Winterfolgen:Schnee und ein Haufen Probleme

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Markus Zimmermann vom Bauhof in Höhenkirchen-Siegertsbrunn im Wintereinsatz. (Foto: Claus Schunk)

Weil Bäume unter der Last umstürzen könnten, warnen die Behörden im gesamten Landkreis vor Waldspaziergängen. In Schäftlarn fällt der Unterricht aus. In Sauerlach wird das Dach eines Kindergartens geräumt und in Pullach sicherheitshalber das Schwimmbad geschlossen.

Von Iris Hilberth, Michael Morosow,Patrik Stäbler und Sabine Wejsada, Schäftlarn/Straßlach

Weiße, matschige Berge am Wegesrand, glatte Straßen und die Warnung vor Waldspaziergängen - die ersten Januartage sind auch im Landkreis München ungewöhnlich schneereich. Zwar ist die Lage weitaus nicht so dramatisch wie im nahen Oberland, wo reihenweise Schulen geschlossen bleiben. Allein am Gymnasium Holzkirchen sind mehr als 800 Schüler vom Unterrichtsausfall betroffen - darunter auch rund 90 aus dem Landkreis München. Doch auch an der Grundschule sowie am Benediktiner-Gymnasium in Schäftlarn findet diesen Donnerstag und Freitag kein Unterricht statt. Denn es wird weiter schneien. Der Winterdienst ist nach wie vor im Dauereinsatz, die Schneehaufen werden nach dem kurzen Abtauen am Dienstag wieder größer.

In Straßlach-Dingharting und in Unterhaching etwa ist man daher dazu übergegangen, den Schnee aus den Straßen abzutransportieren. "Wir haben einen Schneeabladeplatz im Ortspark, den wir in den vergangenen Wintern nicht benötigten, der nun aber wieder geöffnet ist", sagt der Unterhachinger Rathaussprecher Simon Hötzl. Auch in Straßlach-Dingharting verschafft man sich Platz im Ort, indem man den Schnee auf freie Flächen kippt. In Sauerlach sieht man diese Notwendigkeit noch nicht. "Die Straßen sind zwar dadurch enger und manchmal wird der Schnee auf die Gehwege geschoben, aber bisher geht es noch ", sagt Bürgermeisterin Barbara Bogner. Sie sieht die Situation nicht so dramatisch, wie sie mitunter dargestellt wird: "Es ist einfach nur Winter."

Teilweise mussten Straßen gesperrt werden

Allerdings warnt Bogner dringend davor, derzeit in den Wald zu gehen. Von Sonntag bis Montag hatte auch die Feuerwehr aufgehört, den Schneebruch zu entfernen, weil es einfach zu gefährlich war. So mussten die Straßen zwischen Arget und Altkirchen sowie zwischen Arget und Gumpertsham vorübergehend gesperrt werden. Abgeschnitten war dadurch aber keiner in den kleinen Ortsteilen. Auch in Straßlach-Dingharting waren nach den heftigen Schneefällen vom Wochenende zwei Straßen dicht: Zeitweise konnte man den Deininger Weiher nicht mehr anfahren, auch die Verbindung nach Jettenhausen war gesperrt. "Deiniger Weiher war schwierig, das Gasthaus war abgekoppelt, doch inzwischen ist es wieder offen", sagt Hauptamtsleiter Franz Gröbmair.

Insbesondere für den Forst gibt es aber keine Entwarnung. Wie Helmut Knauer bestätigt, der im Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Ebersberg auch für den Landkreis München zuständig ist, sind die südlichen Bereiche mehr von Schneebruch betroffen als der nördliche Landkreis. Mit als Grund dafür sieht er den hohen Bestand an Nadelbäumen im südlichen Wald. "Die fangen mehr Schnee auf und dadurch steigt das Risiko", sagt er. Im Norden habe zudem stärkerer Wind zur Entlastung der Bäume beigetragen.

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(Foto: Claus Schunk)

Freud und Leid des Winters: Mit Schneefräse versucht Rudolf Ehrl in Höhenkirchen, den Gehweg vor dem Haus frei zu kriegen.

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(Foto: Claus Schunk)

Derweil wird es auf den Straßen eng...

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(Foto: Claus Schunk)

...und türmen sich in Aying die Berge.

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(Foto: Claus Schunk)

Spaß haben die Kinder.

Insbesondere die Nadelbäume bergen ein Risiko

Große Schneelast auf den Bäumen hat Gerrith Hinner, Forstrevierleiter in Pullach, festgestellt. Der Schnee sei mit Wasser vollgesaugt und daher sehr schwer. Wer nicht dringend in den Wald müsse, sollte draußen bleiben, rät er. Es gebe in seinem Revier Bereiche, da treffe man alle paar Meter auf abgebrochene, zwei Meter dicke Äste und Kronen. "Das reicht aus, um einen Menschen zu erschlagen", warnt Hinner.

Wie groß der Schaden durch Schneebruch im Deisenhofener Forst ist, konnte die neue Revierleiterin Franziska Kremitzl am Mittwoch nicht sagen: "Ich habe momentan keinen Überblick, weil ich ja nirgends hinkomme", sagte Kremitzl. Die meisten Forststraßen seien derzeit nicht befahrbar, zu Fuß sei der Weg doch sehr anstrengend - und gefährlich, so die Försterin. Entlang von Straßen und Gassen könne man sehen, dass sich die Äste schwacher Bäume unter der Schneelast nach unten bögen. Ein kleines Waldstück habe sie aber räumen lassen, um ihrer Arbeit nachgehen zu können. Aktuell markiert sie Bäume, die für den Hieb bestimmt sind. Am Dienstag habe sie eine Frau mit Hund im Wald gesehen. "Davon würde ich abraten", sagte Revierleiterin Kremitzl.

So dramatisch ist die Situation in den Wald- und Erholungsgebieten im nördlichen Landkreis nicht, wenngleich der zuständige Förster Michael Matuschek Spaziergänger davor warnt, "die gesicherten Wege zu verlassen" und in den Wald hineinzugehen. "Achtsam muss man aber immer sein", sagt Matuschek, der in den vergangenen Tagen in seinem Revier Kontrolltouren gemacht hat. Das Eschentriebsterben habe den Bäumen zuletzt arg zugesetzt, und auch die noch vereinzelt vorhandenen Fichten bergen ein Risiko. Da könne es schon sein, dass Äste abbrechen könnten oder Kronen der Schneelast nicht mehr gewachsen sind.

Dächer rechtzeitig von Schneelast befreien

Inzwischen warnt die Regierung von Oberbayern vor zu hohen Schneelasten auf Dächern. "Befreien Sie Ihr Dach rechtzeitig von Altschnee. Wenn die zulässige Schneelast überschritten ist, kann es zu spät sein, denn der Deutsche Wetterdienst hat weiterhin Schneefall vorhergesagt", heißt es in einer Mitteilung. In Pullach hat man aus der drohenden Gefahr bereits Konsequenzen gezogen. Wie eine Rathaussprecherin mitteilte, wird das örtliche Schwimmbad von diesem Donnerstag an vorerst geschlossen bleiben. Die Entscheidung sei am Mittwochnachmittag nach einer Kontrolle gefallen. Zu diesem Zeitpunkt seien 74 Prozent der zulässigen Schneelast auf dem Dach gemessen worden, und man wolle kein Risiko eingehen.

Gemeindemitarbeiter Oliver Muchowski räumt Wege vor Grundschule in Straßlach-Dingharting. (Foto: CLAUS SCHUNK)

In Straßlach-Dingharting berichtet Hauptamtsleiter Gröbmair von einer regelmäßigen Überprüfung des Flachdachs der Grundschule durch einen Statiker. Derzeit sei es noch unproblematisch. In Sauerlach hingegen hat die Feuerwehr am Mittwochnachmittag das Dach des evangelischen Kindergartens "Regenbogen" von der Schneelast befreit. Verwehungen hatten hier zu hohen Schneemassen geführt.

© SZ vom 10.01.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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