Nachgefragt:Die mächtigste Frau im Raum

Nachgefragt: "The Strike" ist der Spitzname von Lydia Fenet: der Zuschlag.

"The Strike" ist der Spitzname von Lydia Fenet: der Zuschlag.

(Foto: Christie's)

Die New Yorker Auktionatorin Lydia Fenet übernimmt das Pult

Interview Von Susanne Hermanski

Nicht nur die zu versteigernde Kunst wird weiblicher beim Pin-Fest, auch der Mann hinterm Pult ist abgelöst: Lydia Fenet tritt die Nachfolge von Andreas Rumbler an, der über viele Jahre die Münchner Society und Sammlerszene so elegant wie zackig zu Höchstgeboten brachte. Die New Yorkerin Lydia Fenet ist bei Christie's Senior Vice President und für Kooperationen und Benefizauktionen verantwortlich. Die studierte Historikerin und Kunsthistorikerin leitete dort ihre erste Versteigerung 2001. Rechnet man ihre Fundraising-Auktionen zusammen, kommt man auf eine halbe Milliarde Euro. Seit 2014 kämpft sie mit Glenn Close and Robert DeNiro mit "Bring Change To Mind" für psychisch Erkrankte.

SZ: Was unterscheidet eine Benefiz- von einer Kunstauktion?

Lydia Fenet: Der Lärmpegel. Bei einer normalen Auktion sitzen alle konzentriert auf ihren Plätzen, die Leute haben eigene Recherchen angestellt und sind Spezialisten. Eine Benefizauktion ist ein Gesellschaftsereignis. Da hört prinzipiell nur ein Drittel zu. Und bei einer Versteigerung vor 6000 Leuten, wie neulich mit Bruce Springsteen, sind das ganz schön viele.

Wie gewinnen Sie die Aufmerksamkeit?

Ich schaue mir die Leute genau an und spreche sie direkt an: "Es ist wichtig, dass Sie auf Ihre Frau hören ..." Ich lasse einzelne Stücke durch kurze Geschichten lebendig werden wie im Theater. Und wichtig: Immer muss das Ende in Sicht sein. Schließlich will jeder noch einen Schluck trinken.

Fällt Ihnen etwas schwer?

Reine Spendenaufrufe. Aber da sage ich: "Sie wissen es noch nicht, aber Sie hier im Raum werden in 30 Minuten 40 Millionen für unsere Veteranen gegeben haben. Und die, die nichts geben können, jubeln umso heftiger den anderen zu."

Angst, dass Deutsche anders reagieren?

Tun sie sicher. Amerikaner sind von Kindheit an gewöhnt an Fundraising. Hier dürfte es mehr geben, die denken: "Es sollen nicht alle sehen, dass ich so viel habe, dass ich davon etwas abgeben kann."

Im April erscheint Ihr Buch: "The Most Powerful Woman In The Room Is You". Hatten Sie immer so viel Selbstbewusstsein?

Durchaus nicht. Ganz am Anfang meiner Laufbahn bin ich auf die Bühne gegangen und habe gesprochen wie ein älterer britischer Herr. Meine einzigen Vorbilder. Ich habe erst später zu meinem Stil gefunden.

War das schwer als Frau?

Manchmal auch lustig. Bei meiner dritten Schwangerschaft stand ich bis zum letzten Tag am Pult. Da habe ich schon mal gesagt: Wenn Sie jetzt nicht schneller bieten, schaffe ich es nicht mehr bis ins Krankenhaus.

Bei Ihren Sotheby's-Kollegen wurde jüngst spektakulär ein Banksy vernichtet. Haben Sie den Schredder schon bestellt?

Noch nicht, aber vielleicht sollte ich, um wirklich das Maximum rauszuholen. Bei einer Benefizauktion ist alles erlaubt.

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: