Lebensversicherer:Mehr Aktien, hoher Zins

Schöne Seite der Dauerhitze

Ein sorgenfreies Leben im Alter ist bei guter Vorsorge möglich.

(Foto: Boris Roessler/dpa)

Die Allianz zahlt ihren Kunden wieder mehr als drei Prozent. Das kann sie sich auch leisten - dank guter Strategie. Das Unternehmen setzt verstärkt auf Wertpapiere.

Von Herbert Fromme und Friederike Krieger, Köln

2001 bis 2003 waren Horrorjahre für die Versicherungswirtschaft. Damals bezifferten Experten die Verluste der Gesellschaften aus Anlagen in Aktien über drei Jahre auf 104 Milliarden Euro, fast alles Kundengelder. Danach fuhren die meisten die Aktienquoten scharf nach unten. Jetzt steigen sie langsam wieder an.

In den 90er-Jahren hielten viele Gesellschaften über 30 Prozent der Kapitalanlagen in den Dividendenpapieren. Der Marktführer Allianz Leben lag 2001 bei 29,7 Prozent. Solange die Börse gut lief, waren die Versicherer die großen Gewinner. Um genügend Kapital von Sparern anzuziehen, gaben die Lebensversicherer ihren Kunden sogar Zinsgarantien von 4 Prozent für die Gesamtdauer der Verträge. Das schien damals eine sichere Sache. Doch 2001 drehte sich der Markt, die Blase platzte.

Viele Versicherer bleiben bis heute skeptisch. Ein Grund: Unter dem Aufsichtssystem Solvency II müssen sie für Kapitalanlagen in Aktien viel mehr Eigenmittel vorhalten als bei Staatsanleihen. Je höher die Finanzstärke einer Gesellschaft, desto eher ist sie in der Lage, in Aktien anzulegen. Beispiel Allianz: Sie hat sich nie ganz aus dem Segment zurückgezogen. 2016 kam die Gesellschaft auf 12,3 Prozent Aktienquote (nach Berücksichtigung von Absicherungen), 2017 waren es schon 14,3 Prozent. Angesichts der rückläufigen Erträge aus reinen Zinspapieren ein wichtiger Teil des Ertragsmixes der Allianz - trotz der Rückschläge der vergangenen Wochen.

Auch deshalb kann es sich die Allianz Leben leisten, ihren Kunden für 2019 eine unveränderte laufende Verzinsung von 2,8 Prozent bis 2,9 Prozent auf den Sparanteil der Prämie zuzusagen. Zusammen mit anderen Gewinnbestandteilen kommen Kunden auf 3,4 Prozent bis 3,7 Prozent.

Fast alle Versicherer, die ihre Zahlen bekanntgegeben haben, bleiben 2019 ebenfalls auf dem Niveau von 2018. Die Ergo senkt nur im Bestand der Ergo Direkt die laufende Verzinsung um 0,25 Prozentpunkte auf 2,5 Prozent ab, bei den in Abwicklung befindlichen Ergo Leben und Victoria Leben bleibt sie bei 2,05 Prozent.

Der einzige Ausreißer nach oben ist die Ideal Lebensversicherung in Berlin, die um 0,3 Punkte auf 3,3 Prozent erhöht. Hier sind es nicht die Aktien: Der Versicherer begründet den Schritt mit seinem hohen Immobilienbesitz in der Bundeshauptstadt.

Die Überschussbeteiligung hat heute eine geringere Bedeutung als noch vor wenigen Jahren. Neukunden, die fondsgebundene oder andere kapitalmarktorientierte Verträge kaufen, haben von diesem Wert nichts. Viele Altkunden profitieren von den früher gegebenen Zinsgarantien, die in der Regel höher sind als die Überschussbeteiligungen. Was bleibt, ist der psychologische Effekt im Wettbewerb.

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