Projekt in Burkina Faso:Schülerin kämpft gegen den Hunger in Afrika

Projekt in Burkina Faso: Mit selbst angebautem Gemüse können Burkinerinnen auch in der Trockenzeit ihre Familien ernähren oder auf Märkten Einnahmen erzielen. Die Idee von Anna Pertl (r.) trägt inzwischen reiche Früchte: Mehr als 5000 Frauen beteiligen sich im dritten Jahr am Projekt "One Woman One Garden" und pflanzen auch Papayas.

Mit selbst angebautem Gemüse können Burkinerinnen auch in der Trockenzeit ihre Familien ernähren oder auf Märkten Einnahmen erzielen. Die Idee von Anna Pertl (r.) trägt inzwischen reiche Früchte: Mehr als 5000 Frauen beteiligen sich im dritten Jahr am Projekt "One Woman One Garden" und pflanzen auch Papayas.

(Foto: Anna Pertl)

Die 17-jährige Anna Pertl hat in Westafrika ein Projekt gegen die Unterernährung im Land gestartet. Nun wird die Schülerin in Burkina Faso dafür ausgezeichnet.

Von Armin Greune

Sie ist noch keine 18 Jahre alt und hat mit ihrem sozialen Engagement in einem der ärmsten Länder der Welt schon Erstaunliches bewegt. Seit zwei Jahren organisiert Anna Pertl das Gartenbauprojekt "One Woman one Garden", das Frauen in Burkina Faso ermöglicht, mit den Erträgen in der Trockenzeit ihre Familien zu ernähren oder ein zusätzliches Einkommen zu erzielen. Die Schülerin an der Munich International School in Buchhof hat damit als 15-Jährige begonnen und entwickelte es als "Grade 10 Personal Project" im Rahmen eines Lehrplans für ein Internationales Baccalaureat weiter.

"Es gibt kein effektiveres Werkzeug für die Entwicklung, als Frauen Verantwortung zu übertragen": Dieses Zitat von Kofi Annan, dem ehemaligen UN-Generalsekretär, steht als Motto über Pertls Initiative. Was mit 80 Teilnehmerinnen begann, hat inzwischen mehr als 5000 Burkinerinnen erreicht. Dafür wird die Schülerin am kommenden Samstag, 15. Dezember, mit der höchsten Auszeichnung der westafrikanischen Republik geehrt. Dazu fliegt sie von München in die Hauptstadt Ouagadougou, von dort bringt sie eine zweistündige Autofahrt in die Stadt Koudougou, wo ihr der Bürgermeister den nationalen Verdienstorden "La Medaille de 'ordre du merit nationale" überreicht.

Projekt in Burkina Faso: Aus der Initiative einzelner Gärtnerinnen sind inzwischen Gemeinschaftsprojekte gewachsen, die Frauen in den Dörfern gemeinsam bewirtschaften.

Aus der Initiative einzelner Gärtnerinnen sind inzwischen Gemeinschaftsprojekte gewachsen, die Frauen in den Dörfern gemeinsam bewirtschaften.

(Foto: Anna Pertl)

Wie manch andere bahnbrechende Idee beruht Pertls Projekt auf einer recht simplen Erkenntnis. Bei einer ihrer regelmäßigen Reisen nach Burkina Faso fiel ihr auf, dass der in Europa weit verbreitete Anbau von Gemüse in Hausgärten völlig unbekannt war. "Die Leute dort stehen Neuerungen misstrauisch gegenüber. Meine Mission war, sie zu einer neuen Tradition zu inspirieren", sagt Pertl.

Burkina Faso, früher Obervolta, ist eins der rückständigsten Länder der Erde: Im Entwicklungs-Index der Vereinten Nationen rangiert es auf Platz 181 von 187 erfassten Ländern. Fast zwei Drittel der Bevölkerung muss von weniger als einem US-Dollar pro Tag überleben, die durch Fehlernährung bedingte Kindersterblichkeit liegt bei 41 Prozent. Nicht einmal 30 Prozent der Frauen können lesen und schreiben, nur sechs Prozent dürfen weiterführende Schulen besuchen. Der Klimawandel verschärft die Lage: Seit 35 Jahren sind dort nachlassende Niederschläge zu beobachten, die von Dürre geprägte Sahel-Zone dringt immer weiter nach Süden vor.

Seit einigen Jahren begleitet Anna Pertl ihre Eltern ein bis zweimal jährlich nach Westafrika, wo diese sich an einem Gymnasium in Koudougou engagieren. Bevor sie ihr eigenes Projekt entwickelte, unterrichtete die Tochter dort Englisch und gab das Schuljahrbuch heraus. Für "One Woman one Garden" entwickelte sie ein landwirtschaftliches Kursprogramm; suchte nach geeigneten Grundstücken, Sponsoren für Samen und Dünger sowie lokalen Märkten für den Verkauf von Auberginen, Gurken, Kohl, Zwiebeln und Tomaten.

Als Brunnen gegraben und die Gärten mit Zäunen aus alten Moskitonetzen vor den allgegenwärtigen Ziegen geschützt waren, lieferten selbst individuelle Gärten von nur zehn Quadratmetern Fläche erste Einnahmen. Die Frauen nutzten sie für neues Saatgut und dazu, ihre Gärten zu vergrößern. Nach nur einem Jahr beteiligten sich bereits mehr als 1000 Burkinerinnen an der von Anna Pertl ausgelösten Initiative. Inzwischen müsste der programmatische Titel des Projekts eigentlich zu "Many Women, one Community Garden" erweitert werden: Mehr und mehr Frauen schließen sich mittlerweile in Dörfern zusammen, um Gemeinschaftsgärten anzulegen.

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