Nachhaltige Geldanlage:Gutes tun und Geld verdienen

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Wer sein Vermögen nachhaltig investieren möchte, muss keineswegs auf Rendite verzichten. Voraussetzung ist, dass das Geld möglichst breit investiert wird.

Von Norbert Hofmann

Privatanleger können heute nahezu ihr ganzes Vermögen nach ethischen Kriterien investieren. Und das, ohne auf ein ausgewogenes Portfolio und Renditechancen verzichten zu müssen. Umweltschutz, soziale Gerechtigkeit und verantwortungsbewusst agierende Unternehmen sind für immer mehr Anleger wichtige Punkte bei der Geldanlage. Wer das umsetzen will, kann mit unterschiedlichen Anlageklassen nachhaltig investieren.

Im Vordergrund des Interesses ethisch orientierter Anleger stehen jedoch Fonds, die in Aktien und Anleihen investieren. Nachhaltigkeit ist dabei im breiten Produktangebot jedoch nur ein Oberbegriff. "Man sollte sich genau ansehen, wie, in welchem Umfang und in welcher Tiefe ein Fonds das letztlich umsetzt", sagt Professor Timo Busch von der Universität Hamburg. Das aber könne schnell sehr komplex werden. Er rät, sich an den Informationen und Prüfstandards des Forums Nachhaltige Geldanlagen (FNG) zu orientieren. An mehr als hundert Fonds wurde bereits das FNG-Siegel vergeben, das die Einhaltung gewisser Mindeststandards mit Blick auf Arbeits- und Menschenrechte, Umweltschutz und Korruptionsbekämpfung bescheinigt. Unabhängig von diesem Siegel informiert das FNG auf seiner Webseite zudem über die Nachhaltigkeitsprofile zahlreicher Fonds.

Aktienfonds eignen sich dabei für den Teil der Anlagemittel, die für einen längeren Zeitraum verfügbar sind. "Wir raten, über einen Zeitraum von fünf Jahren zu investieren und mehr als nur einen nachhaltigen Fonds ins Portfolio zu nehmen", sagt Hilde Jenssen, Expertin bei der Kapitalanlagegesellschaft Nordea. Die meisten aktienorientierten Produkte investieren weltweit in große Unternehmen und bieten so eine breite Streuung nach Ländern, Branchen und Technologien. Regionale Schwerpunkte setzen Anleger durch eine gezielte Fondsauswahl etwa für nachhaltige Investitionen in Europa, Nordamerika oder in Schwellenländern.

Wer will, kann dem Portfolio auf spezifische Themen fokussierte Fonds beimischen, die dann aber mit höheren Risiken behaftet sind. "Allerdings gibt es heute auch Bereiche, bei denen es aufgrund der wachsenden Nachfrage um relativ sichere Zukunftstechnologien wie etwa solche für mehr Energieeffizienz oder die Gewinnung und Reinhaltung von Wasser geht", sagt Busch. Anleger sollten sich aber bewusst sein, dass sie für das Erzielen einer attraktiven Wertentwicklung möglicherweise einen langen Atem benötigen.

Als Alternative zu aktiven Fonds können Anleger auch passive Strategien wählen. Börsengehandelte Fonds (ETF) bilden heute zahlreiche nachhaltig ausgerichtete Indizes ab und sind wegen des relativ geringen Managementaufwands deutlich kostengünstiger als aktive Fonds. "Das Interesse an nachhaltigen ETF ist seit dem Abgasskandal in der Autoindustrie noch einmal deutlich gestiegen", sagt Dag Rodewald, ETF-Experte bei UBS.

Staatsanleihen sind heikel wegen der Rüstungsindustrie

Dabei geht es Anlegern sowohl um den Umweltaspekt als auch um eine verantwortungsvolle Unternehmensführung. Indizes wie die internationalen Börsenbarometer von MSCI gibt es heute in Varianten, die ethische, soziale sowie ökologische Kriterien berücksichtigen. "Anleger können so schon mit wenigen ETF geografisch ein Kernportfolio für die europäischen und globalen Aktienmärkte aufbauen", sagt Rodewald.

Auch wer in festverzinsliche Wertpapiere nachhaltig investieren will, findet dafür ETF-Lösungen. "Das größte Angebot gibt es im Bereich der Unternehmensanleihen, wobei ein Index bei der Auswahl vergleichbare Kriterien wie bei Aktien anwenden kann", sagt Rodewald. Nicht ganz so leicht ist es bei Staatsanleihen. Schwerlich wird sich etwa ein Land finden, das nichts mit Rüstung zu tun hat. Doch es gibt Alternativen. Die UBS hat einen ETF aufgelegt, der ein Investment in Anleihen internationaler Entwicklungsbanken ermöglicht. Das sind - bei entsprechend starker Bonität - staatlich getragene Institute wie die zur Weltbank gehörende Internationale Bank für Wiederaufbau und Entwicklung, die in Schwellenländer-Projekte mit gesellschaftlichem und ökologischem Nutzen investieren.

Rodewald verweist darauf, dass es auch für Rohstoffe, die für viele Anleger zu einem ausgewogenen Portfolio gehören, in gewisser Weise nachhaltige ETF-Lösungen gibt. Sie investieren beispielsweise in breite Rohstoffindizes, die Lebendvieh und Agrarrohstoffe ausklammern. Sind passive Fonds also die ideale Lösung? Nicht in jeder Hinsicht. Nach dem Skandal um manipulierte Abgaswerte etwa konnten aktive Fondsmanager betroffene Autokonzerne schnell aus ihrem Portfolio streichen. "Ein ETF dagegen kann darauf nur relativ träge reagieren, weil der ihm zugrunde liegende Index frühestens erst am Quartalsende umgestellt wird", sagt Wissenschaftler Busch.

Nicht minder wichtig: Viele aktive Fonds stehen in einem engagierten Gedankenaustausch mit den Unternehmen, in die sie investieren. "Sie können dabei letztlich auch ihre Stimmrechte im Sinne einer von ihnen geforderten Umsetzung von Nachhaltigkeitskriterien geltend machen", so der Wissenschaftler. Ein ETF hat diese Möglichkeit nicht. Durch den regelmäßigen Dialog trauen sich Fondsmanager zudem zu, positive Veränderungen zu bewirken. "Sie können in der konstruktiven Auseinandersetzung bei der Berücksichtigung von ESG-Kriterien sowohl Verbesserungsmöglichkeiten für Unternehmen erkennen als auch Risiken mindern", sagt Expertin Jenssen.

Eine Studie der Universität Hamburg kommt nach der Analyse von mehr als 2000 akademischen Einzelstudien zu dem Schluss, dass tendenziell eher ein positiver Zusammenhang zwischen nachhaltiger Anlage und Rendite besteht. Für nicht wenige Bundesbürger ist das allerdings offenbar gar nicht so entscheidend. Oft genug stecken sie ihr Geld trotz niedriger Marktzinsen immer noch in Sparpläne oder parken es aus Gründen der Liquidität auf dem Girokonto.

Anbieter, die mit ethischem Anspruch werben, halten da immerhin ein moralisches Trostpflaster bereit. Institute wie die Frankfurter Direktbank Triodos oder die GLS Bank in Bochum versprechen, das ihnen anvertrautes Geld nur für Kredite an nachhaltige Unternehmen oder Projekte zu verwenden.

© SZ vom 29.12.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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