

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