Silvesterkracher:Wann Böller gefährlich sind

Silvesterkracher: Silvester am Marienplatz in München.

Silvester am Marienplatz in München.

(Foto: Alessandra Schellnegger)

Heute beginnt in Deutschland der Verkauf von Raketen und Knallern. Ein Experte erklärt, worauf es dabei ankommt und warum es sinnvoll sein kann, um Mitternacht die Rollläden zu schließen.

Interview von Julian Erbersdobler

Auch am 1. Januar 2018 waren es wieder die typischen Schlagzeilen: Im thüringischen Triptis erlitt eine 14-Jährige durch einen explodierenden Böller schwere Augenverletzungen. In Passau musste eine 23-jährige Frau ins Krankenhaus, nachdem sie ein Böller am Hals getroffen hatte. In Kleinmachnow kam ein 19-jähriger Mann durch "unsachgemäßen Umgang mit Feuerwerk" ums Leben.

Jahr für Jahr verbringen Menschen die Silvesternacht in der Notaufnahme. Sie kommen mit Brandverletzungen, Lärmtraumata und Schnittwunden. Lässt sich das nicht verhindern? Klaus Gotzen ist Geschäftsführer des Verbands der pyrotechnischen Industrie. Im Gespräch erklärt er, was manche Böller explosiver als andere macht und wie man Raketen so starten lässt, dass sie niemanden gefährden.

Interview am Morgen

Diese Interview-Reihe widmet sich aktuellen Themen und erscheint von Montag bis Freitag spätestens um 7.30 Uhr auf SZ.de. Alle Interviews hier.

SZ: Im vergangenen Jahr haben die Deutschen etwa 137 Millionen Euro in Böller und Raketen investiert. Was ist so faszinierend daran, etwas in die Luft zu jagen?

Klaus Gotzen: Dafür gibt es verschiedene Gründe, manche wollen mit dem Lärm die bösen Geister vertreiben, andere freuen sich an den vielen Farben und Formen, die am Himmel entstehen. Und viele spielen einfach gerne mit dem Feuer.

In jedem Jahr liest man von schlimmen Unfällen. Wo lauern die größten Gefahren?

Richtig gefährlich sind illegale Feuerwerkskörper. Davon sollte man im wahrsten Sinne des Wortes die Finger lassen. Nur zugelassene Produkte bieten die Gewähr, dass ihre Verwendung sicher ist. Bei illegalem Feuerwerk kann es passieren, dass es frühzeitig losgeht und Betroffene Finger oder sogar die ganze Hand verlieren.

Was macht diese Böller so gefährlich?

Sie reagieren deutlich heftiger und schneller und halten nicht immer die bei legalen Böllern vorgeschriebene Verzögerungszeit ein. Teilweise haben sie einen sogenannten Blitzknallsatz. Das kann man sich ähnlich vorstellen wie bei einer Explosion mit Sprengstoff. Oft bleibt keine Zeit mehr, sich nach dem Anzünden zu entfernen. Das kann zu wirklich schlimmen Verletzungen führen.

Wie findet man heraus, welcher Böller legal und welcher illegal ist?

Grundsätzlich lässt sich sagen, dass eigentlich alle Feuerwerkskörper legal sind, die man in bekannten Verkaufsstellen, in Supermärkten, Baumärkten und Drogerien kaufen kann. Zugelassene Produkte haben ein CE-Zeichen und eine Registriernummer. Die weisen nach, dass die Feuerwerkskörper durch eine zertifizierte Stelle geprüft wurden. Wichtig ist noch, dass eine deutsche Gebrauchsanweisung beiliegt. Es ist durchaus sinnvoll, da reinzuschauen und sich auch daran zu halten.

Was gibt es beim Zünden von Raketen zu beachten?

Wenn es geht, sollte man einen Sicherheitsabstand von acht Metern einhalten. Außerdem empfehle ich, Raketen in Flaschen zu stecken, die in einem Getränkekasten stehen. Dann ist die Sache etwas stabiler und damit auch gewährleistet, dass sie wirklich nach oben steigt. Es ist übrigens keine gute Idee, eine Rakete vom Balkon aus zu zünden, weil man nie genau weiß, wo sie landet.

Manchmal zündet eine Rakete nicht. Sollte man es nochmal versuchen?

Nein. Das sollte eigentlich nicht passieren, aber dann bleibt einem nichts anderes übrig, als diese Rakete wegzulegen und es mit einer anderen zu versuchen.

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Was kann man als Anwohner tun, um sich auf Silvester vorzubereiten?

Es ist auf jeden Fall ratsam, die Fenster zu schließen und im besten Fall auch die Rollläden. Gleiches gilt für Garagentore oder Balkontüren. Dann kann da schon mal keine Rakete reinfliegen.

Manche stellen zur Sicherheit einen Eimer Wasser bereit. Braucht es den?

Schaden kann das nicht. Auch wenn der Eimer nur dem Gefühl der Sicherheit dient.

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