Komische Kunst:Haifisch-Ballade

Schräge Versionen von "Beatles"-Songs und eine gesungene Laudatio frei nach Brecht und Weill: Der Komiker Otto Waalkes und die Comic-Zeichnerin Anna Haifisch werden mit Sondermann-Preisen ausgezeichnet.

Von Heiner Lünstedt

Sondermann ist eine Comic-Figur aus dem Satire-Magazin Titanic des 2004 viel zu jung verstorbenen Ausnahme-Cartoonisten Bernd Pfarr. Dieser auf eine seltsame Art spießige Büroangestellte ist der Namenspate des mit 5000 Euro höchstdotierten deutschen Preises für komische Kunst. Anlässlich des 60. Geburtstags von Pfarr fand die Preisverleihung in diesem Jahr an einem Sonntag statt, und es wurde ein besonders prominenter Preisträger gefunden. Otto Waalkes scheint eine fast zu selbstverständliche Wahl zu sein, doch genau wie Sondermann hat auch der Ostfriese eine ganz spezielle Verbindung zu Titanic, denn er hat nie geleugnet, dass viele seiner besten Gags von deren Hausautoren Robert Gernhardt, Bernd Eilert und Peter Knorr stammen. Der mittlerweile 70-jährige Waalkes zeigte bei der Preisverleihung in Frankfurt, dass er immer noch in Höchstform ist. Während sich sein Live-Programm im Laufe der Jahre zu einem gewaltigen Spektakel mit Leuchtturm-Bühnenbild und Live-Band entwickelt hat, genügte Otto in der Brotfabrik eine schlichte Gitarre, um mit schrägen deutschen Versionen von Beatles-Songs beste Stimmung zu verbreiten. Auch ein Förderpreis in Höhe von 2000 Euro wurde verliehen. Die Comic-Zeichnerin Anna Haifisch berief sich in ihrer Dankesrede ausdrücklich auf Otto Waalkes als Inspirationsquelle - unvergessen bleibe ihr ein Strip mit Ottifanten. Was die 1986 geborene Leipzigerin zu Papier bringt, ist allerdings weit entfernt von der pointensicheren Fröhlichkeit Ottos. In ihrer Serie "The Artist" erzählt sie von einem Künstler, dem der Misserfolg auf den fragilen Leib geschrieben zu sein scheint. Haifischs in einem sehr eigenwilligen reduzierten Stil gezeichnete Geschichten verbreiten jedoch eher Melancholie als Schadenfreude. Ihren Laudator Andreas Platthaus inspirierte sie dazu, frei nach Brecht und Weill die Ballade von Mackie Messer auf "die Haifisch" umzudichten und sogar (recht passabel) vorzusingen. Das schafft auch nicht jeder!

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