Fälschungsskandal beim "Spiegel":Diakonie Katastrophenhilfe bestätigt Eingang von Relotius-Spende

Lesezeit: 1 min

Der Spiegel hat den Fälschungsskandal um Claas Relotius Mitte Dezember öffentlich gemacht und der Reporter seinen Vertrag beim Spiegel gekündigt. (Foto: AFP)
  • Erstmals äußert sich der ehemalige Spiegel-Journalist Claas Relotius über seine Anwaltskanzlei zu den gegen ihn erhobenen Fälschungsvorwürfen.
  • Er räumt ein, bei seinen Reportagen "über mehrere Jahre hinweg vielfach Fakten falsch dargestellt, verfälscht und hinzuerfunden" zu haben.
  • Spendengelder für syrische Kinder will er aber nicht für sich persönlich verwendet haben. Die Diakonie Katastrophenhilfe bestätigte auf Anfrage des Spiegel den Eingang von 9000 Euro.

Im Fälschungsskandal um den ehemaligen Spiegel-Reporter Claas Relotius hat der Journalist bestritten, von ihm gesammelte Spenden für sich persönlich verwendet zu haben. Die syrischen Kinder, für die Leser spendeten, existierten teils aber nicht. Für die Mitteilung zu den Spenden habe der Autor "die Illusion über die reale Existenz des geschilderten Geschwisterpaars aufrechterhalten", teilte die Relotius vertretende Anwaltskanzlei mit. Relotius hatte demnach nach diversen Zuschriften spendenbereiter Leser angeboten, Spendengelder über sein privates Konto zu sammeln und weiterzuleiten.

"Zu keinem Zeitpunkt hat er jedoch beabsichtigt, Spenden selbst zu vereinnahmen. Eine solche Verwendung ist auch nie erfolgt", teilte die Anwaltskanzlei mit. Tatsächlich habe ihr Mandant den bis dahin auf seinem Konto eingegangenen Spendenbetrag von insgesamt 7000 Euro aus eigenen Mitteln auf 9000 Euro aufgestockt und im Oktober 2016 an die Diakonie Katastrophenhilfe für ein Projekt zur Unterstützung von kriegsflüchtigen Kindern im Irak überwiesen.

"Fakten falsch dargestellt, verfälscht und hinzuerfunden"

Der Spiegel hatte zuvor berichtet, dass der damals noch freie Mitarbeiter 2016 nicht nur eine Geschichte über angebliche syrische Waisenkinder in der Türkei in großen Teilen erfunden, sondern auch privat Spendenaufrufe an Leser verschickt habe. Der Spiegel will deshalb Strafanzeige erstatten.

"Unser Mandant hat bereits eingeräumt, dass er bei seinen Reportagen - im Wesentlichen im Magazin Der Spiegel - über mehrere Jahre hinweg vielfach Fakten falsch dargestellt, verfälscht und hinzuerfunden hat", teilte die Kanzlei weiter mit. Spiegel Online veröffentlichte die Mitteilung der Anwälte als Nachtrag in seinem Beitrag "Reporter täuschte Leser offenbar mit Spendenaufruf".

Das Nachrichtenmagazin hatte den Fälschungsskandal Mitte Dezember öffentlich gemacht und der Reporter seinen Vertrag beim Spiegel gekündigt. Von ihm waren dem Magazin zufolge seit 2011 knapp 60 Texte im Heft und bei Spiegel Online erschienen. Auch im SZ-Magazin sind im Jahr 2015 zwei manipulierte Interviews von Relotius erschienen.

Nachtrag: Die Diakonie Katastrophenhilfe bestätigte auf Anfrage des Spiegel am 28. Dezember 2018 den Eingang einer Spende von Claas Relotius in Höhe von 9000 Euro. Sie sei im Oktober 2016 überwiesen worden, so eine Sprecherin. Das Geld sei zeitnah verwendet worden. Es sei einem Gemeindezentrum im Nordirak zu Gute gekommen, das sich um vertriebene Kinder aus dem Irak und Syrien kümmert.

© SZ.de/dpa/fued - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Fall Relotius
:Journalisten müssen der Wahrheit dienen, nicht dem eigenen Ruhm

Reporter haben in der Gesellschaft eine Aufgabe zu erfüllen: Sie setzen das Bild der Welt zusammen. Wenn sie dabei lügen, stimmt die Welt nicht mehr.

Kommentar von Annette Ramelsberger

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: