Handball-WM:"Ich wäre als Spieler auch genervt"

Germany v Argentina - International Handball Friendly

2007 Weltmeister, heute Teammanager der deutschen Handballer: Oliver Roggisch.

(Foto: Bongarts/Getty Images)

Als Spieler wurde Oliver Roggisch Handball-Weltmeister, heute ist er Teammanager der Nationalmannschaft. Zum WM-Start spricht er über die deutschen Chancen und lästige Vergleiche mit 2007.

Interview von Carsten Scheele

Oliver Roggisch, 40, war ein Handballspieler der härteren Sorte. Für die Gegner war es häufig schmerzhaft, dem Abwehrspezialisten auf dem Spielfeld zu begegnen. Nicht umsonst liegt er mit 497 Zeitstrafen in 432 Spielen auf Rang zwei der ewigen Rangliste der Handball-Bundesliga. Seinen größten Erfolg feierte Roggisch im Jahr 2007 mit dem Weltmeistertitel im eigenen Land. Zwölf Jahre später kommt die Handball-WM erneut nach Deutschland, Roggisch ist nun Teammanager der Nationalmannschaft. Vor dem WM-Start an diesem Donnerstag spricht Roggisch über die Chancen der deutschen Handballer und lästige Vergleiche mit 2007.

SZ: Herr Roggisch, manche Handball-Nationalspieler reagieren genervt, wenn Sie auf das "Wintermärchen" von 2007 angesprochen werden.

Oliver Roggisch: Wenn ich als Spieler immer gefragt werden würde, was die Generation vor mir gemacht hat, wäre ich auch genervt. 2007 ist sehr, sehr weit weg.

Belastet der ständige Vergleich?

Das ist eine Geschichte, mit der die Spieler heutzutage wenig zu tun haben. Unsere Mannschaft hat schon ihre eigene Geschichte geschrieben: Sie ist Europameister geworden, sie hat eine Olympia-Medaille geholt. Die habe ich als Spieler nicht gewonnen.

2007 standen Sie selbst noch als Abwehrchef und Kreisläufer auf dem Feld. Wie hat sich das Spiel seitdem verändert?

Der Handball hat sich extrem gewandelt. Der Sport ist schneller geworden, noch aggressiver, wird mit mehr Tempo gespielt. Spielerisch sind die Mannschaften noch stärker, auch athletisch hat sich viel getan.

Nach der verpatzten Europameisterschaft in Kroatien, als Deutschland nur Neunter wurde und große Unruhe im Team herrschte, geht Bundestrainer Christian Prokop angeschlagen in diese WM. Noch ein Unterschied zu 2007, als Heiner Brand auf der Bank saß?

Das finde ich nicht. Wir alle wissen, was in Kroatien passiert ist - aber darüber wollen wir nicht mehr sprechen. So schlimm, wie es in den Medien dargestellt wurde, war es auch nicht. Wir haben eine sehr gute Stimmung in der Mannschaft. Das Trainerteam genießt eine hohe Akzeptanz. Wir haben auch keine Verletzten. Das sieht aktuell sehr, sehr gut aus.

Was muss passieren, um eine Euphoriewelle wie 2007 zu starten?

Das liegt an uns. Wir starten gegen zwei Mannschaften, die wir schlagen müssen (Korea und Brasilien, Anm. d. Red.). Aber wir wissen natürlich auch, dass wir mit Frankreich eine Mannschaft in der Gruppe haben, die wahrscheinlich der Topfavorit auf den Titel ist. Wir müssen die Zuschauer mitnehmen und die Attribute reinhauen, die uns stark gemacht haben.

Die wären?

Gute Abwehrarbeit, gute Torhüter, Tempospiel nach vorne. Damit wir nicht darauf angewiesen sind, jedes Mal im Positionsangriff die Tore machen zu müssen. Wenn uns das gelingt, dann sind wir eine unangenehme Mannschaft.

Ist Korea zum Auftakt am Donnerstagabend ein dankbarer Gegner?

Bei einer WM spielen natürlich Mannschaften mit, gegen die wir klarer Favorit sind - anders als bei einer Europameisterschaft. Aber das soll uns nicht verleiten, mit angezogener Handbremse ranzugehen. Nur mit voller Energie kommen wir auf ein Toplevel, um gegen Gegner wie Frankreich bestehen zu können. Wenn uns das gelingt, haben wir die Chance, zum Halbfinale nach Hamburg zu kommen. Und dann wäre sowieso alles möglich.

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