FC Bayern Basketball:Finnischer Feuerwehrmann

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Starke Wurfquote, aber noch zu viele Ballverluste: Petteri Koponen sammelte gegen Oldenburg in weniger als 15 Minuten 15 Punkte. (Foto: imago/Lackovic)

Petteri Koponen hat in Moskau und Barcelona gespielt, ehe er zum FC Bayern kam. Trainer Radonjic weiß, dass er auf den 30-Jährigen zählen kann.

Von Matthias Schmid, München

Auch für seinen freien Tag hat sich Petteri Koponen ein straffes Programm auferlegt. Der Aufbauspieler des FC Bayern ist nicht nur auf, sondern auch abseits des Parketts ein gewissenhafter Kerl. "Ich werde viel Zeit mit meiner Familie verbringen", kündigte der 30-Jährige am Sonntagabend an. Cheftrainer Dejan Radonjic hatte seinen Basketballern nach dem 95:74-Sieg über Oldenburg den Montag zur freien Verfügung überlassen. Koponen hatte ganz genaue Vorstellungen davon, wie er den Tag verbringen will. "Ich werde dann auch noch in die Stadt gehen, damit ich endlich mal was von München sehen kann."

Zeit für Sightseeing ist dem Sportler aus Helsinki bisher kaum geblieben, seit er sich im Sommer dem ambitionierten Münchner Projekt angeschlossen hat. "Wir haben sehr viele Spiele und sind viel unterwegs", sagt Koponen. Dem finnischen Nationalspieler, der zuvor für Bologna, Chimki Moskau und Barcelona auflief, hat das eng getaktete Arbeitspensum sogar gut getan, er hat es gebraucht, um sich im neuen Verein zurechtzufinden: "Es ist immer schwierig und dauert seine Zeit, sich an einen neuen Klub, an einen neuen Trainer und an ein neues Spielsystem zu gewöhnen." Koponen kennt sich da aus, er ist ja schon ein bisschen rumgekommen in seinem Basketballleben. "In München fühle ich mich mit meiner Familie gut aufgehoben",sagt er. Das merkt man ihm auf dem Parkett an. Gegen Oldenburg sammelte er in weniger als 15 Minuten 15 Punkte. "Ich hatte einen guten Rhythmus und die Mitspieler haben mir die Bälle zugepasst", sagt er lapidar, "das ist die Rolle, die der Coach für mich vorgesehen hat."

Beim Sieg zuvor in der Euroleague gegen Darussafaka Istanbul hatte er sogar noch weniger Zeit benötigt, um auf 16 Punkte zu kommen, er verwandelte alle sechs Würfe aus dem Feld, darunter vier Dreier. Koponen hat sich mehr und mehr zur Spezialkraft im Team des deutschen Meisters entwickelt. Er ist eine Art Feuerwehrmann, den der Trainer aufs Feld schickt, wenn er dringend schnelle Punkte braucht. Koponen besitzt jene seltene Fähigkeit, um die ihn viele im Team beneiden: Er braucht keine lange Anlaufzeit, wenn er kalt von der Bank aufs Parkett läuft, er muss sich nicht erst warmspielen. Er kommt, springt und trifft. Ganz einfach sieht das aus, leicht und geschmeidig. Gegen Oldenburg traf er fünf seiner sieben Versuche. In der Euroleague hat er in dieser Saison neun von 18 Drei-Punkte-Würfen verwandelt - ein starker Wert.

Der 1,94 Meter große Spieler ist einer der Profiteure des schnellen, zuletzt so effektiven Münchner Passspiels. Sie lassen den Ball so lange in den eigenen Reihen zirkulieren, bis sie den freien Mitspieler gefunden haben. Gegen Oldenburg verwandelten die Bayern 60 Prozent ihrer Dreierversuche, gegen Istanbul waren es sogar 69,2 Prozent. "Wir haben eine Reihe von guten Schützen", erklärt Koponen die Stärke der Münchner von der 6,75-Meter-Linie. "Wenn wir die offenen Würfe bekommen, machen wir sie auch meistens rein."

Petteri Koponen allerdings allein darauf zu reduzieren, ein exzellenter Werfer zu sein, würde seinen sonstigen Fähigkeiten nicht gerecht werden. Er ist außerdem ein Spielmacher alter Schule, ein Combo-Guard, der nicht nur für sich selbst Wurfmöglichkeiten erkennt, sondern auch mit genauen Pässen seine Mitspieler besser machen kann. Im Moment vertraut Trainer Dejan Radonjic im Spielaufbau aber eher Stefan Jovic und Maodo Lo als Koponen, auch weil der noch deutliche Schwächen im Ballhandling zeigt - der Finne verliert zu viele Bälle, zwei Turnover pro Spiel weist die Statistik für ihn aus. "Das muss ich klar verringern", gibt er zu, "die Ballverluste gehören zu den Dingen in meinem Spiel, die ich noch verbessern muss." Er sieht sich trotz aller Routine als Lernender: "Ich muss noch mehr verinnerlichen, wie ich meine Mitspieler so einsetzen kann, damit sie das tun können, was sie am besten können und auch mögen."

Abgesehen davon läuft es ganz gut für Koponen und die Bayern. Nach dem Sieg gegen Oldenburg sind sie als einzige Mannschaft in der Bundesliga noch unbesiegt (14:0 Punkte) und führen die Tabelle vor Alba Berlin und Brose Bamberg (je 10:2) an. Am Freitag erwartet der FC Bayern nun in ZSKA Moskau eines der besten Teams Europas. "Das ist eine große Herausforderung für uns, weil sie eine großartige Verteidigung spielen", blickt Koponen voraus. Er ist selbst am meisten gespannt, ob er und seine Mitspieler ihre bemerkenswerte Dreierquote aufrechterhalten können.

Dann hofft er auf weitere freie Tage, denn außer seiner Familie, seiner Frau und seinen beiden Söhnen, liebt er auch das Golfspiel. Besonders feilt er an seinen Annäherungsschlägen.

© SZ vom 13.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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