Arjen Robben:Eine der besten Investitionen des FC Bayern

Champions League - FC Bayern München  - Inter Mailand

Kam 2009 zum FC Bayern und geht wohl 2019: Arjen Robben.

(Foto: dpa)
  • Wütende Fans und Mitspieler, verschossene Elfmeter und der sanfteste Streichler der Vereinsgeschichte: Im Sommer wird Arjen Robben den FC Bayern verlassen.
  • Der Niederländer war immer streitbar, aber wohl auch eine der besten Investitionen des Klubs überhaupt.

Von Benedikt Warmbrunn

Einseins in Hoffenheim, einseins gegen Bremen, einszwei in Mainz. Das waren die Ergebnisse, die sie beim FC Bayern im Sommer 2009 davon überzeugt hatten, dass sie ihren Kader verstärken müssen. Also entschloss sich der Verein zu einer der nachhaltigsten Investitionen in seiner Geschichte: Für 25 Millionen Euro kam von Real Madrid der 25 Jahre alte Arjen Robben, der gemeinsam mit Franck Ribéry den FC Bayern prägte wie nur wenige andere Spieler. So wertvoll waren die beiden, dass der Kader jahrelang nur punktuell um die beiden herum verstärkt wurde. Bis zum nächsten Sommer. Dann endet zumindest die Zeit von Robben in München. "Es ist, glaube ich, mein letztes Jahr", sagte Robben am Sonntag beim Fanklub Bayernfreunde Tegernseer Tal. "Ich glaube, es war dann auch gut, zehn Jahre FC Bayern, sehr schön." Eine Würdigung in fünf Kapiteln.

Das zweite Leben

Wenige Tage nach seinem Wechsel wird Robben gegen Wolfsburg nach der Pause eingewechselt, er kommt für Hamit Altintop. 35 Minuten später hat er zwei Tore erzielt, eines davon selbstverständlich nach einem Sololauf, beide Tore bereitet Ribéry vor. Der FC Bayern gewinnt dreinull. In den 36 folgenden Saisonspielen schießt Robben 21 weitere Tore, darunter mehrere, die für immer gespeichert sind in der Videothek des Vereins. Im Pokalhalbfinale gegen Schalke rennt er in der 112. Minute die Seitenlinie entlang bis zur Grundlinie, von dort zieht er zurück in den Strafraum, insgesamt spurtet er an vier Spielern vorbei, dann schlenzt er den Ball ins Eck. "In der Verlängerung habe ich mein zweites Leben gefunden", erklärt er anschließend. Präsident Uli Hoeneß schwärmt: Robben sei "ein Weltklassespieler, der in jeder Sekunde ein Spiel entscheiden kann". Dazu zählt das Tor im Viertelfinale der Champions League bei Manchester United, als Robben nach einer Ecke von Ribéry den Ball volley ins Tor zaubert. Die Bayern gewinnen Meisterschaft und Pokal, verlieren aber im Finale der Champions League gegen Inter Mailand. Bei der Feier auf dem Rathausplatz bejubeln die Fans vor allem Ribéry und dessen frohe Botschaft: "Isch 'abe gemacht fünf Jahre mehr."

Real Madrid - Bayern München; Robbéry

Zwei, die nicht immer miteinander konnten: Arjen Robben und Franck Ribéry.

(Foto: Andreas Gebert/dpa)

Die Backpfeife

Rib&Rob, Robbery, das sind schnell die Spitznamen dieser legendärsten Flügelzange der Münchner Fußballgeschichte. Legendär sind jedoch nicht nur ihre Sololäufe auf dem Platz, sondern auch die daneben. Gerade die ersten Jahre zwischen den beiden prägen Eifersüchteleien. Spielt einer nicht, schmollt er sofort, und der andere hat auffallend prächtige Laune. Hat der eine recht, fühlt sich der andere gleich im Unrecht. Im April 2012 eskaliert die Missgunst. Kurz vor der Pause im Spiel gegen Real Madrid gibt es einen Freistoß, Ribéry will schießen. Robben drängt ihn weg, er wirbt für den Schützen Kroos: "Lass Toni schießen, der hat im Training fast alles getroffen." Kroos trifft die Mauer. Ribéry beschimpft in der Halbzeitpause Robben, gibt ihm eine Backpfeife. Ein Jahr später gesteht Robben: "Ich dachte anfangs, das geht nicht, ich kann nicht mehr mit ihm spielen." Er habe ihm aber "vergeben".

Elfmeter

Finale in der Champions League 2012, in München, der FC Bayern gegen Chelsea, Robbens Ex-Klub. "Es hätte nicht besser geschrieben werden können", erinnert sich Robben später, "außer dass es sich in einen Albtraum verwandelt." Der FC Bayern hat bereits die Meisterschaft an Dortmund verloren, unter anderem, weil Robben in Dortmund einen Elfmeter verschießt. Das Team hat das Pokalfinale gegen den BVB 2:5 verloren, obwohl Robben vom Elfmeterpunkt trifft. Im Finale dahoam gegen Chelsea muss Bayern nach dem späten Ausgleich in die Verlängerung, in der 95. Minute gibt es einen Elfmeter. Robben schießt, eher mittig als nach rechts, Petr Cech pariert. Im folgenden Elfmeterschießen tritt Robben nicht an, Bayern verliert dennoch. Eine Woche später, beim Testspiel gegen die Niederlande, pfeifen die eigenen Fans Robben aus. Sie nennen ihn "Alleinikow".

Der Streichler

Vor dem Start der Saison 2012/13 sagt Sportvorstand Matthias Sammer über Robben: "Wir müssen ihn besser schützen." Trainer Jupp Heynckes schützt ihn vor allem, indem er ihn oft auf die Bank setzt, obwohl Robben erst wenige Monate zuvor gesagt hatte, dass dies für ihn die "Todsünde" sei. Von März bis Mai darf er nur fünfmal durchspielen. Es sind dennoch die wichtigsten Wochen seiner Karriere. In der Champions League trifft er in beiden Halbfinalspielen gegen Barcelona, im Finale gegen Dortmund in Wembley bereitet er das erste Tor vor, dann läuft er in der 89. Minute los. Vorbei an Mats Hummels. Vorbei an Neven Subotic. Dann streichelt er den Ball sanft ins Tor. Der Treffer zum Titel wird auf ewig gespeichert in der Videothek des Vereins, und die eigenen Fans singen seitdem: "Der Arjen hat's gemacht."

Bayern Munich's Arjen Robben shoots to score past Borussia Dortmund's goalkeeper Roman Weidenfeller during their Champions League Final soccer match at Wembley Stadium in London

25. Mai 2013, London, Wembley-Stadion, die 89. Minute: Arjen Robben trifft gegen Roman Weidenfeller – es ist das Tor zum Champions-League-Titel.

(Foto: Phil Noble/Reuters)

Niemals satt

Unter Heynckes' Nachfolger Pep Guardiola wird Robben noch einmal ganz anders geschätzt. In dessen Ballbesitzfußball gelten seine Sololäufe nicht als egoistisch, sondern als unberechenbar. "Ü-ber-ra-gend", schwärmt Guardiola einmal. Im ersten Jahr unter dem Katalanen schießt Robben 19 Tore, im zweiten 21, im dritten ist er oft verletzt. Das Bild von außen auf Robben gleicht sich nun seinem eigenen Selbstbild an, es ist das Bild von einem außergewöhlich ehrgeizigen Fußballer. "Der Hunger hat niemals nachgelassen." Im Frühjahr 2018 gewinnt er seine siebte deutsche Meisterschaft. Anfang Dezember 2018 sagt er: "Der Verein geht weiter, ich gehe vielleicht auch weiter und höre nicht ganz auf. Ich glaube, dass es dann zumindest das Ende einer sehr schönen und langen Periode ist." Robben überlegt wohl, noch ein Jahr in Eindhoven oder bei seinem Jugendverein in Groningen dranzuhängen.

Und der FC Bayern geht weiter, indem er auf die Suche nach einem Ersatz für eine seiner besten Investitionen geht.

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