Fifa:Alle zwei Jahre eine WM?

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Der umstrittene Chef der Fifa lässt eine neue Idee lancieren. Der Vorstoß, von einem Vertrauensmann Gianni Infantinos in die Welt gesetzt, geht zu Lasten des europäischen Verbandes Uefa. Dort wird nun eine brisante Frage aufgeworfen.

Von Thomas Kistner, München

Dicke Luft im Züricher Fifa-Haus: Gianni Infantino, Boss des Fußball-Weltverbandes, steht unter Druck wegen eines heimlichen 25-Milliarden-Dollar-Projekts mit obskuren Investoren, das die SZ kürzlich detailliert enthüllt hatte. Nun wollen interne Kontrollinstanzen der Fifa nach SZ-Informationen unangenehme Fragen stellen: unter anderen die, ob der nicht-operative Präsident Infantino mit seinen Verhandlungen über einen von den Hausjuristen als Rechte-Ausverkauf gerügten Deal Kompetenzen überschritten hat.

Infantino weilte nun bei seinem Vertrauten Alejandro Dominguez in Südamerika. Der Chef des Kontinentalverbands Conmebol lanciert gern Pläne in die Fußballwelt, als deren Urheber sich Infantino nicht zu erkennen geben will - so kann er sie leichter "prüfen und diskutieren". So hat Dominguez jüngst die Aufstockung der WM 2022 in Katar von 32 auf 48 Teams angeregt; seither treibt Infantino die Sache voran. Eine 48er-WM in Katar würde seine Verbündeten in Saudi-Arabien (die als Mitinvestoren hinter dem 25-Milliarden-Projekt gelten) zu WM-Mitveranstaltern machen. Katar kann kein Turnier mit 48 Ländern stemmen, helfen müssten die Nachbarn Saudi-Arabien und Vereinigte Emirate (VAE). Die aber boykottieren Doha seit 2017 - in der von einem hohen VAE-Vertreter erklärten Absicht, die WM aus Katar wegzuholen.

Jetzt fordert Dominguez: Die WM soll alle zwei Jahre stattfinden, das habe er "der Fifa schon vorgeschlagen". Da Dominguez, auch Chef des Fifa-Finanzkomitees, stets eng mit Infantino kooperiert, ist die Frage: Lässt der Fifa-Chef jetzt Pläne für eine WM alle zwei Jahre lancieren? Das wäre die Abkehr vom Milliarden-Geheimprojekt.

Der Vorstoß aus Südamerika geht zu Lasten des europäischen Verbandes Uefa

Tatsächlich wird "Project Trophy" zur Belastung auch für andere Beteiligte, darunter der Techkonzern Soft Bank als Investor. Die Japaner wollen offenbar weder als Raubritter des beliebtesten Weltsports wahrgenommen werden, noch erscheint ihnen die Nähe zu saudischen Großanlegern derzeit imagefördernd. Als Saudi-Arabiens Führung mit der Ermordung eines Regimekritikers in Verbindung gebracht wurde, stornierte Soft-Bank-Chef Masayoshi Son den Besuch einer Wirtschaftskonferenz in Riad. Liegt Geheimprojekt "Trophy", eingefädelt zwischen der Fifa und stillen Investoren, also schon auf Eis? Dominguez' Vorstoß signalisiert die Abkehr von dem 25-Milliarden-Deal ja auch insofern, als er damit auch die Idee einer neuen Nations League, die "Project Trophy" explizit vorsieht, für beendet erklärt. Für diese wäre kein Platz mehr im Terminkalender.

Dominguez' WM-Kapriolen irritieren auch, weil der Paraguayer zu Hause mehr als genug Probleme zu lösen hat. Als Conmebol-Boss folgte er auf drei straffällige Vorgänger. Südamerikas neue Topfunktionäre stehen der alten Garde kaum nach: Ermittelt wird gegen die Verbandschefs von Uruguay und Kolumbien, Edwin Oviedo in Peru wird von der Justiz als "Kopf einer kriminellen Bande" geführt, die für zwei Morde verantwortlich sei. Und Dominguez' Name fiel im Fifa-Gate-Prozess in den USA.

Der neue WM-Vorstoß aus Reihen Infantinos zielt wie üblich gegen Interessen der Europa-Union Uefa. Deren Spitzenleute sehen darin ein Signal, dass die "Project-Trophy"-Investoren im Rückzug sind - und Infantino etwas Neues braucht. Ein Spitzenmann der Uefa sagte am Wochenende spöttelnd zur SZ: "Warum nicht eine WM alle sechs Monate? Die Klubs würden es lieben!" Beim Conmebol-Treffen in Buenos Aires habe eine "Atmosphäre des Neids" geherrscht, wegen des Erfolges der neuen Nations League. Nach SZ-Informationen wurde nun intern erstmals die Frage aufgeworfen, ob die Uefa einen Austritt aus Infantinos Fifa prüfen solle.

© SZ vom 26.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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