Luka Jovic:Der Beste im Frankfurter Dreizack

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Luka Jovic. (Foto: Alex Grimm/Bongarts/Getty Images)
  • Luka Jovic von Eintracht Frankfurt hat die Hinrunde seines Teams mitgeprägt.
  • Team-Kollege Sebastien Haller, ebenfalls Teil der starken Offensive, sagt, Jovic sei "der Beste von uns".
  • Angeblich sollen sich Großklubs für den 20 Jahre alten Serben interessieren. Für die Eintracht dürfte es schwer werden, ihn zu halten.

Von Johannes Aumüller, Frankfurt

Das Champions-League-Viertelfinale der Saison 2015/16 ist nicht ohne Folgen geblieben für den Kader des FC Bayern. Ein junger Mann des Gegners Benfica Lissabon, Jahrgang 1997, überzeugte die Verantwortlichen, und ein paar Monate später war Mittelfeldspieler Renato Sanches Teil der Münchner Mannschaft. Als nicht ganz so überzeugend nahmen die Verantwortlichen hingegen einen anderen Lissabon-Profi des Jahrgangs 1997 wahr, wobei ihnen das auch nicht weiter zu verdenken war. Denn dieser andere Spieler kam nur im Rückspiel und erst zwei Minuten vor dem Abpfiff aufs Feld (obwohl das reichte, um noch die Chance zum 3:2-Siegtor zu haben). Aber inzwischen gibt es rund um den FC Bayern Menschen, die es nicht schlecht fänden, wenn dieser andere 97er bald im Münchner Kader stünde.

An diesem Samstag trifft Luka Jovic wieder auf den FC Bayern, seit eineinhalb Jahren nicht mehr in Diensten von Benfica Lissabon, sondern von Eintracht Frankfurt, und er tut dies als einer der derzeit prägenden Akteure der Bundesliga. Seit Monaten spielt der Serbe stark auf. Schon in der vergangenen Saison überzeugte er mit einigen Jokertoren, nun führt er vor dem letzten Hinrundenspieltag mit zwölf Treffern, gleichauf mit Dortmunds Paco Alcácer, die Torschützenliste an. Beim Fachblatt Kicker kommt er gemeinsam mit Alcácer und Kerem Demirbay (Hoffenheim) auf den besten Notendurchschnitt aller Bundesliga-Feldspieler. Und manch einer aus der Branche greift schon zu den ganz großen Vokabeln, obwohl Jovic am Sonntag erst 21 Jahre alt wird. "Er ist, wenn er auf dem Dampfer bleibt, ein Weltklassestürmer", sagte etwa Niko Kovac, der im Vorjahr noch Frankfurt und Jovic trainierte und jetzt den FC Bayern. Kovac prophezeite, dass Jovic bei einem ganz großen Klub landen werde. Und ergänzte. "Wir sind, glaube ich, auch ein Weltklasse-Klub."

Die Verantwortlichen der Eintracht nehmen Jovic' Form und die Elogen mit sichtlichem Stolz zur Kenntnis. Es war ja durchaus ungewöhnlich, dass es ihnen im Sommer 2017 gelang, den Angreifer zu holen. Denn Jovic hat keine unauffällige Vita hinter sich, sondern galt schon früh als Ausnahmetalent seines Landes.

Mit 16 gab er sein Profidebüt für Roter Stern Belgrad, am letzten Spieltag der Saison 2013/14 kam er kurz vor dem Abpfiff aufs Feld und schoss drei Minuten später das Tor zum 3:3, das dem Verein die erste Mannschaft seit sechs Jahren sicherte. Und weil er für Belgrad und Serbiens U-Mannschaften noch einige Treffer mehr erzielte, landete er im Februar 2016 bei Benfica Lissabon - allerdings im Zuge eines schrägen Deals, von dem der Klub Apollon Limassol aus Zypern mit mehreren Millionen Euro profitiert haben soll, obwohl Jovic kein einziges Spiel für ihn bestritten hatte.

Bei den Portugiesen konnte sich Jovic aber nicht durchsetzen, schließlich gab es sogar die Versetzung in die B-Mannschaft. "Da war er in der Versenkung verschwunden, aber wir haben uns an ihn erinnert", sagt Frankfurts Sportvorstand Fredi Bobic. So liehen die Frankfurter den Serben im Sommer 2017 für zwei Jahre aus und konnten seitdem mitverfolgen, wie sich Jovic verbesserte. Schon im Vorjahr unter Kovac lief es gut, nun bildet er mit dem Kroaten Ante Rebic und dem Franzosen Sebastien Haller einen guten Angriffsdreizack, auch wenn Trainer Adi Hütter manchmal einen aus dem Trio draußen lässt; "Jovic", so sagte der Kollege Haller kürzlich, "ist der Beste von uns."

Muskulös, dribbelstark, technisch fein, gut im Abschluss

Der Gelobte selbst hat zwar pflichtbewusst widersprochen und angemerkt, dass alle drei gut seien. Aber er liefert in der Tat ein ungewöhnliches Gesamtpaket: 1,82 Meter groß und 87 Kilo schwer, zugleich muskulös und dribbelstark, technisch fein und mit einer auffälligen Abschlussstärke gesegnet - wobei sich diese Abschlussstärke auch noch sehr gleichmäßig auf den linken Fuß, den rechten Fuß und die Stirn verteilt. So schießt Jovic zum einen besonders schöne Tore - wie das eingesprungene Hackentor im Pokal-Halbfinale 2018 gegen Schalke oder der Seitfallzieher jüngst beim 7:1 gegen Düsseldorf - und zum anderen besonders viele.

Im Schnitt alle 88 Minuten traf er bei seinen Bundesliga-Auftritten, zwischendurch hätte er im Spiel gegen Düsseldorf mit seinen fünf Treffern beinahe den alten Ligarekord von Dieter Müller (Saison 1977/78, sechs Tore für den 1. FC Köln gegen Bremen) eingestellt. Manch einer traut Jovic zu, dass er als vierter Frankfurter nach Jörn Andersen (1990), Anthony Yeboah (1993 und 1994) und Alex Meier (2015) als bester Liga-Torschütze die Saison beendet. Wenn Jovic selbst seine Torquote erklären soll, bringt er oft solche Sätze unter wie den, dass er "riecht, wo der Ball hinkommt".

Es gehört zwar zur vollen Wahrheit, dass Jovic' Geruchssinn gegen Mannschaften aus der unteren Tabellenhälfte besonders ausgeprägt ist und er in solchen Begegnungen zehn seiner zwölf Saisontore schoss; aber es gehört ebenso zur vollen Wahrheit, dass dies keinem anderen Stürmer der Bundesliga besser gelang.

Längst hat das in solchen Fällen übliche Gerattere eingesetzt, welcher europäische Großklub angeblich an Jovic interessiert sei - und es dürfte für die Frankfurter schwer werden, ihn zu halten. Sie sicherten sich zwar bei dem Leihgeschäft eine Kaufoption für den Sommer 2019, die sie auch in jedem Fall ziehen wollen. Offiziell wird die Summe nicht genannt, sie soll bei circa zwölf Millionen Euro liegen, was angesichts derzeitiger Transferpreise in der Tat ein Schnäppchen wäre. Zudem investiert die Eintracht insgesamt mehr Geld und lehnte im Sommer etwa hohe Angebote für Jovic' Sturmpartner Rebic ab.

Aber wer dieser Tage die Aussagen von Sportchef Fredi Bobic zum Thema hört, kann herausdeuten, dass er auch einen Plan B entwickelt - für einen Kader ohne Luka Jovic.

© SZ vom 22.12.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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