Nordkorea:Leere Drohung

Kim Jong-un hat keine Zeit zu verlieren - und wenig Optionen.

Von Christoph Neidhart

Kim Jong-un hat keinen Plan B. Und er hat keine Zeit zu verlieren. Wenn der Nordkoreaner in seiner Neujahrsansprache sagte, er müsse "andere Wege suchen", wenn Washington ihm nicht entgegenkomme, dann war das eine leere Drohung ohne jeglichen Hinweis aufs Militär. Er kann sich gar keine Aufrüstung leisten.

Die Zeit drängt, weil Kim sich nur an der Macht halten können wird, wenn die Wirtschaft wächst. Dazu braucht er bald eine Lockerung der Sanktionen. Die Zeit drängt auch, weil Südkorea seine Präsidenten nur für eine Amtszeit wählt. Moon Jae-in hat viel Popularität eingebüßt - nicht wegen, sondern trotz seiner Nordkorea-Politik. Südkoreas Wirtschaft steckt in einer Krise. Weiter drängt die Zeit, weil niemand weiß, wie lange der unorthodoxe Donald Trump als US-Präsident den Ausgleich mit Nordkorea noch suchen will. Oder kann.

Repression nützt sich ab. Kims Vater und Großvater rechtfertigten ihre Diktatur mit Ideologie und der militärischen Bedrohung durch Südkorea und die USA. Die jungen Nordkoreaner würden Kim das nicht mehr abnehmen, sie wissen zu viel. Kim ist auch kein Ideologe, sondern eher ein Militärdiktator, wie Asien viele erlebt hat. Einige schafften es, ihr Land wirtschaftlich zu sanieren.

© SZ vom 02.01.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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