Jubiläum:Von Naturschutz bis Breitensport

Der Alpenverein wird 150 und zählt knapp 1,3 Millionen Mitglieder

Es war eine denkwürdige Runde, die am 9. Mai 1869 in München im Gasthaus "Blaue Traube" zusammentrat. Unter den 36 Männern waren so berühmte Alpinisten wie der Ötztaler Priester Franz Senn, der "Gletscherpfarrer" genannt wurde, der Prager Kaufmann Johann Stüdl, nach dem die Stüdlhütte am Großglockner benannt ist, und der Münchner Student Karl Hofmann. Am Ende der Versammlung war der Deutsche Alpenverein (DAV) gegründet. Das zentrale Ziel des neuen Vereins: der Bau von Hütten und Wegen in den Alpen. Beides wurde in einem Übermaß erreicht. Heute unterhält der DAV 322 Berghütten und betreut 30 000 Kilometer Wege und Steige in den Bergen. Und was die Mitglieder anbelangt, wächst der DAV jedes Jahr um die vier Prozent. Aktuell zählt er knapp 1,3 Millionen Mitglieder, wie Vereinschef Josef Klenner am Freitag stolz bekannt gegeben hat. Ein Ende des Booms ist auch im Jubiläumsjahr, das natürlich groß gefeiert werden wird, nicht zu erwarten.

Der DAV gibt sich gerne als Verein der Superlative. Und tatsächlich dürften wenige Vereine in der deutschen Vereinslandschaft mit ihm mithalten können - zumindest so lange die Sehnsucht der Menschen nach der Bergwelt ungebrochen bleibt. Der DAV ist die größte Bergsteigerorganisation weltweit. Seine 356 Sektionen bieten jedes Jahr 165 000 Bergtouren, Ausflüge und andere Veranstaltungen für ihre Mitglieder an. Auf einigen DAV-Hütten herrschen Standards wie in einem Berghotel. Der DAV leistet sich 207 Kletterhallen, eine eigene Sicherheitsforschung und anderes mehr. Puristen ist alles längst zu viel. Sie nennen den DAV spöttisch den "ADAC der Berge".

Tatsächlich legt der DAV einen maximalen Spagat hin. Mit Tausenden Ehrenamtlichen ist er ein Breitensportverein par excellence. Zugleich hat er jahrelang mit viel Geld und Manpower dafür gekämpft, dass Sportklettern olympisch wird. Er saugt das Mountainbiken und andere Trends auf wie ein Schwamm. Und er ist ein anerkannter Naturschutzverband, der sich strikt gegen neue Seilbahnen, Beschneiungsanlagen, Skipisten und andere Erschließungen der Bergwelt wehrt. Der Spagat zwickt und zwackt den DAV bisweilen heftig, auf den Versammlungen des Hauptvereins wie auf den Jahrestreffen der Sektionen. "Aber", sagt DAV-Chef Klenner selbstbewusst, "es waren von Anbeginn drei Punkte, für die unser Verein stand: der Bergsport selbst, die Hütten und Wege für die Mitglieder und der Naturschutz." Genauso, betont Klenner, soll es bleiben.

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