Syrien:In Manbidsch zeigen sich die Folgen von Trumps Entscheidung

Syrien Manbidsch Kurden

Die kurdisch angeführte Anti-IS-Miliz zieht sich aus Manbidsch zurück.

(Foto: dpa)

Vor zweieinhalb Jahren waren sie noch die Befreier, jetzt sind sie schutzlos: Die Kurden im Norden Syriens werden zum Opfer des Verrats der USA.

Kommentar von Moritz Baumstieger

Manbidsch wurde im August 2016 zu einem weltweit beachteten Symbol: Der Ort mit einstmals 75 000 Einwohnern war die erste größere Stadt in Nordsyrien, die von den kurdisch angeführten Anti-IS-Milizen befreit wurde. Nach fast zweieinhalb Jahren Terrorherrschaft der Islamisten verbrannten Frauen dort ihre verhassten Schleier, lachende Männer stutzten sich auf offener Straße gegenseitig die Bärte. Und selbst jene, die nie geraucht hatten, pafften nun glücklich vor den Kameras: Tabak war unter den Dschihadisten streng verboten gewesen, deshalb feierten die Menschen ihr neu gewonnenes Leben mit Zigaretten.

Knapp zweieinhalb Jahre später wird Manbidsch wieder zum Symbol. Wieder rückt eine neue Kraft in die Stadt ein, wieder beginnt eine neue Zeitrechnung. Die Befreier von 2016 sind durch den Rückzug der USA schutzlos geworden und ziehen sich aus Angst vor einem Angriff der Türkei zurück. Baschar al-Assad darf die syrische Fahne über der Stadt hissen.

Jubelbilder gibt es aus Manbidsch bislang keine - gefeiert wird vor allem im Präsidentenpalast von Damaskus. Das Assad-Lager wird die Stadt künftig als jenen Ort verehren, an dem die letzte Etappe der Rückeroberung Syriens ihren Anfang nahm. Für die Kurden, aber auch für die arabische Bevölkerung, die hier in den vergangenen zweieinhalb Jahren in relativem Frieden lebte, ist Manbidsch nun hingegen ein Symbol des Verrats: der Ort, an dem sich die Folgen der überstürzten und verantwortungslosen Rückzugsentscheidung Donald Trumps erstmals zeigten.

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