Neue Kultureinrichtung:Die Akademie der komischen Künste

Initiative wirbt für interaktives Humormuseum in München, 2018

Unterstützen das Forum Humor und Komische Kunst: Eckart von Hirschhausen, Gerhard Polt und Peter Gaymann (von links).

(Foto: Robert Haas)

Das geplante Haus des Humors soll mehr als ein bloßes Museum werden - doch noch fehlen die nötigen Zuschüsse

Von Sabine Reithmaier

Seiner Verwirklichung wieder ein kleines Stück näher gerückt ist das Forum Humor und komische Kunst. Seit eineinhalb Jahren bemüht sich der gleichnamige Förderverein, in München eine Einrichtung ins Leben zu rufen, die sich dem Phänomen der Komik in allen Formen widmet. Das geeignete Haus hat der Verein seiner Ansicht nach schon gefunden: die ehemalige Viehmarkt-Bank im Schlachthofviertel, die der Stadt gehört. Doch um mit Stadt und Freistaat über die Finanzierung der Einrichtung zu verhandeln, bedurfte es einer Machbarkeitsstudie, die am Mittwoch vorgestellt wurde.

Auf 180 Seiten werden darin alle Aspekte verhandelt, die für eine neue Kultureinrichtung wichtig sind, natürlich auch die finanzielle Seite. 800 000 Euro Zuschuss werden alljährlich notwendig sein, um den laufenden Betrieb zu unterstützen. Keine wirklich große Summe findet Reinhard G. Wittmann, der Vorsitzende des Vereins. "Und komische Kunst ist doch genauso förderungswürdig wie andere Sparten."

An Kabarettisten, Karikaturisten, Zeichnern, Musikern, Filmemachern, Autoren und Satirikern mangelt es Bayern nicht, wohl aber an einem Ort, an dem diese Szene gepflegt wird. Im Unterschied zu anderen Einrichtungen der komischen Kunst, die sich auf Karikatur und Zeichenkunst spezialisieren, ist das Münchner Haus interdisziplinär geplant. "Unser Ansatz geht nicht von einer vorhandenen Sammlung aus, um die herum sich alles aufbaut", präzisiert Stefan Iglhaut, der Autor der Studie. "Wir setzen auf ein ganzheitliches Konzept, das die Kunst- und Kulturgeschichte der Komik darstellt und erfahrbar macht, selbstverständlich unter Mitwirkung von Künstlern aus allen Bereichen."

Entstehen soll also kein klassisches Museum, sondern ein spartenübergreifendes Haus, in dem es neben Ausstellungen und Veranstaltungen auch Fortbildungen und Dienstleistungen gibt. "Das wäre nicht nur in Deutschland einmalig", schwärmt Iglhaut. Die Dauerausstellung bezeichnet er als eine "dynamische Abfolge von Szenenwechseln". Die einzelnen Module, darunter auch wissenschaftliche Fragestellungen wie etwa "Warum lacht ein Mensch?", werden in unregelmäßigen Abständen erneuert. Geplant ist eine Filmbox, die unter dem Motto "Der ganze Film" Klassiker der Filmkomödie zeigt. Aber im Zentrum stehen Werkzyklen "komischer" Künstler, berühmter Clowns genauso wie von Stars der Comedy-Szene oder der "Universalisten" wie Otto, Loriot oder Gerhard Polt, dem "Co-Inspirator" des Forums.

Ein anderer Baustein sind die Sonderausstellungen, die einzelnen Künstlern oder speziellen Themen gewidmet sind, etwa der Kunst des Derbleckens am Nockherberg. Zentrale Bestandteile sind auch die Bühne im Café mit täglichen Auftritten oder der Museumsshop mit einem Spezialangebot zu komischer Kunst. Doch auch an Fortbildung ist gedacht. Geplant ist eine Akademie der komischen Kunst, die, natürlich spartenübergreifend, Seminare, Workshops oder Tagungen anbietet. Und es wird "Humordienstleistungen" geben. In Zusammenarbeit mit Eckart von Hirschhausens Stiftung "Humor hilft Heilen" geht es darum, Humor therapeutisch einzusetzen, Künstler in Krankenhäuser, Altenheime oder Palliativstationen zu vermitteln.

Für die Sanierung und den späteren Betrieb schwebt dem Forum eine Stiftung vor, die gemeinsam mit der Stadt München zu gründen wäre. Die Landeshauptstadt sollte das Nutzungsrecht auf das Gebäude sowie einen jährlichen Zuschuss für den späteren Betrieb einbringen. Für Sanierung und Ausstattung des denkmalgeschützten Gebäudes setzt Iglhaut knapp 18 Millionen Euro an. Durch Spenden hat der Verein eine Million zusammengetragen, eine weitere Million soll aus den Mitteln des Denkmalschutzes fließen. Weitere 2,8 Millionen ergeben sich aus der Rückerstattung der Mehrwertsteuer an den gemeinnützigen Verein. Bleibt eine Finanzierungslücke von knapp 13 Millionen Euro. Wittmann und seiner Stellvertreterin Marianne Wille obliegt es nun, mit Freistaat und Stadt über diese Summen zu verhandeln. Aber noch sind sie ganz optimistisch.

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