Experimentelle Musik:Klangwunder Gletschereis

Beim Festival "Out Of The Box" gibt es ungewöhnliche Konzerte

Von Henrik Oerding

Das Wetter sorgt gerade für Ärger - in der Whitebox im Werksviertel aber freut man sich. Denn für das Festival "Out Of The Box" braucht es winterliche Temperaturen für ein außergewöhnliches Open-Air-Konzert: Der Norweger Terje Isungset will zeigen, dass man auf gefrorenem Wasser auch musizieren kann. Beim ersten Schwerpunkt des Festivals spielt Isungset - wie schon vor einem Jahr - "Ice Music", Konzerte mit Eisinstrumenten.

Seit 19 Jahren spielt der Komponist und Perkussionist auf Eis. "Als ich das erste Mal den Klang von Eis gehört habe, war es für mich das Schönste, was ich bis dahin gehört hatte", sagte Insungset bei der Vorstellung des Programms am Donnerstag in München. Er experimentierte mit dem Material und stellte fest, dass natürliches Eis für Perkussionsinstrumente besser ist; deswegen werden zum Festival Instrumente aus Gletschereis geliefert. Die Blasinstrumente werden vor Ort aus künstlichem Eis hergestellt. Für einen visuellen Eindruck sorgt Isungsets Kollege Eric Mutel. Der Fotograf gießt Bilder in Eis, die sich nach und nach in der Sonne verändern werden.

Das gilt auch für die Eisinstrumente: "Die sind so zerbrechlich, man muss mit ihnen vorsichtiger als mit einem Neugeborenen sein. Und so sollten wir auch mit der Natur umgehen", sagt Isungset. Das Festival läuft unter dem Motto "Klingende Naturgewalten", ein Projekt mit Jugendlichen und dem BR-Symphonieorchester behandelt den Klimawandel. Auch Wasser, nun ungefroren, wird zum Klingen gebracht: Das Ensemble "Between Music" spielt in seiner Produktion "AquaSonic" komplett unter Wasser. Optisch aufwendig inszeniert ergibt sich so eine Veranstaltung zwischen Konzert und Performancekunst.

Der dritte Schwerpunkt widmet sich dem Digitalen: "Das Digitale ist für uns auch eine Naturgewalt", sagt die Whitebox-Geschäftsführerin Martina Taubenberger. Verschiedene Konzerte untersuchen, wie die Digitalisierung Live-Musik beeinflusst. Kinderkonzerte ergänzen die drei Schwerpunkte. So können die Jüngsten unter anderem ausprobieren, wie man aus gefrorenem Wasser Instrumente macht. Der beste Eisjahrgang war laut Insungset übrigens 2003 - da klang das Eis einfach am besten.

Out Of The Box, Festival, Werksviertel: "Ice Music", Fr., 11., bis So., 13. Jan., München Hoch 5; "AquaSonic", Fr., 25., bis So., 27. Jan., Whitebox; "Digitale Poesie", Do., 31. Jan., bis So., 3. Feb., Whitebox

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