Islamkonferenz:Seehofer auf Bußgang

Dem Innenminister sollte es ernst sein mit dem Miteinander.

Von Constanze von Bullion

Die Deutsche Islamkonferenz ist kein Ort, der zu Bußgängen einlädt. In schöner Regelmäßigkeit versucht die deutsche Mehrheitsgesellschaft, bei diesem Treffen mit den Muslimen im Land ins Gespräch zu kommen, irgendwie. Für Bundesinnenminister Horst Seehofer allerdings drohte der Auftritt am Mittwoch zu einem Gang nach Canossa zu werden. Der Satz, der Islam gehöre nicht zu Deutschland, liegt seit seinem Amtsantritt wie ein geöffneter Kanaldeckel in Seehofers politischem Weg. Lust, aufeinander zuzugehen, kommt da nicht auf.

Nun wäre Seehofer aber nicht Seehofer, würde er nicht versuchen, die verheerende Botschaft von damals ins Gegenteil zu verkehren. Muslime gehörten zu Deutschland, er habe nie etwas anderes gesagt, verkündete er nun. Natürlich stimmt das so nicht. Seehofer kann bis heute nicht erklären, wieso Muslime zu Deutschland gehören sollen, nicht aber "der Islam". Aber geschenkt. Was zählt, ist, dass der Minister begriffen zu haben scheint, wie gefährlich seine Strategie der Eskalation geworden ist, auch für die eigene Karriere.

Wenn auch keine Umkehr zu erwarten ist - Seehofer sollte jetzt beweisen, dass er es ernst meint mit dem guten Miteinander. Deutschland braucht einen Innenminister, der demokratische Kräfte bündelt. Ob von Muslimen, Christen oder Atheisten, ist egal.

© SZ vom 29.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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