Riesiges Bauprojekt:München baut in Freimann eine ganze Kleinstadt

Bayernkaserne

Das Gelände der Bayernkaserne soll dicht bebaut werden, auch ein Wohnhochhaus ist vorgesehen.

(Foto: Dudler, Hilmer & Sattler)
  • Auf dem alten Gelände der Bayernkaserne soll bis 2030 Wohnraum für 15 000 Menschen geschaffen werden.
  • Es ist damit neben Freiham das größte Siedlungsprojekt in München in den nächsten Jahren.
  • Uneinigkeit herrscht allerdings bei der Anbindung ans öffentliche Verkehrsnetz. Eine mögliche U-Bahn-Linie zwischen Kieferngarten und Am Hart dürfte nicht vor 2037 kommen.

Von Sebastian Krass

Es wird ein Quartier, das viel dichter und urbaner sein soll als andere Münchner Neubauquartiere, und im nächsten Jahr können endlich die Bagger auf dem Gelände der Bayernkaserne loslegen: Den Weg dafür hat am Mittwoch der Planungsausschuss des Stadtrates freigemacht, der einstimmig die Satzung des Bebauungsplans beschloss, ein gut 250 Seiten starkes Dokument. Im Jahr 2030 soll das Stadtviertel fertiggestellt sein und Wohnraum für 15 000 Menschen bieten. Uneinigkeit zwischen den Parteien gibt es jedoch bei der Frage, wie das Areal mit öffentlichen Verkehrsmitteln angebunden wird. Es geht dabei darum, ob man mit Expressbussen oder einer Tramlinie plant, bis es möglicherweise einmal die U-Bahn-Linie 26 (Am Hart bis Kieferngarten) geben wird. Das allerdings wird nach aktuellem Stand nicht vor 2037 passieren.

Die Bayernkaserne in Freimann ist neben Freiham das größte und wichtigste Siedlungsprojekt für München in den nächsten Jahren. Das Areal ist insgesamt etwa 60 Hektar groß, zum Vergleich: Die Theresienwiese hat eine Fläche von 42 Hektar. Knapp 50 Hektar hat die Stadt im Jahr 2011 von der Bundeswehr übernommen, dazu kommen zehn Hektar in privatem Besitz, die mitentwickelt werden. In den vergangenen Jahren war die Bayernkaserne vor allem bekannt als Notunterkunft für Flüchtlinge, die aber mittlerweile andernorts untergebracht sind. Noch verblieben ist auf dem Areal ein Kälteschutz für Obdachlose, er soll bis 2023, also während der Bauarbeiten, dort bleiben.

"Man muss sich das einmal vorstellen: Von der Einwohnerzahl her bauen wir dort ungefähr Ebersberg", sagte Stadtrat Michael Mattar (FDP). Als Vorbild für die künftige Bebauung nennt Heide Rieke, planungspolitische Sprecherin der SPD, "alte europäische Städte mit ihren dichten Quartieren". Und weil dieses Gebiet zum größten Teil der Stadt gehöre, "entsteht dort insgesamt bezahlbarer Wohnraum nach der Münchner Mischung". Paul Bickelbacher von den Grünen denkt bei der geplanten Dichte an Schwabing als Referenz. Und er sagt: "Ich wohne ja selbst in einem Gründerzeitquartier, aber das wäre mal ein Neubaugebiet, wo man sich vorstellen könnte zu leben."

5500 Wohnungen soll es auf dem Gelände geben, zum Symbol des Quartiers soll ein 80 Meter hoher Wohnturm werden. Los geht es im nächsten Jahr mit der Verlegung von Leitungen für Strom und Fernwärme. Auch die erste Grundschule soll errichtet werden. Parallel plant die Stadt die Vergabe von Grundstücken an städtische und private Wohnbauunternehmen wie auch an Genossenschaften. Zu den städtebaulich prominenten Gebäuden wird es Architekturwettbewerbe geben. Das Planungsreferat rechnet damit, dass von 2021 an die ersten Wohngebäude errichtet werden.

Besonderen Wert legen die Stadtplaner auf die Belebung der Erdgeschossflächen - im Unterschied zu vielen anderen Neubauquartieren in München, die auch deshalb oft unbelebt wirken, weil es kaum Gewerbeflächen im Erdgeschoss gibt. Entweder sind sie nicht vorgesehen, oder es finden sich keine Mieter, weil es sich nicht lohnt, ein Geschäft zu eröffnen. Dadurch, dass in der Bayernkaserne viel mehr Menschen pro Quadratmeter wohnen werden, könnte dieses Problem sich relativeren. Stadtbaurätin Elisabeth Merk glaubt dennoch, dass es ein Quartiersmanagement braucht. Und sie bringt Subventionen ins Spiel, um die Pächtersuche zu erleichtern, das gebe es etwa in Hamburg auch.

Neben der Wohnbebauung entstehen in der Bayernkaserne zahlreiche Kitas, zwei Schulstandorte mit einem Gymnasium, zwei Grundschulen, einer Förderschule, und Sportanlagen, zahlreiche soziale Einrichtungen, eine Zweigstelle der Volkshochschule und ein großer Lebensmittelmarkt. Den Grünen war wichtig, dass man bei der Planung auch zwei Biergärten mitdenkt. Das Planungsreferat hat zwei mögliche Standorte dafür identifiziert: einen auf dem zentralen Stadtplatz, als Vorbild nannte ein Vertreter des Referats den Biergarten auf dem Viktualienmarkt, den anderen auf einer Freifläche im nördlichen Teil des Geländes, als Biergarten im Grünen.

Eine Tramverbindung zwischen U2 und U6 soll es nicht geben

Keinen Erfolg hatten die Grünen hingegen mit ihrer Forderung, dass "die Trambahnlinie 24 wie im Nahverkehrsplan enthalten von Am Hart (U2) zum Kieferngarten (U6) geführt wird, gegebenenfalls als Vorgängerlinie für eine U26". Bisher ist auf der Strecke, die über die Heidemannstraße am Nordrand der Bayernkaserne vorbeiführt, eine Expressbuslinie mit eigenen Spuren vorgesehen. Das aber hält Paul Bickelbacher für "nicht attraktiv", eine Tram locke eineinhalbmal mehr Fahrgäste an und entspreche damit auch der Verkehrswende, die OB Dieter Reiter mit aller Macht vorantreiben wolle, wie er vergangene Woche angekündigt hat. Eine Tram würde dabei helfen, das Viertel von Anfang an wie geplant "möglichst autofrei zu machen".

Brigitte Wolf (Linke) ergänzte, eine Tram könne die Stadt aus eigenen Mitteln bauen, für die U-Bahn sei sie auf Geld vom Bund angewiesen. Michael Mattar von der FDP sieht das ganz anders: "Eine Tram bedeutet den Tod der U26." Außerdem sei ein Expressbus mit ganz enger Taktung "attraktiver als eine Tram alle sieben Minuten". Johann Sauerer (CSU) ergänzte, man werde alles dafür tun, "dass die U26 möglichst schnell gebaut wird". Letztlich gab es eine breite Mehrheit aus SPD, CSU und Oppositionsstimmen gegen den Vorstoß der Grünen für die Tram 24.

Unstrittig hingegen ist eine andere Tramanbindung: Auf einer Magistrale von Süd nach Nord durch das Bayernkasernen-Gelände wird eine Trasse für die Verlängerung der Tramlinie 23 freigehalten, die derzeit in Schwabing-Nord endet und künftig bis zur Heidemannstraße weitergeführt werden soll.

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