Ickinger Reitschule:Durchgefallen

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Der Ickinger Gemeinderat lehnt die Pläne für die Wiederbebauung des abgebrannten Reitschul-Geländes ab. Der Inhaber und Unternehmer Johann Abfalter muss sein Konzept deutlich überarbeiten.

Von Susanne Hauck, Icking

Mit der Auflage, seine Pläne für die Wiederbebauung des abgebrannten Reitschul-Geländes deutlich abzuspecken, hat der Ickinger Gemeinderat Johann Abfalter am Montagabend wieder heimgeschickt. Die Begründung: überdimensioniert und unausgegoren.

Im vergangenen Mai hatte sich das Gremium erstmals mit Abfalters Plänen beschäftigt. Der Inhaber der Mineralwasserfirma "St. Leonhard" hatte die ehemalige Reitschule vor zwölf Jahren gekauft. Das hohe Alter seiner Pferde führt er heute auf das gesunde Quellwasser zurück, weswegen er eine Abfüllanlage auf dem Gelände plant. Zwei Monate nachdem er diese Pläne im Gemeinderat vorgestellt hatte, zerstörte ein Großbrand die Gebäude vollständig. Am Montagabend erschien der Unternehmer erstmals wieder im Ickinger Sitzungssaal, unterm Arm ein Gesamtkonzept für die weitere Nutzung des Areals.

Wie Bauamtschefin Cornelia Zechmeister erläuterte, soll der nördliche Teil mit Büros und einem kleinen Veranstaltungssaal weitgehend so bleiben, wie im Mai besprochen. Neu sind zwei Baukörper mit 44 Wohnungen und Tiefgarage am unteren Teil am Isarweg, auch der Waldorf-Kindergarten könnte dort Platz finden. Eine Lagerhalle, die später als Abfüllanlage genutzt werden kann, soll optisch möglichst im Hang verschwinden. Der Bauherr würde für die Kosten für den Bebauungsplan und die Erschließung aufkommen. Auch die Gemeinde soll bei der Wohnungsvergabe zum Zuge kommen.

Während das Bürogebäude gebilligt wurde, fiel der Entwurf der Wohnbebauung bei den Räten durch. Vor allem die Dimensionen stießen auf heftige Kritik. Vor "Gigantonomie" warnte Christian Mielich (SPD/Grüne). So ein Vielfamilienhaus sei für Icking nicht vorstellbar, meinte Verena Reithmann (UBI). Drei Geschosse mit einer Firsthöhe über elf Meter waren für Matthias Ertl (PWG) nicht hinnehmbar. Dass vor allem Auswärtige dazu verleitet würden, sich Zweitwohnsitze in Icking zuzulegen, befürchtete Vigdis Nipperdey (Ickinger Initiative) angesichts von 23 eher kleinen Wohnungen von weniger als 50 Quadratmetern. Auch die Abfüllanlage war ihr ein Dorn im Auge. Überhaupt sei ihr das Konzept mit Wohnungen, Kindergarten, Büros, Industrie zu unausgegoren: "Das ist ein Kessel Buntes." Etwas maßvoller sahen es Josef Mock (UBI), der darauf pochte, dass die Gemeinde möglichst davon profitieren solle und Fraktionskollegin Claudia Roederstein, die grundsätzlich Potenzial sah, "aber vielleicht tut's auch die Hälfte der Wohnungen." Mehrmals wurde bezweifelt, dass der Isarweg all die Autos aufnehmen könne, weil der Verkehrsplaner die steile Engstelle an der Kirche mittels Vorfahrtschildern oder Ampel regeln will.

Johann Abfalter hörte der Diskussion zumeist unbewegt zu, ergriff dazwischen aber das Wort. Er habe eben geschaut, was in Icking fehlt, verteidigte der zurückhaltend wirkende Unternehmer sein Vorhaben. Erschwingliche Wohnungen für Familien und junge Leute etwa, Gewerbe, dazu suche der Kindergarten ein neues Zuhause, und ein Saal für kleine Konzerte sei auch nicht verkehrt. "Wir haben uns dabei etwas gedacht." Ihm gehe es mit dem Projekt darum, der Gemeinde dienlich zu sein. Abfalter wies darauf hin, sich nach den Anforderungen richten zu wollen: "Wir können auch mehr Wohnungen mit 100 Quadratmetern für Familien bauen."

Dass der Bauwerber wie selbstverständlich mit in der Runde saß, störte Christian Mielich erheblich. "Das ist kein Stil." Bürgermeisterin Margit Menrad (UBI) erinnerte daran, dass dies nur eine Vorbesprechung sei und kein Bauantrag. "Wir diskutieren ohne Druck, damit der Eigentümer weiß, in welche Richtung er planen soll." Ihm sei kein Vorwurf zu machen, dass er sich etwas überlegt habe. Schließlich sei in der Bürgerversammlung der Wunsch nach mehr bezahlbaren Wohnungen unüberhörbar gewesen, sagte sie sinngemäß.

Weil trotz vieler Wortmeldungen nichts vorwärtsging, einigten sich die Räte schließlich lediglich darauf, das Verfahren in zwei Abschnitte zu teilen und mit dem Norden zu beginnen. Zur Änderung des Flächennutzungsplans konnten sie sich nicht durchringen, auch wenn die Verwaltung dafür plädierte. Er solle seine Pläne überarbeiten, das war alles, was Margit Menrad Abfalter mit auf den Weg geben konnte. Eine Wohnbebauung sei vorstellbar, aber in kleinerer Dimension mit zwei Vollgeschossen plus Dachgeschoss und in einer vertretbaren Länge.

© SZ vom 12.12.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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