Erinnerungen an einen eindrucksvollen Künstler:Recht auf Leben eingefordert

Erinnerungen an einen eindrucksvollen Künstler: Gäste aus Frankreich: Zur Vorstellung des Buchs von Christine Fößmeier (l.) über den Stalag-Künstler Antoniucci Volti sind auch dessen Enkelin Rafaèle und sein Sohn Nicolas nach Moosburg gekommen.

Gäste aus Frankreich: Zur Vorstellung des Buchs von Christine Fößmeier (l.) über den Stalag-Künstler Antoniucci Volti sind auch dessen Enkelin Rafaèle und sein Sohn Nicolas nach Moosburg gekommen.

(Foto: Marco Einfeldt)

Christine Fößmeiers neues Buch "Kunst besiegt den Krieg" widmet sich dem Franzosen Antoniucci Volti, der als Kriegsgefangener drei Jahre in Moosburg inhaftiert war. Bis heute ist er mit seinem Werk im Stadtbild präsent

Von Till Kronsfoth, Moosburg

Die Kunsthistorikerin, Künstlerin und Journalistin Christine Fößmeier beschäftigt sich seit einigen Jahren mit der Geschichte des ehemaligen Kriegsgefangenenlagers in Moosburg und arbeitete mehrmals bei früheren Projekten des Vereines Stalag Moosburg mit. Am Donnerstagabend stellte sie vor rund 100 Zuhörern in der vollbesetzten Aula der Moosburger Volkshochschule ihr Buch "Kunst besiegt den Krieg" vor. Im Fokus ihres Werks, das im Selbstverlag von der Stadt Moosburg herausgegeben wird, stehen Zeichnungen des französischen Künstlers Antoniucci Volti.

Er war im Zweiten Weltkrieg von 1940 bis 1943 Häftling des Kriegsgefangenenlagers Stalag VII A in Moosburg - es gilt als das größte innerhalb Deutschlands. Dort entstanden auch die 14 Zeichnungen, die sich im Buch wiederfinden und welche während der Präsentation in der Aula der Volkshochschule ausgestellt waren. Die Bilder zeigen Voltis Mitgefangene.

Begleitet wurde die Veranstaltung von Martin Großkopf am Flügel. In ihrer Laudatio wies Moosburgs Bürgermeisterin Anita Meinelt darauf hin, dass der Künstler bis heute im Moosburger Stadtbild präsent sei. Volti, 1915 als Antoniucci Voltigero im italienischen Albano geboren und 1920 mit den Eltern nach Frankreich gezogen, hatte an der Gestaltung des Gedenkbrunnens, der inzwischen in der Moosburger Neustadt steht, mitgearbeitet. Dort ist er mit einem aufwendigen Relief vertreten. Erstmals widmet sich ein Buch nun in dieser Ausführlichkeit dem Werk Voltis. Für die Recherchen reiste Autorin Christine Fößmeier nach Frankreich. Eine Besonderheit des Buches ist die Zweisprachigkeit, es wurde in Deutsch und Französisch gedruckt. "So wird es auch den Lesern in der französischen Heimat Voltis erleichtert, mehr über Voltis Leben und seine Zeit in der Kriegsgefangenschaft zu erfahren", erklärte Anita Meinelt. Hieran hatte ein Übersetzerteam Anteil, bestehend aus Inge Wachsmuth vom Moosburger Karl-Ritter-von-Frisch-Gymnasium mit ihren ehemaligen Schülern sowie Beate Wagensonner-Wiesheu vom Fremdspracheninstitut der Landeshauptstadt München mit ihren Studenten. Da der Buchvorstellung auch Voltis Sohn Nicolas und seine Enkelin Rafaèle beiwohnten, hatte das Fremdspracheninstitut für die Präsentation eine Simultanübersetzung organisiert. Nicolas Antoniucci wies darauf hin, dass das Atelier seines Vaters zusammen mit einem Großteil seiner Bilder während des Krieges durch eine Fliegerbombe zerstört worden war, als er 1943 aus der Kriegsgefangenschaft zurück nach Frankreich kam. Das Buch helfe somit dabei, das Werk seines Vaters zu bewahren.

Christine Fößmeier erklärte, Volti habe durch das Mittel der Kunst seine Erlebnisse im Lager verarbeiten können, da es westlichen Gefangenen im Stalag erlaubt war zu zeichnen. In den drei Jahren der Gefangenschaft sah er 17 seiner französischen Kameraden und eine sehr viel höhere Zahl sowjetischer Soldaten sterben. Volti habe das Schicksal des Künstlers Alfred Gasparts geteilt, der ebenfalls in Moosburg inhaftiert war. Durch die Beschäftigung mit den Leidensgenossen im Lager seien lebenslange Freundschaften entstanden, die das Lager überdauerten. Die Kunst habe das Recht auf Leben eingefordert, so Fößmeier. Antoniucci Volti starb 1989 in Paris.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: