Deutsche Bank:Unrühmliche Tradition

Im Cum-Ex-Skandal macht es sich das Geldhaus zu einfach.

Von Jan Willmroth

Zumindest dies gibt die Deutsche Bank heute freimütig zu: Man sei in Geschäfte von Kunden zulasten des Fiskus "eingebunden" gewesen. Zugleich legt das Geldhaus aber Wert auf die Feststellung, sich nicht selbst aktiv an diesen Geschäften beteiligt zu haben, die unter dem Stichwort Cum-Ex als größter Steuerraubzug der bundesdeutschen Geschichte bekannt geworden sind. Wieder einmal redet sich die Bank mit formaljuristischen Spitzfindigkeiten heraus.

Es ist eine unrühmliche Tradition bei Deutschlands größtem Geldhaus, immer erst dann reinen Tisch zu machen, wenn es nicht mehr anders geht. Immer dann die eigene Kooperationsbereitschaft zu betonen, wenn Ermittler längst ungemütlich geworden sind. In diesem Fall dauerte es ein Jahrzehnt, bis die Bank ihr Wissen den Behörden offenlegte.

Wie man nun weiß, war sie mehr als nur eingebunden in dubiose Cum-Ex-Geschäfte. Sie hat als Depotbank diese Geschäfte erst ermöglicht, hat Steuerbescheinigungen ausgestellt, mit denen sich Kunden bei den Finanzbehörden mutmaßlich illegal Geld zurückholten. Sich jetzt in Fragen der Haftung zu verlieren, ist zu wenig. Es geht um die Verantwortung einer Bank, die heute anders sein will als damals. Das Mindeste wäre eine ernst gemeinte Bitte um Entschuldigung an die deutschen Steuerzahler.

© SZ vom 18.01.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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