München:Die Skepsis überwiegt

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Einem etwaigen Ausbau des Sechzger-Stadions erteilen Nachbarn und Lokalpolitiker mehrheitlich eine Absage

Von Julian Raff, Giesing

Fasst man das Meinungsbild aus Anwohner- und Bürgerversammlungen im Stadtbezirk Untergiesing-Harlaching zusammen, können die Anwohner mit dem Spielbetrieb im Stadion an der Grünwalder Straße einigermaßen leben, wenn auch manchmal unter Schmerzen. Eine etwaige Verdopplung der Kapazität auf 30 000 Plätze, wie sie der Stadtrat per Machbarkeitsstudie untersuchen will, lehnen Nachbarn und Bezirksausschuss aber mehrheitlich ab. Nachdem sich die Bürgerversammlung vor zwei Monaten für den Status Quo von 15 000 Plätzen ausgesprochen hatte, verabschiedete der BA nun eine skeptische Stellungnahme zum Ausbau und plant für Mitte Februar einen runden Tisch mit maximal 20 Vertretern von Anwohnern, Fans, Vereinen, Referaten und Polizei.

Termin und Ort stehen noch nicht fest, wobei der "Gartenstadt"-Saal als eines der wenigen Veranstaltungslokale im Viertel weitgehend ausgebucht ist. Von der Machbarkeitsstudie zeigte sich der BA, einschließlich seines Vorsitzenden Clemens Baumgärtner (CSU), völlig überrascht. Das ist zumindest insofern bemerkenswert, als Baumgärtner vor Kurzem zum Wirtschaftsreferenten der Stadt geworden ist. Zugang auch zu solchen Informationen hat er aber noch nicht, denn der Amtsantritt ist erst für den 1. März geplant.

Melanie Kieweg (parteifrei) bezeichnete die Beauftragung über die Köpfe des Bezirksausschusses hinweg als "Affront". Baumgärtner sieht, wie die meisten BA-Mitglieder, vor allem bei Verkehrserschließung und Lärmschutz offene Fragen. Vom Anwohnerdialog erhofft er sich eine Alternative zu einem Gang vor Gericht, den einige Stadionnachbarn derzeit erwägen. Das Problem der offenbar falsch, nämlich mehr in die Umgebung als ins Stadionrund ausgerichteten Lautsprecher haben offenbar auch die Fans als solches erkannt, wie in ihren Blogs zu lesen.

Ein Ärgernis bleiben allerdings wild bieselnde Gästefans. Die Toiletten im U-Bahn-Zwischengeschoss am neuen Bus-Sammelpunkt Wettersteinplatz könnten zwecks Abhilfe besser ausgeschildert werden. Das breite Meinungsspektrum innerhalb ihrer SPD-Fraktion steckten Winfried Schreyer und Michael Sporrer ab, die als einzige BA-Vertreter gegen die skeptisch-abwartende Stellungnahme stimmten. Schreyer tat dies als glühender Sechziger-Fan, Sporrer, da er den millionenschweren Ausbau als Verschwendung von Steuergeldern ablehnt - zumindest, solange die Vereine lediglich dreistellige Tagesmieten zahlten.

© SZ vom 22.01.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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