Tierpark Hellabrunn:Mehr Schallschutz für die Orang-Utans

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  • Die Halle im Münchner Tierpark Hellabrunn, in der die Menschenaffen leben, wird in den kommenden vier Wochen umgebaut.
  • Die Umbauarbeiten waren schon länger dringend nötig. Das Gebäude musste bereits mehrfach saniert und modernisiert werden.

Von Thomas Anlauf

Die Letzten ihrer Art leben im Regenwald auf der indonesischen Insel Sumatra. Die Orang-Utans bilden unter den Menschenaffen einzigartige Lebensgemeinschaften: Die Mütter leben in lockeren Gruppen mit ihren Jungen und anderen Weibchen; die Männchen sind Einzelgänger und verteidigen ihr Revier oft über große Entfernungen. Im Münchner Tierpark Hellabrunn ist seit vergangenem Sommer die Orang-Utan-Familie empfindlich getroffen worden, als Bruno, das 49-jährige Männchen, eingeschläfert werden musste. Oft saß er an der großen Scheibe, die das Gehege von den Besuchern trennt. Den Tod eines der ältesten Orang-Utan-Männchen in menschlicher Obhut nimmt der Tierpark nun zum Anlass, die Orang-Utan-Halle umzubauen. Seit Montag ist sie für etwa vier Wochen geschlossen.

Die Umbauarbeiten waren schon länger dringend nötig. Die Halle, die aus den Dreißigerjahren stammt und damals laut Angaben des Tierparks zu den "modernsten Menschenaffenstationen der Welt" zählte, musste bereits mehrfach saniert und modernisiert werden. "Dass Bruno nun nicht mehr da ist, macht die Arbeiten jetzt einfacher", sagte Tierparksprecherin Lisa Reininger am Montag. "Er war schon sehr auf die Scheibe fixiert."

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Genau dort, an der Scheibe, muss nun gearbeitet werden. Denn die Halle soll eine bessere Schallisolierung erhalten. Natürlich, damit die Orang-Utans und die Drills, die normalerweise im tropischen Regenwald von Nigeria und Kamerun zuhause sind und in Hellabrunn Nachbarn der Orang-Utans sind, nicht mehr so viel Lärm von den Besuchern in der Halle mitbekommen. Die Halle soll aber auch mit Dämmmaterialien ausgestattet werden, damit es für die Besucher ruhiger wird. Denn sobald zwei Schulklassen gleichzeitig im Affenhaus waren, "war es tatsächlich sehr laut", sagt Reininger. "Das hat die Besucher mehr gestört als die Tiere."

Wenn die Besucherhalle vor Weihnachten wieder geöffnet wird, gibt es auch noch weitere Neuerungen. Der Besucherraum wird "umfassend neugestaltet und mit neuen edukativen Elementen rund um den stark bedrohten natürlichen Lebensraum der Orang-Utans und Drills versehen", heißt es in einer Erklärung des Tierparks. In der Halle soll es künftig viele Informationen über die Bedrohung der Menschenaffen durch riesige Palmölplantagen insbesondere auf Sumatra geben. Denn die monotonen Palmölplantagen, die den Orang-Utans keinen Schutz und keine Nahrung bieten, breiten sich rasant aus. Nach Angaben der Tropenwaldstiftung "Oro Verde" finden 86 Prozent der weltweiten Palmölproduktion in Indonesien und dem Nachbarstaat Malaysia statt. Auch der Regenwald in Westafrika sei durch drohende Abholzung für Palmölplantagen massiv gefährdet.

In Hellabrunn leben derzeit drei erwachsene Orang-Utan-Weibchen, zwei Heranwachsende und drei Jungtiere. Ein ausgewachsenes Männchen als Nachfolger von Bruno soll in nächster Zeit nicht nach München geholt werden. Es würde die Jungtiere wohl töten.

© SZ vom 27.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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