Inhabergeführte Geschäfte:Farbenfrohe Stoffe, mutige Muster

Inhabergeführte Geschäfte: Mittlerweile hat Renate das Geschäft ihrer Tochter Andrea Morgenstern-Meyer übergeben, hilft aber noch mit. Eine wichtige Rolle spielt früher wie heute die individuelle Beratung.

Mittlerweile hat Renate das Geschäft ihrer Tochter Andrea Morgenstern-Meyer übergeben, hilft aber noch mit. Eine wichtige Rolle spielt früher wie heute die individuelle Beratung.

(Foto: Marco Einfeldt)

Vor 21 Jahren hat sich Renate Morgenstern-Pucher ihren Traum vom eigenen Laden erfüllt und das "Stoffhaus" eröffnet. Inzwischen führt ihre Tochter Andrea das Geschäft.

Von Laura Dahmer, Freising

An den Wänden hängen Bahnen von Stoffen, in bunten Farben und verspielten Mustern: Federn, Blumen, Blätter. In der Ecke stehen alte Sessel und Kissen, gepolstert mit ebendiesen Mustern. Hinter der Kasse sitzt ein junger Mann, der gerade aber nicht etwa mit Abrechnungen, sondern mit Matheaufgaben beschäftigt ist. Denn das Stoffhaus ist ein Familienbetrieb und fast das zweite Wohnzimmer von Andrea Morgenstern-Meyer und ihrer Mutter Renate Morgenstern-Pucher. Der junge Mann mit den Hausaufgaben ist Andrea Morgensterns Sohn. Ein Leben ohne das Stoffhaus kennt er nicht, seine Großmutter Renate hatte sich mit dem eigenen Laden vor mittlerweile 21 Jahren den Lebenstraum vom eigenen Geschäft erfüllt.

"Mir hat der Umgang mit Farben, Formen und Gestaltung Spaß gemacht, Stoffe haben mich schon immer begeistert. Durch diese Begeisterung kam die Idee für einen Laden - und die habe ich irgendwann auch umgesetzt", erinnert sich die ehemalige Inhaberin. Vor vier Jahren hat sie das Stoffhaus dann an ihre Tochter übergeben. Lassen kann sie das Arbeiten mit Stoffen aber nicht, an mehreren Tagen in der Woche findet man Renate Morgenstern nach wie vor im Laden. In all den Jahren ist es ihr nicht langweilig dabei geworden, ihre Kunden auf der Suche nach dem perfekten Stoff für Vorhänge, Polster oder Tischwäsche zu beraten.

Lauter Einzelstücke

Diese Leidenschaft hat sie an ihre Tochter weitergegeben. Seit 15 Jahren arbeitet auch Andrea Morgenstern im Stoffhaus. Was aber unterscheidet sie von großen Raumausstattern? "Farbenfrohe, ausdrucksstarke Stoffe, mutige Muster. Das ist unsere Spezialität. Viele von den großen Geschäften halten sich gedeckt, arbeiten am liebsten mit beige und weiß. Aber wir nicht", stellt Andrea Morgenstern klar. Die Polster, die sie gemeinsam mit ihrer Mutter entwirft, sind dementsprechend bunt. Im Stoffhaus kann man die Resultate sehen: Ein gemusterter Sessel steht dort in der Ecke, das Polster in grellem Türkis. Oder ein kleiner Ohrensessel, die Sitzfläche in hellem Rosa, der Rücken mit einem Muster aus rosa-grünen Federn verziert. "Einzelstücke", bemerkt Andrea Morgenstern stolz. Wenn ein Kunde mit einem alten Sessel kommt und ihm das Muster gut gefällt, gibt das Stoffhaus für ihn aber auch gerne eine Polsterung im gleichen Stil in Auftrag.

Inhabergeführte Geschäfte: Vor 21 Jahren hat sich Renate Morgenstern-Pucher den Lebenstraum eines eigenen Stoffladens erfüllt.

Vor 21 Jahren hat sich Renate Morgenstern-Pucher den Lebenstraum eines eigenen Stoffladens erfüllt.

(Foto: Marco Einfeldt)

Noch eine Besonderheit des Konzepts der beiden Frauen: Die individuelle Kundenberatung, auch vor Ort. "Auch heute noch besuche ich die Leute am liebsten in ihrem Zuhause und schaue gemeinsam mit ihnen, was am besten zur Ausstattung passt", erzählt Renate Morgenstern. Früher war das oft unumgänglich, wie sie lachend hinzufügt: "Heute bringen viele Kunden Fotos von den jeweiligen Räumen mit. Als ich angefangen habe, ging das noch nicht so ohne Weiteres." Damals wie heute fällt es ihr aber leichter, sich selbst ein Bild vom Gesamtkonzept der Einrichtung zu machen. Etwas hat sich inzwischen aber geändert: Die Morgensterns bieten in ihrem Laden weniger Stoffe von der Rolle an als in den ersten Jahren. Wie die großen Konkurrenten führen sie mehr sogenannte "Coupon-Ware", weil der Platz für die breiten Rollen fehlt. "Coupon-Ware", das sind Mustervorlagen, die der Kunde nicht direkt aus dem Laden abschneiden lassen und mitnehmen kann, sie muss erst bestellt werden. "Genau deshalb werden wir aber auch die Rollen immer beibehalten. Das ist unser Markenzeichen, sonst wären wir ja nicht mehr wir", so Renate Morgenstern. Denn das sei es, was viele der Stammkunden schätzen: Sie kommen in das kleine Geschäft in der Innenstadt, suchen sich einen Stoff aus, schneiden sich die gewünschte Menge ab und verarbeiten ihn Zuhause selbst zu Taschen oder Kissen etwa. "Unsere Kunden besetzen dabei jede Altersklasse, vor allem aber sind es viele junge Frauen", stellt Andrea Morgenstern fest. Auch an diesem Tag ist es ausschließlich weibliche Kundschaft, die sich umschaut, kurz mit der Inhaberin spricht und wieder geht.

Trend zurück zu Leinen

Genauso lange wie Renate Morgenstern ist im Stoffhaus ein Material präsent, das Mutter und Tochter mit leuchtenden Augen als ihren Liebling bezeichnen: Leinen. "Eine Zeit lang war der Stoff mal total weg, mittlerweile gibt es wieder einen Trend zurück zu Leinen - völlig zurecht. Gerade heute setzt das Naturmaterial einen tollen Gegenakzent zu der modernen Architektur, die zu immer mehr Beton und Glas tendiert. Als Vorhang zum Beispiel. Und überhaupt hat Leinen viele Vorteile: Es ist total strapazierfähig, quasi unkaputtbar", erklärt Andrea Morgenstern. "Eigentlich dürften wir das gar nicht verkaufen, damit ruinieren wir uns ja selbst das Geschäft", bemerkt ihre Mutter lachend.

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