Freizeitverkehr:Strafzettel für freie Ufer

Sylvensteinstausee Sylvensteinspeicher

Der künstliche Sylvensteinssee an der deutsch-österreichischen Grenze ist im Sommer ein Idyll und zieht zahlreiche Tagesgäste an. Weil viele mit dem Auto kommen und wild an der Straße parken, bekommt das Wort "Stausee" dort allerdings einen ganz neuen Sinn.

Mit überwachten Parkzonen und einem Nachtparkverbot will Lenggries die Situation an der B 307 zwischen Sylvensteindamm und Vorderriß in den Griff kriegen. Falschparkern drohen von April bis Oktober Bußgelder.

Von Petra Schneider

Die landschaftliche Schönheit des Isarwinkels und das Bedürfnis nach einer aktiven Freizeitgestaltung zieht massenhaft Menschen in die Region. Kochel- und Walchensee, Isar, Sylvensteinsee - die Probleme durch den hohen Freizeitdruck gleichen sich. Um die teils chaotische Parksituation an der Bundesstraße 307 zwischen Sylvensteindamm und Vorderriß in den Griff zu bekommen, soll es in diesem Bereich nun eine Zonenparkregelung und ein Nachtparkverbot geben. Künftig werden Falschparker, die außerhalb gekennzeichneter Flächen stehen, mit 25 Euro zur Kasse gebeten. Parken im Bereich des Naturschutzgebiets wird mit mindestens 35 Euro und einer Anzeige beim Landratsamt geahndet. Wer gegen das Nachtparkverbot verstößt, muss je nach Dauer und Behinderung zwischen 15 und 35 Euro zahlen.

Die Beschilderung des Landschafts- und Naturschutzgebiets und der Parkverbotszonen soll am Sylvensteindamm erfolgen. Überwacht wird die neue Regelung zunächst nur von April bis Oktober. Die Gemeinde will dafür eine Zweckvereinbarung mit dem Sicherheitsdienstleister der Stadt Wolfratshausen schließen, der bereits den fließenden Verkehr in Lenggries kontrolliert. Der Gemeinderat hat sich am Montag einstimmig für das Konzept ausgesprochen.

"Die individuelle Freiheit hat in unseren Gesellschaft einen hohen Stellenwert", sagte Franz Steger von der Unteren Naturschutzbehörde im Landratsamt. Folgen für Natur und Anwohner würden oft nicht bedacht. Aber nicht nur das rücksichtslose Verhalten einzelner, sondern die schiere Masse an Erholungssuchenden stellt die Region vor Herausforderungen. Wie Steger sagte, werde die Bevölkerung in Oberbayern bis zum Jahr 2035 um 430 000 Menschen wachsen, alleine für München prognostiziert die Statistik knapp 300 000 Neubürger. "Oberbayern boomt", sagte Steger. Und damit steige auch der Freizeitdruck im Landschaftsschutzgebiet Sylvensteinsee und im Naturschutzgebiet Karwendel. Die Verstöße gegen entsprechende Schutzverordnungen hätten zugenommen, vor allem falsches Parken, unerlaubtes Feuermachen und Zelten. Im Jahr 2017 hätten die Behörden 240 Ordnungswidrigkeiten registriert, 800 Anzeigen seien eingegangen, sagte Steger. Nicht nur die Natur leidet, auch die Bevölkerung; durch wildes Parken würden Zufahrten zu landwirtschaftlichen Anwesen und Rettungswege blockiert. Die Waldbrandgefahr steige, wenn Autos mit heißen Katalysatoren auf trockenen Wiesen abgestellt würden. "Wir wollen Menschen nicht aussperren", betonte Steger, aber "unmissverständliche Regeln" seien nötig, um Verstöße ahnden zu können.

Lawinengefahr Sperrung B 307

Vor kurzem war die B<ET>307 noch wegen Lawinengefahr gesperrt. Im Sommer sollen dort nun Parkzonen Blechlawinen verhindern.

(Foto: Manfred_Neubauer)

Alles verbieten will auch die Gemeinde nicht, die Angebote für Erholungssuchende anbietet: Steger lobte den Nachtparkplatz in Fall und den Grillplatz bei der Wasserwacht. Auch die Aufklärung der Öffentlichkeit sei, in Zusammenarbeit mit dem Verein "Rettet die Isar jetzt", verbessert worden. Wie dies auch für die angespannte Parkplatzsituation gelingen könne, darüber werde seit 2017 nachgedacht. Im vergangenen Jahr habe es Ortstermine gegeben, zusammen mit Polizei und Straßenbauamt habe man eine Zonenregelung erarbeitet, wie sie auch am Walchensee-Südufer gelte. Zur Überwachung sind in einer Probephase zehn bis 15 Einsatzstunden pro Monat vorgesehen.

Aus Arbeitsschutzgründen muss die Einhaltung des Nachtparkverbots von zwei Mitarbeitern kontrolliert werden, weil das Gebiet sehr abgelegen ist, wie Helmut Potstada von der Lenggrieser Verwaltung erklärte. Die Gemeinde müsse für eine dreistündige Überwachung mit knapp 265 Euro rechnen. Franz Schöttl (CSU) wies darauf hin, dass Parkverbote zu einer Verlagerung des Problems Richtung Kaiserwacht und Rißtal führen könnten. Die neue Verordnung sei "ein Anfang", man müsse die Effekte aber weiter beobachten, ergänzte Bürgermeister Werner Weindl (CSU).

Die Schildern sollten nach Ansicht einiger Gemeinderäte nicht nur Verbotszonen, sondern auch erlaubte Parkflächen auszeichnen. Markus Landthaler (FWG) regte an, den Wasserwachtparkplatz auf der Wiese zu vergrößern. Stephan Bammer (FWG) will eine "gewisse Anzahl" von Parkplätzen im Bereich Prinzregentenbad erhalten. Florian Forstner (FWG) hielt die erlaubten Zeiten bis 22 Uhr am Grillplatz bei der Wasserwacht für zu restriktiv. Dem widersprach Weindl: Der Grillplatz sei hauptsächlich für Familien mit Kindern gedacht, die in der Regel nicht länger blieben. Die Erfahrung zeige: "Je später der Abend, desto betrunkener die Gäste." Ausbaden müssten das dann die Ranger.

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