Ausstellung:Automatisierte Jobs

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In Hamburg kann man die Zukunft sehen, eine Zukunft, in der die KI all unsere Arbeit übernommen hat. Und was machen wir dann mit der ganzen freien Zeit?

Von Till Briegleb

Die Fahrt in die Zukunft ist führerlos. Nicht, weil niemand mehr daran zweifelt, dass Computer bald die Autos steuern. Sondern weil die Entwicklung zur Automatisierung gesellschaftliche Konsequenzen hat, über die es speziell Politikern schwerfällt, zu reden. Aber auch für die meisten Bürger erscheint die Bedrohung, die durch Robotik und intelligente Computersysteme für ihre Arbeit besteht, heute noch abstrakt. Die Situation erinnert an die Frühzeit der Klimawandel-Diskussion. Als noch Zeit war, etwas zu unternehmen, interessierten sich nur Experten und Linke für das Thema. Das Hamburger Museum für Arbeit will an dieser Ignoranz nicht mit Schuld sein. In der Ausstellung "Out of Office" wird versucht, die Dramatik und Dynamik automatisierter Arbeit mit spielerischen Mitteln eingängig zu machen. Als Basis des Schreckens werden die Prognosen verwendet, nach denen rund die Hälfte der Jobs in den Industrienationen in den nächsten zehn Jahren durch Programme und Maschinen ersetzt werden können. Und auch all die Selbstgewissen, die meinen, einen Arzt, Anwalt oder Altenpfleger können Maschinen nie verdrängen, werden eines Besseren belehrt. Alleine die Begeisterung, mit der sich Besucher in die Unterhaltung mit dem kulleräugigen Roboter "Pepper" begeben, zeigt, wie leicht sie der zwischenmenschlichen Kommunikation untreu werden.

Aber das Ziel dieser Thesenschau mit viel technischem Equipment ist nicht, eine Dystopie auszumalen, wo Terminator und die Matrix den Menschen vom obersten Treppchen der Evolution stürzen. Mit Experten-Interviews und einem umfangreichen Lesebuch erklärt diese Info-Show vielmehr die Notwendigkeit, den unausbleiblichen Wandel ins Positive zu wenden, um nicht in den Albtraum von Massenarbeitslosigkeit und wachsendem Populismus zu schlittern. Ein Umbau der Gesellschaft mit Hilfe des bedingungslosen Grundeinkommens wird ebenso als Gedankenanstoß gegeben wie Möglichkeiten, sich von der kapitalistischen Norm der Erwerbsarbeit für ein produktives soziales Arbeiten zu verabschieden. Wer diesen Klimawandel jetzt verpasst, den bestraft später Hartz IV.

© SZ vom 15.12.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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