Lokführer:Bahn und GDL einigen sich im Tarifstreit

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  • Die Deutsche Bahn hat sich mit der Lokführergewerkschaft GDL auf einen neuen Tarifvertrag geeinigt.
  • Mit der Gewerkschaft EVG hatte die Bahn bereits im Dezember einen Abschluss erzielt.
  • Streiks des Bahnpersonals sind damit bis März 2021 ausgeschlossen.

Es ist eine gute Nachricht für streikgeplagte Bahnfahrer: Nach sieben Verhandlungsrunden haben sich die Deutsche Bahn und die Lokführergewerkschaft GDL auf einen neuen Tarifvertrag geeinigt. Fahrgäste müssen bis zum Jahr 2021 erst einmal keine Streiks des Personals mehr befürchten.

Die etwa 36 000 Beschäftigten des Fahrpersonals der Bahn erhalten unter anderem eine Lohnerhöhung von insgesamt 6,1 Prozent in zwei Stufen sowie eine Einmalzahlung von 1000 Euro. Der Vereinbarung zufolge sollen die Gehälter ab Juli 2019 zunächst um 3,5 Prozent, ab Juli 2020 dann um weitere 2,6 Prozent steigen. Statt der zweiten Tariferhöhung können sie auch zusätzlichen Urlaub oder eine kürzere Wochenarbeitszeit wählen. Zudem sind deutliche Verbesserungen bei Arbeitszeiten sowie höhere Zulagen Teil der Einigung. "Es ist uns gelungen, trotz einiger Turbulenzen eine gemeinsame Grundlage zu finden", sagte GDL-Chef Claus Weselsky. "Und das bedeutet seit vielen Jahren das erste Mal ein Tarifabschluss der GDL ohne Schlichtung und ohne Arbeitskämpfe.

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Noch Mitte Dezember hatte das anders geklungen. Die GDL hatte die Tarifverhandlungen mit der Bahn für gescheitert erklärt und ihr vorgeworfen, "keinen Tarifabschluss" zu wollen. Einer der Streitpunkte war neben den Löhnen die Verfügbarkeit der Bahn-Mitarbeiter. "Wir lehnen es ab, dass unsere Leute rund um die Uhr erreichbar sein sollen", hatte Weselsky im Vorfeld der Gespräche gesagt. Mit der neuen Einigung sei nun festgelegt worden, dass die Beschäftigten außerhalb ihrer Arbeits- oder Bereitschaftszeiten nicht mehr ihre Mails checken oder per Handy erreichbar sein müssten.

Auch die Überstundenregelung der Bahn hatte Weselsky noch im Dezember scharf kritisiert und von Kollegen gesprochen, die "Hunderte Überstunden vor sich herschieben". Auch künftig besteht jedoch weiterhin eine Vereinbarung zwischen GDL und Deutscher Bahn, wonach der Konzern jedem Lokführer pro Jahr bis zu 80 Überstunden zumuten darf. Jede weitere Überstunde ist freiwillig. Wie viele ihrer 19 000 Lokführer wirklich 80 oder gar "Hunderte Überstunden" pro Jahr ansammeln, also weitere Einsätze verweigern dürften, teilte die Bahn nicht mit. Damit bleiben auch die möglichen Auswirkungen auf den Bahnbetrieb unklar.

Mit der EVG einigte sich die Bahn bereits im Dezember

Bereits im Dezember hatte sich der Konzern mit der zweiten und größeren deutschen Bahngewerkschaft EVG auf einen Abschluss verständigt, nachdem diese mit Warnstreiks für Chaos im Bahnverkehr gesorgt hatte.

Grob gesagt vertritt die EVG das stationäre und die GDL das fahrende Personal. Um einige Gruppen - die 36 000 der 160 000 DB-Mitarbeiter umfassen - rivalisieren die Gewerkschaften: Lokführer, Zugbegleiter, Bordgastronomen, Lokrangierführer und Disponenten. Zwar will die Bahn grundsätzlich mit beiden Gewerkschaften widerspruchsfreie Abschlüsse erreichen, im Detail können sich diese aber durchaus unterscheiden. In der Praxis werden die Regelungen dann für das gesamte Fahrpersonal einheitlich angewendet.

Die Tarifverhandlungen mit den Gewerkschaften machen das Dilemma sichtbar, in dem die Deutsche Bahn steckt: Sie soll investieren, aber auch Schulden abbauen. Sie soll ihre Mitarbeiter gut bezahlen, um Fachkräfte zu gewinnen; der Anteil der Personalkosten an allen Aufwendungen beträgt aber schon heute 45 Prozent. Und Streiks sollen bitte auch verhindert werden.

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