S-Bahn München:Warnstreik stellt Pendler auf eine harte Geduldsprobe

Warnstreik bei der Deutschen Bahn

Der Warnstreik bei der Deutschen Bahn legte am Montag den S-Bahn-Verkehr in München lahm.

(Foto: dpa)

Von SZ-Autoren

Die Münchner S-Bahn nimmt langsam wieder Fahrt auf. Von vier bis neun Uhr hat der Warnstreik der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft EVG gedauert, und er hat Pendler und Reisende im Großraum München an diesem Montag hart getroffen. Der Flughafen war seit der Nacht komplett vom S-Bahn-Verkehr abgeschnitten. Die Bahn richtete einen Ersatzverkehr mit Taxis ein. Auf der Stammstrecke zwischen Ostbahnhof und Pasing gab es einen provisorischen Pendelverkehr, der aber zeitweise eingestellt werden musste. Betroffen waren auch die IC- und ICE-Züge im Fernverkehr.

Im gesamten S-Bahn-Netz kommt es nach Streikende immer noch zu massiven Verspätungen und Zugausfällen. Kurz nach 9 Uhr steht auf den zahlreichen Anzeigetafeln am Marienplatz die Nachricht, dass der Streik beendet wurde. Jedoch zeigt keine von ihnen an, welcher Zug als nächstes kommt. Nur wer Glück hat, bekommt eine der wenigen Ansagen mit. Um Viertel nach 9 kommt die erste Bahn nach dem Streik, die Fahrgäste drängen sich in die Abteile. Doch dann fährt die Bahn nicht los. Durchsage: "Die Weiterfahrt verzögert sich um zwei bis drei Minuten, weil das Gleis vor uns noch belegt ist." Eine Frau in der Bahn schaut ratlos, lacht dann und fragt: "Wie das denn? Hier ist doch seit Ewigkeiten nichts mehr gefahren."

"Der Mittlere Ring ist voll", heißt es in der Verkehrszentrale der Münchner Polizei, auch die anderen Straßen sind überlastet. Mehr Autos als sonst schieben sich durch die Stadt, und die einzelnen Strecken haben sich an diesem Montag früher gefüllt als sonst. Vor allem an den Einfallstraßen, etwa dem Ende der A 9, der A 94 und der A 995 stehen Autofahrer am Morgen lange im Stau.

Taxis sind am Vormittag in der ganzen Stadt nicht zu bekommen. Die Zentrale von Taxi München hat eine Bandansage geschaltet, die Anrufern lapidar mitteilt: "Wegen eines Streiks bei der Bahn gibt es momentan keine freien Taxis." Nach einem Hinweis auf die "sehr langen Wartezeiten" folgt eine Bitte um Verständnis, dann endet die Ansage, die Verbindung wird unterbrochen. Taxis für einen späteren Zeitpunkt zu bestellen, ist nicht möglich. Fahrzeuge von Uber zu bestellen oder Leihwagen von Drive Now und anderen Car-Sharing-Anbietern zu mieten, erweist sich gleichermaßen als schwierig bis unmöglich.

Die U-Bahnen, Trambahnen, Busse der Münchner Verkehrsgesellschaft sind überfüllt. Passagiere berichten, dass sie im Bus von Radfahrern und selbst von Fußgängern überholt worden seien. Ein Fahrgast stoppt auf der Uhr zehn Minuten für die 300 Meter lange Strecke von einer Haltestelle zur nächsten.

"Wartet nur, bis richtig gestreikt wird!"

Etliche U-Bahn-Züge der U4 und U5 sind schon beim Start am Laimer Platz im Münchner Westen gesteckt voll. Die Linien durchqueren die Stadt von West nach Ost und gelten deshalb als Pendler-Alternative bei Stammstreckenstörungen. Das ist auch nach dem offiziellen Streikende um 9 Uhr noch so. Doch auch bei der städtischen U-Bahn läuft an diesem Morgen nicht alles rund. Eine Weichenstörung am Laimer Platz produziert Behinderungen auf der so wichtigen Ausweichroute. Von der Linie U 3 meldet die Münchner Verkehrsgesellschaft, dass "nicht alle planmäßigen Züge im Einsatz" seien. Das macht die Lage auch nicht besser.

S-Bahn München: Lange Warteschlangen bildeten sich an den Flughafen-Expressbussen der Lufthansa am Hauptbahnhof.

Lange Warteschlangen bildeten sich an den Flughafen-Expressbussen der Lufthansa am Hauptbahnhof.

(Foto: Robert Haas)

Vor den Flughafen-Expressbussen der Lufthansa am Hauptbahnhof bilden sich unterdessen lange Warteschlangen. Kurz vor 9 Uhr beträgt die Wartezeit etwa eine Stunde. Der Bus fährt nur alle 15 Minuten. Die Passagiere ertragen es jedoch meist gelassen. Wenigstens regnet es nicht, ist öfter zu hören. Tenor: Man habe sich auf eine längere Anreise zum Airport eingerichtet.

Oben in der Wartehalle stehen die Leute vor den Anzeigetafeln und hoffen, dass sie irgendwann einen Regional- oder Fernzug erwischen. Durchsagen gibt es quasi pausenlos. Auch hier eher gelassene Stimmung, nur ein älterer Herr scheint die Geduld verloren zu haben. Genervt ruft er in die Menge: "Das hier ist nur ein Warnstreik, wartet nur, bis richtig gestreikt wird!"

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