Vorschusslorbeeren gehören zu den Gewächsen, die angenehm riechen, nach Hochachtung. Auf Dauer allerdings können sie wie Gift wirken. Der frühere US-Präsident Barack Obama hat das erfahren, als er den Friedensnobelpreis bekam, bevor er sich seiner überhaupt würdig erweisen konnte. Deutschlands SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz hat erlebt, wie man ihn in den Himmel lobte und ebenso schnell wieder fallen ließ. Jede Menge Vorab-Applaus gibt es jetzt auch für die neue CDU-Chefin Annegret Kramp-Karrenbauer. In Umfragen steigt sie auf wie ein Heißluftballon, gilt schon als wichtiger als die Kanzlerin. Erfolge im Amt: bislang keine.
Wer so schnell an Höhe gewinnt in der öffentlichen Wertschätzung, lebt gefährlich. Nur zu leicht verwandelt sich in der Politik Erwartung in Enttäuschung. Publikumslieblinge werden dann mit der gleichen Inbrunst verachtet, mit der sie zunächst verehrt worden sind.
Wer Kramp-Karrenbauer deshalb den baldigen Sinkflug prophezeit, könnte allerdings falsch liegen. Denn anders als die Obamas und Schulzens dieser Welt neigt die Neue aus dem Saarland nicht dazu, dem Hype um die eigene Person aufzusitzen. Darin ähnelt sie der Kanzlerin.
Der hohe Zuspruch zu Kramp-Karrenbauer gilt einer Frau, die Politik gerade nicht als Personenkult betreibt und mit ungewöhnlich wenig Selbstbeweihräucherung auskommt. Das unterschied sie auch von ihren Mitbewerbern um den Parteivorsitz. Vorteil durch Uneitelkeit heißt die Formel. Sie könnte Schule machen.