Stadthalle Erding:Belegung steigt, das Defizit ebenfalls

Stadthalle Erding: Belegungstage und Gesamterlöse sind gestiegen. Trotz des Defizits ist Geschäftsführerin Jutta Kistner mit dem Geschäftsjahr 2017 zufrieden.

Belegungstage und Gesamterlöse sind gestiegen. Trotz des Defizits ist Geschäftsführerin Jutta Kistner mit dem Geschäftsjahr 2017 zufrieden.

(Foto: Renate Schmidt)

Geschäftsführerin Jutta Kistnerstellt den Bericht 2017 vor und bekommt dafür Applaus. Sie macht aber auch ein paar kritische Anmerkungen

Von Regina Bluhme, Erding

Die Stadthalle Erding hat im Geschäftsjahr 2017 eine besondere Premiere gefeiert: Der erste Auszubildende in der Unternehmensgeschichte wurde gleich als Veranstaltungskaufmann übernommen, informierte Geschäftsführerin Jutta Kistner am Dienstag im Erdinger Stadtrat. Die finanzielle Bilanz weist allerdings ein Defizit von 686 600 Euro aus. Doch Kistner ist zufrieden, denn zugleich erreichte das Veranstaltungszentrum den bislang höchsten Umsatz. Von den Stadträten erhielt sie für ihre Bilanz donnernden Applaus.

Jutta Kistner sprach von einem erfolgreichen Geschäftsverlauf. Das Rohergebnis habe sich von 51 000 Euro auf 120 000 Euro verdoppelt. Die Gesamterlöse seien mit 916 000 Euro so hoch wie noch nie (2016 waren es 847 00 Euro). Das Plus von acht Prozent sei dem guten Kongress- und Tagungsjahr zu verdanken. Zudem habe die Stadthalle seine Stellung als beliebter Messeplatz behauptet. Der große Saal ist laut Kistner 2017 an 205 Tagen belegt gewesen, "ein Spitzenwert". Insgesamt fanden 212 Veranstaltungen mit 69 930 Besuchern statt.

Gestiegen ist aber auch das Defizit. Es liegt 2017 um 2,7 Prozent höher als in dem Jahr zuvor. Der Anstieg sei vor allem auf einen "einmaligen Sondereffekt" in Form einer Umsatzsteuernachzahlung zurückzuführen, fügte Jutta Kistner an. Ohne diese Nachzahlung läge das Defizit bei 628 000 Euro und somit unter dem Wert von 2016 (669 000 Euro). Oberbürgermeister Max Gotz (CSU) bescheinigte Kistner "eine tadellose Bilanz".

Zwei Punkte bereiten Kistner zunehmend Probleme. Da ist zum einen die Verpflichtung zur "diskriminierungsfreien Vermietung" für Veranstaltungszentren in öffentlicher Hand. "Radikale, zweifelhafte oder zumindest unerwünschte Organisationen oder Parteien aus dem In- und Ausland versuchen sich teilweise unter neutralem Deckmantel einzumieten." Der zweite Punkt ist der Standort am Alois-Schießl-Platz, der sich immer mehr "zum Hinterhof der Stadt" entwickle. Gäste des Hauses, vor allem Frauen, hätten sich schon über das Umfeld beschwert.

In Hinblick auf 2018 erklärte Kistner, dass die Buchungslage stabil sei. Der Ticketkauf für die Saison 2019/20 laufe langsam an. Im Unterhaltungssektor werde wohl der Bereich der Hochkultur eingeschränkt werden müssen, sollte sich kein Sponsor oder Mäzen finden, kündigte sie an. Die nächsten Jahre werde das Publikum zudem mit zusätzliche Sicherheitsmaßnahmen rechnen müssen, wobei Kistner festgestellt hat, "dass die Gäste durchaus dafür Verständnis zeigen".

Als neues Phänomen sei eine zunehmende Polarisierung spürbar, sagte die Geschäftsführerin. Egal ob Festvortrag oder Kabarett, "der eine oder andere Gast verließ angesichts der Botschaften wutentbrannt das Haus". Das habe es früher nie gegeben. Schon länger klagten Besucher über die Verkehrsüberlastung und den Parkplatzmangel rund um die Stadthalle. Dazu kämen dann die Baustellen. So habe wegen der Arbeiten an der Fehlbachbrücke bereits ein IT-Veranstalter den Standort verlassen.

Wie in nahezu jeder Branche in der Region macht sich die Geschäftsführung der Stadthalle Sorgen wegen des Fachkräftemangels. Der Markt in der Veranstaltungstechnik sei leergefegt. Dazu komme, dass in den nächsten drei bis acht Jahren ein Generationenwechsel in der Stammbelegschaft anstehe. Es sei wichtig, "das Team rechtzeitig zu verjüngen", betonte Jutta Kistner. Den Nachwuchs selbst auszubilden, sei ein inzwischen erprobter Weg. "Wir sind sehr froh, dass wir unseren ersten Azubi auch übernehmen konnten", erklärt sie und fügte hinzu, dass die Stadthalle erneut ausbilde.

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