Ermordeter Journalist:Türkei kritisiert Trump im Fall Khashoggi heftig

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Außenminister Mevlüt Çavuşoğlu beschuldigte Trump, die Affäre wissentlich zu ignorieren. (Archivbild) (Foto: AP)
  • Trotz der Ermordung des regierungskritischen Journalisten Khashoggi im saudischen Konsulat in Istanbul stehen die USA weiter fest zu Riad.
  • Der türkische Außenminister Çavuşoğlu wirft US-Präsident Trump deswegen vor, die Affäre wissentlich zu ignorieren.
  • Trump meldet sich aus seinem Ferienclub zu Wort: "Vielleicht sollte die Welt zur Rechenschaft gezogen werden", sagt er.

Die Türkei hat Donald Trump im Fall Khashoggi wegen seines Bekenntnisses zum Verbündeten Saudi-Arabien scharf kritisiert. Außenminister Mevlüt Çavuşoğlu beschuldigte den US-Präsidenten, die Affäre wissentlich zu ignorieren. "Eigentlich hat Trump gesagt: "Ich drücke ein Auge zu, ganz egal, was passiert", sagte Çavuşoğlu dem Sender CNN Türk. "Dieser Mord war kein Zufall, alles war geplant."

Trump hatte sich am Dienstag in einer umstrittenen Stellungnahme auf die Seite von Riad geschlagen. "Die Vereinigten Staaten beabsichtigen, ein unverbrüchlicher Partner Saudi-Arabiens zu bleiben, um die Interessen unseres Landes, Israels und aller anderen Partner in der Region zu gewährleisten", sagte er. Mehrfach warnte Trump, dass ein Bruch mit Kronprinz Mohammed bin Salman milliardenschwere Rüstungsgeschäfte mit Riad gefährden könne.

Getöteter Journalist Khashoggi
:CIA hat wohl saudischen Kronprinzen abgehört

In dem Telefonat mit seinem Bruder sagt Mohammed bin Salman laut einer türkischen Zeitung, Khashoggi solle "so schnell wie möglich zum Schweigen gebracht werden".

Am Donnerstag wies Trump die Darstellung zurück, die CIA habe Belege für eine Verwicklung des saudischen Kronprinzen in den Khashoggi-Mord. "Sie sind nicht zu einem abschließenden Ergebnis gekommen", sagte Trump. Bei einem Pressetermin in seinem Ferienclub Mar-a-Lago in Florida antwortete Trump auf die Frage, wer für die Tötung des saudischen Journalisten zur Rechenschaft gezogen werden sollte: "Vielleicht sollte die Welt zur Rechenschaft gezogen werden, weil die Welt ein grausamer Ort ist."

Çavuşoğlu sagte dazu: "Geld ist nicht alles. Wir dürfen uns nicht von menschlichen Werten abwenden." Zugleich kritisierte er die Reaktion europäischer Staaten als "künstlich" und "kosmetisch". Dabei bezog er sich auf Einreiseverbote für 18 saudische Bürger in Europa im Zusammenhang mit der Tötung Khashoggis.

Hat Bin Salman den Mord an Khashoggi in Auftrag gegeben?

Die Türkei versucht seit Wochen, die USA als engen Partner von Riad dazu zu bringen, die Aufklärung des Falles voranzutreiben. Unter anderem nutzt sie dafür in regierungsnahen Medien lancierte Informationen. Am Donnerstag berichtete die Zeitung Hürriyet, dass die CIA Aufnahmen eines Telefongespräch habe, in dem der saudische Kronprinz Bin Salman anordne, den regierungskritischen Journalisten Khashoggi so schnell wie möglich "zum Schweigen zu bringen". Das habe die CIA-Direktorin Gina Haspel bei ihrem Besuch im vergangenen Monat "signalisiert".

Çavuşoğlu rückte allerdings am Freitag von dem Bericht ab. "Die USA haben keine Informationen mit uns geteilt, ob sie eine Audio-Aufnahme haben oder nicht", sagte er.

Jamal Khashoggi war Anfang Oktober im saudi-arabischen Konsulat in Istanbul getötet worden. Saudi-Arabien hat die Tat nach längerem Leugnen eingeräumt und macht dafür eigenmächtig handelnde Sicherheitsleute verantwortlich. Für fünf der Beschuldigten fordert der saudische Generalstaatsanwalt die Todesstrafe.

© SZ.de/dpa/AFP/AP/mane - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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