Nachhaltigkeit am Ammersee:Gemeinwohl statt Geldgier

Gut Dietlhofen, Gemüsebauprojekt Stiftung Maffay

Mitarbeiter der Herzogsägmühle gärtnern auch in Peter Maffays Gut Dietlhofen. Der Betrieb hat nun eine Gemeinwohlbilanz erstellt.

(Foto: Georgine Treybal)

Eine Initiative stellt am Samstag in Schondorf Alternativen zur reinen Profitmaximierung vor. Sie glauben, dass die Zukunft einem Miteinander gehört.

Von Armin Greune

Konsumismus, um sich gesellschaftliche Anerkennung zu verschaffen; grenzenloses Wachstum trotz begrenzter Ressourcen. Gewinnmaximierung als Motor für eine florierende Wirtschaft, skrupellose Ausbeutung, um die Produktionskosten zu senken: Die Anhänger der Gemeinwohl-Ökonomie (GWÖ) sind überzeugt, dass dieser vermeintliche Fortschritt nicht ausreicht, um die Zukunft der Menschheit zu sichern. Statt sich einzig an Bilanzzahlen zu orientieren, sollten Unternehmen auch nach Kriterien wie Respekt für Menschenwürde, soziale Gerechtigkeit, Mitbestimmung und ökologische Nachhaltigkeit bewertet werden. Aus diesen Faktoren lässt sich eine Gemeinwohlbilanz von Firmen, Verbänden oder Vereinen erstellen, die den Status Quo festhält und mögliche Verbesserungen aufzeigt.

Ende September hat sich innerhalb der GWÖ-Initiative Bayern in Schondorf die Regionalgruppe Ammersee West formiert, ihre Koordinatoren sind Thomas Wree und Antje Novoa. Das erklärte Ziel ist, Organisationen und Betriebe für eine Gemeinwohl-Bilanzierung zu gewinnen. Dazu sollen erst einmal die Grundlagen dieses ethischen Wirtschaftsmodells in die Öffentlichkeit getragen werden: Am kommenden Samstag, 19. Januar, findet dazu von 15 bis 18 Uhr eine Informations- und Diskussionsveranstaltung in der Aula in der Schondorfer Grundschule statt.

Zunächst sind zwei Vorträge angesetzt. Wilfried Knorr, Vorstand der Herzogsägmühle, spricht zum Thema "Was ist Gemeinwohl-Ökonomie?" Die von ihm geleitete soziale Einrichtung der Diakonie bei Peiting (Landkreis Weilheim-Schongau) ist einerseits ein Dorf mit 900 Einwohnern, sie beschäftigt aber andererseits 1380 Mitarbeiter und umfasste 2017 ein Wirtschaftsvolumen von 98 Millionen Euro. Dabei steuerten allerdings externe Produktionserträge nur acht Prozent der Einnahmen im Haushalt bei - während Leistungsentgelte der Kostenträger 81 Prozent ausmachten. Denn Hauptziel der Einrichtung ist es, Kinder und Erwachsene mit Problemen, Krankheiten oder Behinderungen bei der sozialen und beruflichen Entwicklung zu unterstützen, beziehungsweise ihnen Heimat und Pflege im Alter zu bieten. 2017 hat die Herzogsägmühle erstmals eine Gemeinwohlbilanz erarbeitet. Zweiter Referent ist Helmut Dinter, Bürgermeister von Wessobrunn, der "Erfahrungen aus einer GWÖ-Gemeinde" vorstellen wird.

Nach kurzen Erfahrungsberichten einzelner Unternehmer besteht am Samstag die Möglichkeit zum intensiven Austausch. Die GWÖ-Initiatoren am Ammersee sind der Auffassung, "dass Kapitalismus und Kommunismus als gescheitert bezeichnet werden können", wie sie in der Pressemitteilung zur Veranstaltung schreiben. Sie sind überzeugt, dass die Zukunft einem Miteinander gehört, das sich nicht an kurzfristigem Profit, sondern an Nachhaltigkeit und Solidarität orientiert. Erste Unternehmen zeigten bereits auf, dass man gleichzeitig sozial und ökologisch verantwortungsbewusst handeln und ökonomisch erfolgreich sein kann: So habe sich die Sparda-Bank München nach den 20 Kriterien der GWÖ zertifizieren lassen - und obendrein wirtschaftlich gearbeitet.

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