Wohnungsmarkt:Wenn der Vermieter ein Betrüger ist

Symbolfoto Ferienwohnung Schluessel Anbieter Airbnb Symbolfoto Ferienwohnung Schluessel Anbieter

Die Betrüger nutzen manchmal auch den Zimmervermittler Airbnb. Sie mieten eine Wohnung an für ein paar Tage und laden dann Wohnungsinteressenten ein. Nach dem Besichtigungestermin fragen sie dann nach der Kaution.

(Foto: Schöning/Imago)

Weil günstige Unterkünfte so knapp sind, haben Kriminelle leichtes Spiel - auf Portalen und bei der persönlichen Begegnung.

Von Sven Lüüs

Die schwierige Wohnungssuche auf den engen Großstadtmärkten lockt Betrüger an. Deshalb ist Vorsicht geboten: Wer eine Wohnung mieten möchte, kann sich nicht sicher sein, dass diese dem Vermieter tatsächlich gehört. Eine Masche schildert Ulrich Ropertz vom Deutschen Mieterbund: Kriminelle mieten eine Wohnung über Airbnb und bieten sie dann selbst zur Vermietung an. Nach dem Besichtigungstermin fordern sie eine Kaution, der Mietinteressent soll vorab bezahlen. Manche Fake-Vermieter legen sogar einen Mietvertrag für die Wohnung vor, die sie gar nicht besitzen. Ist das Geld beim vermeintlichen Vermieter eingegangen, hören die Mietinteressenten von diesem gar nichts mehr. Bei den persönlichen Treffen achteten solche Fake-Vermieter darauf, ihre wahre Identität zu vertuschen. Wer es dem potenziellen Vermieter um jeden Preis recht machen möchte und dabei zu früh seine Daten herausgibt, ist immer anfällig für die Maschen der Betrüger am Mietmarkt.

Da es so schwer ist, in den größeren Städten eine bezahlbare Wohnung zu finden, gingen Wohnungssuchende immer leichtfertiger mit ihren Daten um, sagt Ropertz: "Wer lange genug auf den engen Wohnungsmärkten sucht und dann die Chance auf eine bezahlbare Wohnung sieht, bei dem klingeln keine Alarmglocken mehr." Deswegen würden so oft Wohnungssuchende auf Immobilienportalen betrogen. Das bestätigt auch Immobilienscout24: Die Zahl der Betrüger im Internet steige nicht; da aber attraktive Wohnungen zu einem niedrigen Preis immer seltener würden, hätten es die Betrüger immer leichter.

Wer wegen des engen Mietmarktes unter Stress stehe, sehe alles mit einem "Tunnelblick", sagt Stressforscher Tim Hagemann von der Fachhochschule der Diakonie in Bielefeld. Dieser Tunnelblick richte sich dann nur noch auf die eigenen Probleme, in dem Fall auf die Sorge, keine Wohnung zu finden. Wenn das Wohnungsangebot zu gut sei, um wahr zu sein, blieben dann Alarmglocken still, die eigentlich angehen müssten. "Wer unter Stress steht, blendet solche Dinge dann einfach aus", sagt Hagemann.

Mieterschützer Ropertz macht Immobilienscout24 und Co. für die Betrügereien auf ihren Portalen keinen Vorwurf. Die Portale haben ja selbst ein Interesse daran, Betrügern keine Plattform zu geben. Immobilienscout24 gibt an, mit 40 Mitarbeitern und selbstlernenden Algorithmen das eigene Netzwerk nach solchen Fake-Wohnungen zu durchsuchen. 90 Prozent der gefälschten Wohnungsanzeigen würden schon als solche entlarvt, bevor sie online gingen, heißt es beim Immobilienportal.

Wer eine bezahlbare Traumwohnung anbietet, hat die Wahl unter vielen Mietern. Er wird sicher nicht denjenigen die Wohnung vermieten, die sich zieren, ihm persönliche Daten zukommen zu lassen, denken viele Wohnungssuchende. "Ich kann den Leuten ja schlecht sagen: Beharr auf deinem Datenschutz, wenn sie dann die Wohnung nicht kriegen", sagt auch Ropertz.

Wer eine Wohnung mieten will, sollte niemals in Vorkasse gehen. Außerdem sollte man immer skeptisch werden, wenn der potenzielle Vermieter möchte, dass das Geld über Western Union überwiesen wird. Denn dort könnten Betrüger einfacher anonym bleiben. Und Gehaltsnachweise sollte man erst zur Verfügung stellen, wenn man die Wohnung auch gesehen hat und sich sicher ist, dass man gute Chancen hat, die Wohnung zu bekommen.

Ist man betrogen worden, sei die Lage rechtlich klar: "Von dem, bei dem das Geld gelandet ist, kann ich es zurückfordern", sagt Ropertz. Wenn man aber nicht wisse, wer der vermeintliche Vermieter überhaupt ist, habe man keine Chance, sein Geld zurückzubekommen.

Und noch ein Fall löst im Internet derzeit Empörung aus: Ein Wohnungssuchender habe seine Gehaltsnachweise auf sein Profil bei Immobilienscout24 hochgeladen. Ein Betrüger habe das ausgenützt und ein Fax an dessen Arbeitgeber geschickt, in dem stand, dieser solle das Gehalt in Zukunft auf ein anderes Konto überweisen - das des Betrügers. Der Geprellte hat danach angeblich zwei Monate lang kein Gehalt bekommen. So beschreibt es ein Freund des Betrugsopfers über den Kurznachrichtendienst Twitter.

Der twitternde Freund verdächtigt Immobilienscout24, die Gehaltsnachweise an Dritte weitergegeben zu haben. "Immobilienscout24 übermittelt aktiv keine Dokumente an dritte Parteien", heißt es dagegen bei dem Portal. Auch einen Hack schließt Immobilienscout24 aus. Das Portal habe noch nie mit einem solchen Fall zu tun gehabt, außerdem sei noch alles unklar. Was wirklich passiert ist, muss nun die Polizei ermitteln.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: