Stellenabbau:Manager-Größenwahn kostet Arbeitsplätze

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Deutsche Konzerne streichen Tausende Stellen. Das ist auch eine Folge der Hybris mancher Manager und ihrer Gleichgültigkeit gegenüber den Mitarbeitern.

Kommentar von Marc Beise

Bayer, General Motors, Linde, Siemens, die Deutsche Bank - beinahe täglich tauchen diese Namen derzeit in der Wirtschaftsberichterstattung auf. Selten geht es dabei um Erfolge, fast immer um Probleme. Selten auch geht es um die Bezahlung der Spitzenleute: Die ist unverändert top, bewegt sich bei den größten der Konzerne locker bei 20 000 Euro - pro Tag. Dafür sind regelmäßig die Belange der Belegschaft betroffen: Stellen nämlich werden gestrichen, und immer muss es gleich die ganz große Zahl sein: 12 000 Stellen bei Bayer, 10 000 bei der Deutschen Bank, 8000 bei GM, 7000 könnten es bei Siemens werden, und bei Linde verabschieden sich die Menschen aus Frust über den Verkauf in die USA von ganz alleine - mindestens in die innere Kündigung.

Schlimm sind nicht die schlechten Nachrichten an und für sich. Schlimm ist, leider zu häufig, der Grund für den Kahlschlag.

Unternehmen schaffen Jobs und nehmen Jobs, das ist der Lauf der Dinge. Die Welt ist in Bewegung, immerzu und überall, und also auch die Wirtschaft. Mal läuft es gut und mal schlecht, das gilt erst recht in Zeiten der Globalisierung, der Internationalisierung und der weltweiten Kommunikation. Der Wettbewerb wird immer härter, und wer heute top ist, steht morgen schon wieder unter Druck.

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Viele Vorgesetzte finden ihre eigenen Ideen am besten und setzen ungern Vorschläge von Mitarbeitern um. Gut, dass sie mit einfachen Methoden auszutricksen sind.

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Siemens findet keine Abnehmer mehr für seine Gasturbinen, die Deutsche Bank kann nicht mehr im Investmentbanking gewinnen, Bayer hat Probleme im Pharmabereich - kann alles passieren. Manchmal macht man auch Fehler, oder Erwartungen erfüllen sich nicht, wer wollte darüber richten?

Richten aber kann man sehr wohl über die Hybris mancher Manager, ihre Hörigkeit gegenüber den Finanzjongleuren, die Gleichgültigkeit gegenüber den Mitarbeitern. Solche Konzernlenker planen im Verbund mit Top-Anwälten und Top-Beratern Megaübernahmen, leben ihren Größenwahn aus, missachten Risiken, kurz: Sie glauben, über Wasser laufen zu können. In ihren Aufsichtsräten, die sie doch eigentlich kontrollieren sollten, finden sie willfährige Begleiter.

Bayer hat ernsthaft geglaubt, den Kauf des unbeliebtesten Unternehmens der Welt, des Glyphosat-Herstellers Monsanto, managen zu können - die Aktionäre jedenfalls glauben längst nicht mehr daran, der Aktienkurs verfällt, Geld fehlt plötzlich anderswo. Linde verkauft sich in die USA, nur um in ihrem Kernmarkt "die Nummer eins" zu werden - warum eigentlich?

Mittelständler machen es oft besser

Wenn das dann alles nicht so klappt wie geplant, dann sind immer die anderen schuld. Der Weltmarkt, der Zeitgeist, die Politik, Donald Trump. Dann aber muss sehr plötzlich sehr heftig umgesteuert werden, dann kommen die großen Zahlen - beim Stellenabbau. Das soll dann die Management-Leistung sein, die sich die Herren (fast immer sind es Herren) an der Spitze weiterhin fürstlich bezahlen lassen?

Wer gut führt, sollte man meinen, der würde doch einfach nach und nach agieren, würde sich langsam bewegen, würde übergroßes Risiko meiden. Geht nicht? Oh doch! Es ist kein Zufall, dass große Mittelständler, zumal im Familienbesitz, die auch weltweit unterwegs und nicht weniger von äußeren Umständen abhängig sind als die Konzerne, selten mit solchen Horrorzahlen um die Ecke kommen. Ihre Chefs sehen sich in einer Verantwortung auch für die Mitarbeiter und den Standort. Sie planen und entscheiden bewusst nachhaltig. Meistens vollziehen sie notwendige Anpassungsprozesse langsam und mit Bedacht.

So sollte das sein, aber leider kommt es immer seltener vor, je größer die Unternehmen werden und je unpersönlicher die Eigentumsverhältnisse sind.

© SZ vom 01.12.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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