Friedrich Merz:Der Millionär von nebenan

Lesezeit: 3 min

Gehört der Kandidat für den CDU-Vorsitz, Friedrich Merz, zur Mittelschicht? Seiner Ansicht nach schon. Leser sehen es indes nicht gerade als Empfehlung, dass er sich als Millionär so einschätzt. Aber es gibt auch Stimmen für ihn.

SZ-Zeichnung: Karin Mihm (Foto: N/A)

" Ein Mann für Millionen" vom 19. November und " Mehr Merz wagen" vom 17./18. November:

Eigenwillige Definition

Wenn die CDU wieder Volkspartei werden will, ist Friedrich Merz der falsche Mann, nicht allein wegen seiner eigentümlichen Mittelschichts-Definition. Wer ohne Skrupel bei Blackrock arbeiten und reich werden konnte, taugt nicht für die Führung einer sich christlich nennenden Partei. Da hilft es auch nicht, wenn Merz den Lesern der Bild-Zeitung erklärt, dass eine Million Jahresgehalt doch gar nicht so richtig viel Geld sei. Einer, der so denkt, hat ganz offensichtlich keinen Bezug zur Lebenswirklichkeit unzähliger hart arbeitender Menschen zum Beispiel in den Bildungs- und Pflegeeinrichtungen des Landes. Die Erneuerung der CDU durch jemanden wie Merz würde in Wahrheit eine Rückwärtsbewegung dorthin werden, wo "die da oben" ganz offen und hemmungslos mit "denen da unten" nichts zu tun haben.

Hans-Georg Folz, Engelstadt

Unfairer Gegenwind

Seit da drei bekannte Kandidaten für die CDU-Vorsitz-Wahl im Rennen sind, bläst - so hört und liest man - frischer Aufbruchswind durchs Unionsland. Gut so. Zunehmend begleitet aber von einem Medienwind, der sehr subtil gegen den Kandidaten Friedrich Merz pustet. Angedeutetes, nix Genaues ... Anti-Stimmung erzeugend. Soll Merz in der Öffentlichkeit "geblackrockt" werden? Das sind unangebrachte "Merzeleien" (in Anlehnung an Horst Seehofers seinerzeit gegen Markus Söder gebrauchte "Schmutzeleien")! Was soll diese subtile negative Stimmungsmache, die natürlich die letztlich gefragte CDU-Basis respektive die Delegierten beeinflussen soll?! Die haben doch alle Hirn, Herz und Bauch. Lasst die doch machen!

Wolfgang Marko, München

Verhältnis zur Wirtschaft

Harald Freiberger hält Friedrich Merz als Kanzler für geeignet, weil dieser mehr von Wirtschaft verstehe als seine Konkurrenten aus der Politik. Merz schaffe "den Rollenwechsel vom Repräsentanten eines Unternehmens zum Interessenvertreter der Allgemeinheit".

Diese Argumentation geht von der eigentümlichen Annahme aus, das entscheidende Eignungskriterium für den Posten eines Kanzlers seien seine speziellen volkswirtschaftlichen Kenntnisse und Erfahrungen. Weit gefehlt. Jeder Spitzenpolitiker lässt sich von kompetenten Wirtschaftswissenschaftlern und Praktikern aus der Wirtschaft beraten.

Er muss allerdings bei seinen Entscheidungen nicht nur die Mechanismen des freien Marktes ins Auge fassen und darauf vertrauen, dass diese dem Gemeinwohl dienen. Er muss auch bereit sein, den Markt in einer Weise zu zügeln, dass der Wohlstand gerecht verteilt wird und die Ziele von Umwelt- und Klimaschutz erreicht werden. Die Gefahr ist nicht von der Hand zu weisen, dass ein ehemaliger Repräsentant der Wirtschaft meint, das Land wie ein Unternehmen allein nach eng gefassten Kriterien der Effizienzsteigerung führen zu können.

Ich meine, die Kanzlereignung von Merz ist daran zu messen, welchen Stellenwert er dem Staat im Verhältnis zur Wirtschaft einzuräumen gedenkt. Will er der ungezügelten Eigendynamik des Marktes mehr Freiheit verschaffen oder will er die staatlichen Kompetenzen stärken, den Unternehmen zugunsten des Gemeinwohls strikte Rahmen vorzugeben?

Dr. Hans-Joachim Schemel, München

Verraten und vergessen

Ich finde es unerträglich, was die Politik derzeit liefert. Nicht nur, dass sich Herr Söder nun auch bereit macht, den CSU-Vorsitz zu übernehmen, und dadurch mit einem Machtzuwachs belohnt wird, als hätte er die CSU bei der letzten Landtagswahl zu einem grandiosen Sieg geführt; nein, auch in der CDU wird inzwischen Friedrich Merz fast der Heiligenschein angetragen. Dieser Wirtschaftsmann wurde von Wolfgang Schäuble, der Griechenland so tief "alternativlos" demütigen konnte, wieder in die Politik hochgehievt.

Dieser Herr Merz, der von Kanzlerin Angela Merkel Gekränkte, will als Aufsichtsratsvorsitzender des deutschen Ablegers der Fondsgesellschaft Blackrock ("die heimliche Weltmacht") Parteivorsitzender und dann mit Sicherheit Kanzler werden. Im Sinne der Christlichen Union kann ich nur noch sagen: Oh, gnade uns Gott mit unseren wirklichen Problemen: Kinderarmut, Finanzkrise, Wohnungsnot, Massentierhaltung, verseuchtes Land und Wasser, Abrüstung, etc. Ihr werdet verraten und vergessen sein!

Ulrich Has, Aldersbach

Davon gibt's leider nicht genug

Meiner Ansicht nach kann sich Merz zu welcher Schicht auch immer bekennen. Wenn er sich aber zur Mittelschicht bekennt, dann zeugt das doch von großer Unkenntnis der Realität. Wenn ich dann von ihm oder seiner CDU höre, dass sie Politik für die Mittelschicht machen wollen, dann ist alles klar. Politik für Millionäre, und weil es nicht genug davon gibt, soll die wirkliche Mittelschicht sie wählen und finanzieren.

Kai Franke, Hamburg

© SZ vom 24.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: