Performance:Feine Antennen

Die Gräfelfinger Künstlerin Judith Egger läuft als Baum durch Paris

Wer in den kommenden Tagen genug davon hat, besinnungslos auf die immer gleichen Christbäume in den Wohnzimmern zu starren, bei denen alljährlich zu Weihnachten allenfalls die Farbe der Kugeln und unechten Kerzen variieren, für den hat die Gräfelfinger Künstlerin Judith Egger eine Alternative. "Transmission Wood" nennt sie ihre Performance, die in Paris entstand und unter www.vimeo.com/301489899 als Video zu sehen ist. Ein Weihnachtsspaziergang der besonderen Art, sozusagen.

In der knapp zehnminütigen Dokumentation sieht man Judith Egger durch ein nächtliches, fast menschenleeres Paris gehen. Als eine Art laufender Baum, mit langen Ästen und Zweigen an ihren Körper geschnallt, läuft sie im spärlichen Licht von Straßenlaternen und Werbeneonlichtern kleine Straßen und das Seine-Ufer entlang. Abgesehen von ab und an vorbeifahrenden Autos, hört man nur ihre Schritte und immer wieder auch ein Knarzen. Es sind Geräusche, die sie mit einer speziellen Antenne einfängt, die an den Ästen befestig ist. "Recovering the tree sense" nennt sie diesen Versuch, mit dem sogenannten Wilden, mit der Natur in Kontakt zu kommen. Judith Eggers nächtlicher Spaziergang als Baum ist Teil eines fortlaufenden Projekts, das sie "Feldnotizen aus der Wildnis" nennt.

© SZ vom 22.12.2018 / czg - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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