Hackerangriff:Ermittler durchsuchen Wohnung in Heilbronn

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  • Im Zusammenhang mit dem Hackerangriff auf Politiker und Prominente haben Ermittler bereits am Sonntagmorgen die Wohnung eines Mannes in Heilbronn durchsucht.
  • Dieser gilt derzeit als Zeuge.
  • Der 19-Jährige bestätigt, über mehrere Stunden hinweg befragt worden zu sein.
  • Das Bundesinnenministerium kündigt Verbesserungen bei der Abwehr von Cyberangriffen an.

Nach dem großangelegten Hackerangriff auf Daten von Politikern und Prominenten haben Ermittler die Wohnung eines Zeugen in Heilbronn durchsucht. Das bestätigte das Bundeskriminalamt am Montag auf Twitter. Zunächst hatten das ARD-Politikmagazin "Kontraste" und das RBB-Inforadio unter Berufung auf Sicherheitskreise von der Durchsuchung berichtet.

Den Medien zufolge gehört die Wohnung einem 19-Jährigen, der im IT-Bereich arbeitet. Die Ermittler hätten die Wohnräume und den Hausmüll des Mannes durchsucht und technische Geräte beschlagnahmt.

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Das Problem sind weder fehlende Gesetze oder Kompetenzen: Das eigentliche Problem ist das fehlende Bewusstsein für Datenschutz in der deutschen Politik - und in der deutschen Gesellschaft.

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Der Betroffene bestätigte dem Sender die Durchsuchung. Er sei "über mehrere Stunden befragt worden", sagte er "Kontraste". Der 19-Jährige stand nach eigener Aussage in Kontakt mit dem Hacker, der für den Datendiebstahl verantwortlich sein soll. Das Bundeskriminalamt war für eine Stellungnahme zunächst nicht zu erreichen.

Der Diebstahl persönlicher Daten Hunderter deutscher Politiker und Prominenter, darunter zahlreiche Handynummern, und deren Veröffentlichung im Internet war am Freitag öffentlich bekannt geworden. Links zu den Datensätzen wurden über einen mittlerweile gesperrten Account im Kurzbotschaftendienst Twitter verbreitet.

Betroffener Habeck berichtet von "einer Art Panik"

Das Bundesinnenministerium kündigte unterdessen Verbesserungen in der Abwehr entsprechender Attacken an. Das Cyber-Abwehrzentrum, das im konkreten Fall die Ermittlungen führe, werde verbessert, "ein Cyber-Abwehrzentrum plus" werde in den kommenden Monaten konkret ins Werk gesetzt, sagte der parlamentarische Staatssekretär Stephan Mayer (CSU) am Rande der Jahrestagung des Beamtenbundes dbb in Köln.

Das Cyber-Abwehrzentrum ist Teil der Cyber-Sicherheitsstrategie der Regierung und soll die operative Zusammenarbeit der Behörden optimieren sowie Schutz- und Abwehrmaßnahmen koordinieren. Das Innenressort werde in den kommenden Monaten zudem einen Entwurf für ein zweites IT-Sicherheitsgesetz vorlegen, so Mayer weiter. Im aktuellen Fall habe Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) größtes Interesse, "dass schnellstmöglich, zügig und lückenlos Licht ins Dunkel gebracht wird", sagte Mayer.

Seehofer will im Tagesverlauf mit dem Präsidenten des Bundesamts für Sicherheit in der Informationstechnik, Arne Schönbohm, und BKA-Präsident Holger Münch über den Fall beraten. Seehofer hatte der SZ gesagt, er rechne damit, die Öffentlichkeit "spätestens Mitte der Woche ausführlich zu informieren". Vorher wolle er belastbare Erkenntnisse sammeln.

Politiker von SPD, Grünen und FDP hatten infrage gestellt, ob die Behörde rasch genug reagiert habe.

Grünen-Chef Robert Habeck forderte eine bessere Ausrüstung und Ausbildung der Polizei für solche Delikte. Man brauche eine "Cyber-Polizei", sagte er am Montag im ARD-"Morgenmagazin". "Die Polizei muss ertüchtigt werden, solche Leute zu fassen." Habeck ist einer der Hauptbetroffenen der Veröffentlichung der gestohlenen Daten. Als er davon erfahren habe, sei seine erste Reaktion "eine Art Panik" gewesen, berichtete er. Die gesamte persönliche Kommunikation mit seiner Familie sei plötzlich auf irgendwelchen rechten Seiten im Internet nachlesbar gewesen.

© SZ.de/AFP/dpa/gal - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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